Sanierung als Gesamtpaket, hoffentlich nicht als Salamitaktik

  13.09.2022 Guntershausen

Darüber, dass die alte Turnhalle in Guntershausen dringend renoviert werden muss, wurde von offizieller Seite durch die Schulen Aadorf bereits hinlänglich informiert. Am Informationsanlass wurde der Bevölkerung nun die Gelegenheit geboten, der Schulgemeinde brennende Fragen zum Vorhaben direkt zu stellen.

Dass solche bestehen, hat die Veranstaltung im Mehrzweckraum am vergangenen Donnerstagabend mehr als deutlich gezeigt. Bevor die Anwesenden ihre Anliegen und Fragen äussern konnten, wurde das Projekt im Detail präsentiert. Nach einer kurzen Einführung durch die Schulpräsidentin Astrid Keller übernahm Ressortleiter Nino Heider das Wort und stellte die einzelnen Projektschritte der geplanten Sanierung vor. Dass die Turnhalle saniert werden muss, hängt von vielen Faktoren ab. Einerseits ist die Sicherheit der Turnenden nicht mehr gewährleistet, andererseits müssen rechtliche Vorgaben eingehalten werden. Nach der Kompletterneuerung des Kindergartens steht nun der nächste Schritt zum Werterhalt der Schulgebäude an.
«Natürlich könnte man da und dort nur gerade das Nötigste machen, aber uns ist es wichtig, dass wir die alte Turnhalle gesamthaft sanieren können und nicht in kleinen Stücken, was letztendlich mehr als ineffizient wäre. So haben wir das Projekt als Ganzes betrachtet und geplant, auch im Hinblick auf die wachsenden Schülerzahlen. Es ist zweifellos ein Mehrbedarf an Raum – auch an Turnhallen – vorhanden», begründete Heider das Kreditbegehren. Ausserdem solle die neue Turnhalle einen Beitrag an die Kultur liefern, an die Jugend und den Sport im Allgemeinen.

Eine ganze Reihe von gesetzlichen Vorschriften

Nicht nur die Energiewende wartet mit einer ganzen Reihe von Vorschriften auf, die öffentliche Bauten erfüllen müssen: Heizung, Fenster und Beleuchtung müssen angepasst; Brandschutzvorschriften eingehalten und Fluchtwege garantiert werden. Viele dieser Modifikationen stehen so oder so an, selbst bei einem ablehnenden Urnenentscheid noch diesen Monat. Ebenfalls zwingend sind die Richtlinien des Behindertengleichstellungsgesetzes zu berücksichtigen. Nach seinen Ausführungen übergab der Ressortleiter das Wort der Liegenschaftsverwalterin Cornelia Brändli, zuständig für Projektdetails und -Leitung. Sie ist die Schnittstelle zwischen Architekt, Lieferanten, Vereinen, Behören und kennt das Sanierungsvorhaben bis ins kleinste Detail. Als Beginn ihres Überblicks über das Projekt nahm sie direkt Bezug auf die veraltete Halle und ihre Infrastruktur, die sich mit 57 Jahren deutlich am Ende ihrer Lebensdauer befinde. Die grössten Brocken seien Heizung, Lüftung und Sanitär, was aus dem Budget ebenfalls klar hervorgehe – die Details dazu finden sich in der Abstimmungsbotschaft. Mit 315’000 Franken ist die Heizung einer der grossen Posten des geplanten Kredits von gegen 3,5 Millionen, trotzdem die Anlage erst acht oder neun Jahre alt ist. Gemäss dem Energierecht Thurgau müssen öffentliche Gebäude klimafreundlich beheizt werden, daher soll auf die Gasheizung eine Pelletheizung folgen. Ebenfalls gesetzlich vorgeschrieben sind eine Komfortlüftungsanlage und Anpassungen an den Elektroinstallationen.

