Sek-Projekt «Under The School»
01.07.2025 ElggJede Sekundarschülerin und jeder Sekundarschüler wusste um die Abschlussprojektphase zum Schulende. Und dennoch wurde so manch einem wohl flau, wenn – wie im Schulhaus Ritschberg in diesem Januar – zur Infotagung in den Singsaal aufgeboten wurde. Powerpointiert hob Tihomil ...
Jede Sekundarschülerin und jeder Sekundarschüler wusste um die Abschlussprojektphase zum Schulende. Und dennoch wurde so manch einem wohl flau, wenn – wie im Schulhaus Ritschberg in diesem Januar – zur Infotagung in den Singsaal aufgeboten wurde. Powerpointiert hob Tihomil Krmpotic, Fachlehrer Werken, hervor, was er von seinen Zöglingen im nächsten Halbjahr erwartete. Von den 60 Jahrgängern in den vier betroffenen Klassen sollte jeder etwas zurechtlegen, was ihm oder ihr wichtig wäre, zu bauen, darzustellen oder auszuprobieren. Sich quasi eine Vorschau aufs Leben zu erarbeiten. Mit Mindmaps, Projektvertrag und Euphorie, bitte.
«Eine Schülerzeitung soll´s werden!» Für Emilie Steinemann ist das Projekt schnell klar. Journalistisch durch die Klassen streifen, Tratsch und Klatsch wöchentlich unter die Schülerschaft bringen, News jagen und Hintergründe beleuchten. Aber dann kommt die Ernüchterung: Der Aufwand. Irgendwie muss man - bei den zwei Projektstunden, die am Mittwoch zur Verfügung stehen - auch realistisch bleiben. Also umgeschwenkt. Die Idee kommt mit einem Reisszoom. Ein Film soll es werden! Der Fünfzehnjährigen schwebt ein Thriller im Schulhaus vor. Ort ist gegeben. Darsteller auch. So scheint es.
Die Projektleiter unterzeichnen Emilies Projektvertrag und sie kann losschiessen. Belegt einen Kurs über Dramaturgie und Bildsprache, verfasst ein 20-seitiges Drehbuch. Von der Firma Leucom in Frauenfeld holt sie sich eine Zusicherung über das benötigte Equipment ein und auch eine Dreherlaubnis, um in deren Serverräumen zu filmen. Transzendente Szenen, die im fertigen Film unters Schulhaus geschnitten werden sollen. Alles läuft planmässig. Alles? Fünf Tage vor Drehbeginn springt eine Akteurin ab. Hat selbst zu viel um die Ohren. Glücklicherweise kann Emilies BF Celina in die Bresche springen und komplettiert damit den Cast um Kanyasiri, Beat, Andreas und Loris.
Szene 1: Drei Schüler müssen nachsitzen und geraten ins Visier einer Unsichtbaren. Szene 2: Eine Hatz durch die Katakomben des Ritschberg. Szene 3: Wird hier natürlich nicht verraten.
Auf Set wird Emilie durch einen Nachbarn und ihren Vater unterstützt, der nicht nur den durchgeknallten Abwart spielt, sondern auch den direkten Link zum Pizzaboten darstellt. Die Crew braucht ja Durchhaltekalorien an den drei langen Drehtagen. Und nicht immer kann Mama Jana lecker Lasagna beisteuern. Rückblickend waren die Dreharbeiten für Emilie «ein Mega-Spass».
Härter wurde es dann danach. Das Rohmaterial sichten, Takes auswählen, stützende Geräusche und rechtefreie Musik finden und dabei gleichzeitig die Fortschritte ins Projektjournal übertragen. Da kommt es arg ungelegen, dass die gewählte Schnittsoftware nicht das bietet, was die Jungfilmerin voraussetzt. Hier springt Joël Gugger ein, «Projektlehrperson Medien» und Informatiklehrer, der Emilie das offenere iMovie empfiehlt. Aber die erste Hälfte des Films muss dennoch erneut geschnitten werden, selbst wenn die Arbeiten auf dem Laptop nach Korsika in die Heuferien mitreisen. Da sprechen dann schon mal die Eltern ein Machtwort, wenn ein Ausflug die ganze Familie in der Kadrage haben will.
Auf die Frage, was sie denn nur werden will, wägt Emilie ab: «Erstmal die FMS, dann sehen wir weiter.» Vielleicht geht sie dann ja auch zur Sanität. Oder wird VJ. Wer weiss?
Am 10. Juli werden alle Projekte öffentlich Vernissage in den Zimmern des Sekundarschulhaus Ritschberg feiern, bevor am Abend die drei Siegerprojekte im Werkgebäude gekürt- und Zeugnisse zur Verabschiedung ausgehändigt werden. www.sek-elgg.ch
BEAT MORELL