Sek-Projekt «Holzschaukel»
05.07.2025 ElggJede Sekundarschülerin und jeder Sekundarschüler wusste um die Abschlussprojektphase zum Schulende. Und dennoch wurde so manch einem wohl flau, wenn – wie im Schulhaus Ritschberg in diesem Januar – zur Infotagung in den Singsaal aufgeboten wurde. Powerpointiert hob Tihomil ...
Jede Sekundarschülerin und jeder Sekundarschüler wusste um die Abschlussprojektphase zum Schulende. Und dennoch wurde so manch einem wohl flau, wenn – wie im Schulhaus Ritschberg in diesem Januar – zur Infotagung in den Singsaal aufgeboten wurde. Powerpointiert hob Tihomil Krmpotic, Fachlehrer Werken, hervor, was er von seinen Zöglingen im nächsten Halbjahr erwartete. Von den 60 Jahrgängern in den vier betroffenen Klassen sollte jeder etwas zurechtlegen, was ihm oder ihr wichtig wäre, zu bauen, darzustellen oder auszuprobieren. Sich quasi eine Vorschau aufs Leben zu erarbeiten. Mit Mindmaps, Projektvertrag und Euphorie, bitte.
Robin Mörgeli ist bekennender Holz-Fan. Mit Freude hilft er seinem Vater Stefan auf zweieinhalb Hektaren den Familienwald zu forsten. Die Arbeit an der Seilwinde mag er, die umgesägten, schweren Stämme mit dem Traktor aus dem Unterholz zu zerren und mit der Axt zu entasten. Werkstoff «Holz» ist für das Individualprojekt also gesetzt. Aber was wäre nützlich? Einen hölzernen Salontisch hat die Familie Mörgeli ja schon, ebenso ein Schuhchäschtli. Die Idee zu einem Blumendekogestell verwelkt ebenfalls. Eine Schaukel soll´s werden!
Bei der Projekteingabe wird es dann auch zum Kriterium, wo dieses Möbel denn hinsoll. Kein Thema, denn zuhause in Hofstetten ist reichlich Platz an der Aussicht. Für eine erste Visualisierung dient eine Illustration vom Netz. Nach alter Schule – mit Stift und Papier – macht sich Robin dann an die analogen Pläne. Zwei zusammengeschobene Stühle definieren die Sitzbreite. Aber wie steil plant man eine Rückenlehne ein?
Die Bretter für die Sitzfläche und für die Rückenlehne bezieht er im Sägewerk Thaddey, einem Familienbetrieb in Fischingen. Es ist wintergeschlagenes Holz, das der Schaukel daher künftige Verwindungen ersparen wird. Die Dimensionen von Seil und Karabinerhaken definiert Grossvater Heini. Als erfahrener Bergsteiger kann er die Stärke der wasser- und schmutzabweisenden Kletterseile am besten einschätzen. Gefaste Holmen, Armlehnen und Torx-Schrauben werden im Hornbach gekauft, woran sich die Schule mit 50 Franken beteiligt.
Nun geht es an die Arbeit in der hauseigenen Werkstatt. Es wird gesägt, gebohrt und geschliffen, wobei Robin das Sägen am besten liegt. Mit der geliehenen Kreissäge gelingen auch wirklich die präzisen Schnitte und die exakten Masse der Bretter. Stählerne Gewindeschrauben von einem Zentimeter Durchmesser werden abgelängt. Es sind die tragenden Stahlstangen, die Sitzfläche und Armlehnen verbinden sollen. Diese Gewindestangen durch die vertikalen Holme zu führen entwickelt sich zum schwierigsten Teil der Arbeit. Beim Probestück gelingt die Bohrung nur schief und das Stahlgewinde verkanntet. Ein Loch zu bohren, das durch den 30 Zentimeter langen Holzholm ein- wie austritt, gelingt erst beim zweiten Mal. Robin deckt die Gewindeschrauben dekorativ mit Kapselmuttern ab.
Bei einem ersten Probesitzen zeigt es sich, dass die Seilhaken nicht zu nah an die Gewindestange gehören. Robin sägt neue, längere Armlehnen zu, die es erlauben, die Ösen zurückzuversetzen. Damit generiert er mehr Stabilität und ein Aufschaukeln wird minimiert.
Robin versiegelt alle Holzteile vor dem Zusammenschrauben einzeln mit einem Klarlack und trägt nach der Endmontage eine zweite Versiegelung auf. Die Holzschaukel soll schliesslich noch viele Jahre beschaulich vor dem Hof baumeln.
Robin Mörgeli wird seine Lehre als Schreiner bei der ELIBAG AG in Elgg antreten und fünf weiteren Lehrlingen mit derselben Passion begegnen. Er wird ein motivierter Lehrling werden. Dazu müssen wir nicht auf Holz klopfen.
Am 10. Juli werden alle Projekte öffentlich Vernissage in den Zimmern des Sekundarschulhaus Ritschberg feiern, bevor am Abend die drei Siegerprojekte im Werkgebäude gekürt- und Zeugnisse zur Verabschiedung ausgehändigt werden.
BEAT MORELL
www.sek-elgg.ch