Mehrkosten aufgrund der aktuellen Weltlage

Abschliessend vor der Fragerunde nahm Brändli Bezug auf die zu erwartenden Mehrkosten und begründete den Verbleib von Office und Bühne. Beide sind nicht nur für den Schulbetrieb, sondern auch für die Vereine von grosser Bedeutung und beide müssten dringend modernisiert werden. Zu den Turngeräten erklärte sie: «In der Halle werden sowohl die Geräte wie auch der vorhandene Boden ausgewechselt. Beides entspricht nicht mehr den heute gültigen Sicherheitsnormen». Hinsichtlich der Kosten kam die Liegenschaftsverwalterin nicht umhin zu erwähnen, dass mit Mehrkosten von bis zu 10 Prozent gerechnet werden müsste, aufgrund der aktuellen Lage. «Da wir jedoch den Kostenvoranschlag schon sehr detailliert ausgearbeitet haben, basierend auf fundierten Fakten, gehen wir davon aus, dass dieser einkalkulierte Mehraufwand von ungefähr 300’000 Franken reichen wird.» Damit übernahm Astrid Keller die Präsentation des Budgets und erläuterte, welche Massnahmen im Einzelnen die Gesamtkosten des nötigen Baukredits von 3’480’000 Franken ausmachen. Die Details dazu sind ebenfalls in der Abstimmungsbotschaft oder online jederzeit einsehbar. Trotzdem sei es sinnvoll, die Sanierung als Gesamtpaket in Angriff zu nehmen. Ein Flickenteppich aus kleinen Einzelmassnahmen sei am Ende immer teurer, da sind sich Behörden und der ebenfalls anwesende Architekt Daniel Gubler einig. Vor der Ausgangslage, dass die Stimmberechtigten am 25. September dem Vorhaben zustimmen, ist der Baustart für Sommer 2023 geplant – die ersten Turnübungen in der sanierten Halle sollten Ende 2024 möglich sein. Der Turnunterricht der Schulen soll von der Bautätigkeit nicht tangiert werden und sollte daher nahezu wie geplant stattfinden.

Fragen und Bedenken der Vereine

Viele Fragen aus dem Publikum kamen von Vereinsseite. Cornelia Brändli und ihre Mitstreiter beantworteten die verschiedenen Anliegen kompetent und sachlich und versprachen, sich den diversen Punkten anzunehmen, diese abzuklären und wo nötig, entsprechende Ansprechpartner der Vereine mit an den Sitzungstisch und in die Baukommission zu holen. Eine anstehende Abklärung betrifft den geplanten neuen Boden, der weicher, dadurch jedoch anfälliger für Verletzungen durch Tische und Bänke sein dürfte – eine Frage des Turnvereins, der in der Halle weiterhin Unterhaltungsabende durchführen möchte. Ein weiterer Punkt betraf Art und Ausführung der neuen Turngeräte und wer darüber befinden würde; auch in diese Entscheidungsfindung würden die Vereine miteinbezogen. Ein grosses Fragezeichen betraf die Dauer der Sanierung. Wenn der Turnbetrieb für die Schulen garantiert sei, treffe dies wahrscheinlich nicht auf die Vereine zu, so die Angst. Dazu sagte Brändli: «Das ist tatsächlich eine der grössten Herausforderungen. Aber es gibt verteilt auf alle Hallen der Schulen Aadorf Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Es gibt Vereine, die jetzt fürs Training Doppelhallen belegen, obwohl es mit einer auch gehen würde. Wir werden gemeinsam eine Sitzung durchführen und eine gute Lösung für alle finden». Die Frage nach einem Provisorium lag nahe, allerdings ein Anliegen, dass den Kostenrahmen bei weitem sprengen würde, wie der Architekt anhand eines Beispiels darlegen konnte – eine provisorische Halle würde über die gesamte Bauzeit fast ebenso viel kosten, wie die geplante Sanierung der alten Turnhalle.
An das Szenario, dass das Begehren abgelehnt werden könnte, vermag niemand zu denken, ein konkreter Plan B liegt nicht im Detail vor. «Es würde eine unselige Salamitaktik von auszuführenden und nötigen Arbeiten folgen. Die eine oder andere Massnahme würde sich vielleicht noch etwas hinausschieben lassen, müsste dann aber doch gemacht werden», wie Nino Heider ausführte mit dem Fazit, dass dies am Ende den Steuerzahler viel teurer zu stehen käme und die Bauzeit auf mehrere Jahre verlängern würde. Ein Statement, das Daniel Gubler mit den eindringlichen Worten auf den Punkt brachte: «Das wäre äusserst ungünstig!»

MARIANNE BURGENER

 


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