Der Thurgauer Souverän entscheidet bald über die Lockerung des Ruhetagsgesetzes. Eine Mehrheit des Grossen Rates will neue Öffnungen, eine Minderheit hat dagegen das Behördenreferendum ergriffen – dafür bin ich dankbar.
In einer Zeit permanenter Aktivität ...
Der Thurgauer Souverän entscheidet bald über die Lockerung des Ruhetagsgesetzes. Eine Mehrheit des Grossen Rates will neue Öffnungen, eine Minderheit hat dagegen das Behördenreferendum ergriffen – dafür bin ich dankbar.
In einer Zeit permanenter Aktivität und psychischer Belastungen brauchen wir nicht mehr Tempo, sondern Ruhepunkte. Viele sind erschöpft, verlieren die Verbindung zu sich selbst und zu anderen. Sie brauchen nicht zusätzliche Konsumangebote, sondern Zeit zur Besinnung.
Unsere Feiertage sind mit Bedacht gesetzt. Manche haben bewusst einen zweiten Ruhetag: Ostermontag, Pfingstmontag, Stephanstag. Dahinter steht das Verständnis: Der Mensch braucht Ruhe. Ein Ruhetag ist kein Relikt, sondern ein Schutzraum für das Wesentliche: Beziehungen, Stille, Gemeinschaft, Glaube, Reflexion. Wer ihn bewahrt, schützt nicht Traditionen, sondern das Menschsein.
Es geht nicht um Bevormundung. Niemand soll gezwungen werden, den Sonntag in bestimmter Weise zu gestalten. Aber es braucht geschützte Räume, die nicht dem Markt unterworfen sind. Freiheit bedeutet nicht ständige Verfügbarkeit – sie braucht Grenzen, die den Menschen schützen, auch vor sich selbst.
Natürlich gibt es Bereiche, die auch an Ruhetagen funktionieren müssen. Doch sie sollen Ausnahme bleiben. Die freie Zeit darf nicht zur Reservefläche für kommerzielle Interessen werden.
Darum empfehle ich ein Nein zur Lockerung – nicht aus Sturheit, sondern aus Liebe zum Leben.
ANDREAS SIGRIST, EDU-KANTONSRAT, GUNTERSHAUSEN