Franziska Burri und Wilfried Eggenberger sind echte Naturfreunde. Bei einem zufälligen Aufeinandertreffen geben die Naturschützenden einen Einblick in ihren Umgang mit der gefährdeten Naturdiversität.
Es ist ausnahmsweise ein sonniger Nachmittag. Eine ...
Franziska Burri und Wilfried Eggenberger sind echte Naturfreunde. Bei einem zufälligen Aufeinandertreffen geben die Naturschützenden einen Einblick in ihren Umgang mit der gefährdeten Naturdiversität.
Es ist ausnahmsweise ein sonniger Nachmittag. Eine Frau und ein Mann, ausgerüstet mit einer unübersehbaren Nikon-Kamera Z9, durchstreifen das Gebiet des Naturwaldes Steigloch, unweit des 300-Meter-Zielscheibenstandes der Schützengesellschaft. Dort befinden sich mehrere verborgene Biotope, die sich erst bei einem Gang durch den lichten Auenwald offenbaren und ansonsten den Spaziergängern eher verborgen bleiben. Jedoch nicht den zwei Individuen, die sich immer wieder bücken, als ob sie etwas suchen würden.
«Suchen sie etwas Bestimmtes, etwa den Eisvogel?», fragt der Schreibende beim Nähertreten. «Nein, wir graben die Neophyten aus, eine missliebige Pflanze, die als Eingeschleppte die Einheimischen verdrängt. In diesem Bestreben unterstützen wir Mitglieder des örtlichen Natur- und Vogelschutzvereins, zudem die Gemeinde und den Kanton, um zum Erhalt der Biodiversität beizutragen. Auf einem Kontrollgang haben wir auch den hochgiftigen Riesenbärenklau entdeckt und der Gemeinde gemeldet, die ihn danach entsorgte», erklären die beiden. Und erst jetzt fällt dem Autor auf, dass der 74-Jährige und die um 20 Jahre Jüngere von Kleidern gut eingehüllt sind, wohl um sich gegen die erhöhte Zeckengefahr zu schützen, was sich dann auch bestätigte.
Apps liefern Erkenntnisse
Danach intensiviert sich der gegenseitige Austausch. «Als wertvolle Hilfe beim Erkennen von Pflanzen und Vögeln bedienen wir uns des Handys. Mit der App ‹Flora Incognita› fotografieren wir die unbekannten Pflanzen und können das Ergebnis gleich ablesen. Wird eine Sicherheit von 90 Prozent angegeben, so kann man Gewissheit haben, dass das Ergebnis richtig ist. Nebst der Pflanzenapp liefert auch ‹Merlin Bird ID› aussagekräftige Erkenntnisse. Die Arten, ob Goldammer, Gartengrasmücke oder Distelfink, lassen sich über die Vogelstimmen bestimmen. Auch da genügt ein Klick. Bei Insekten ist es etwas schwieriger, bedenkt man, dass in der Schweiz unzählige Arten vorkommen. Beide genannten Apps sind sehr hilfreich und übrigens gratis. Diejenige für Reptilien ist allerdings kostenpflichtig. Die Apps bereichern den Gang in der Natur, machen diesen noch spannender und erschliessen viele bisher unbedachte Geheimnisse», sagen sie.
Vielleicht für manche Naturbewusste ein Input, diese selbst zu installieren oder installieren zu lassen. Die (noch) grosse Artenvielfalt kennenzulernen, auch wenn nicht in ihrem ganzen Ausmass, kann eine dankbare Aufgabe sein. Vielleicht nach dem Motto «Sage mir, wie du heisst, und ich nenne dich beim Namen», ist man geneigt zu sagen.
KURT LICHTENSTEIGER