Rätsel um verloren gegangene Erinnerungen

  25.06.2022 Aadorf

Der Wahl-Aadorfer Matthias Schmidt präsentierte in der Gemeindebibliothek seinen Erstlingsroman und verblüffte mit einer aussergewöhnlichen Lesung.

Sommerlektüre schon besorgt? Viele Menschen sehnen sich erfahrungsgemäss nach mehr Zeit zum Lesen. Warum sich nicht etwa von den gut 380 Seiten des Buchautors Matthias Schmidt vereinnahmen lassen, einer packenden Zeitreise in die Vergangenheit? Eine Geschichte im Spannungsfeld zwischen Realität und Fiktion, wo Grenzen zuweilen verschwimmen und das Memoria-System ziemlich aus dem Gleichgewicht geraten ist? Wo es um Vertrauen in sich selbst und das Überwinden von Ängsten und Selbstzweifeln geht und dabei den Lesenden zum Denken anregt.
Auf vergangenen Mittwochabend lud der passionierte Schriftsteller zu einer Autorenlesung in die Aadorfer Bibliothek ein. Dort wollten rund 40 Lesefreudige wissen, worum es sich beim Familienprojekt mit der roten Box handelt. Manche Geheimnisse wurden im Verlaufe des Abends zwar gelüftet, doch nicht alles vorweggenommen. Die Spannung sollte schliesslich erhalten bleiben.

Die Familie ist mittendrin

Eine Sinnkrise führte Matthias Schmidt dazu, den Job zu wechseln, was vor sechs Jahren einen Wendepunkt in seinem Leben einleitete. Als Hausmann hatte er danach viel Zeit für seine Zwillingskinder und damit begonnen, Episoden aus deren Leben aufzuschreiben. Als er die erlebten Geschichten seiner berufstätigen Frau vorgelesen hatte, war diese darob hell begeistert. Dies ermunterte ihn, daraus einen Roman entstehen zu lassen.
So trivial die Geschichte anfänglich beginnt, so komplex nimmt sie im späteren Verlauf in einem Spannungsfeld zwischen Realität und Illusion ihren Fortgang. Dass die authentischen Erlebnisse autobiographische Züge enthalten würden, erweckte einen besonderen Reiz. Umso glaubwürdiger, als der Autor die gegensätzlichen Charaktere seiner Familienmitglieder beliess, allerdings unter einem Pseudonym. In seiner Lesung, in lockerem Austausch mit seiner Frau Honorina und untermauert mit einem abgespielten Trailer, konnte die aufmerksame Zuhörerschaft das Narrativ gut mitverfolgen, so komplex sich das Geschehen auch entwickelte. Die 15-jährige Tochter Leandra, ebenfalls in die Lesung einbezogen, untermalte dabei die vorgelesenen Sequenzen mit sanften Klaviertönen. «Was wir erlebt haben, macht uns zu dem was wir sind», kann unter anderem als Maxime aus dem Buch entnommen werden. Die «Urban-Fantasy»-Geschichte enthält manch aktuelle Bezüge. Zielgruppen sind sowohl Kinder ab zwölf Jahren als auch Jugendliche und Erwachsene. Da es sich um eine Trilogie handelt, ist die Fortsetzung gesichert. Für Spannung ist also weiterhin gesorgt.

KURT LICHTENSTEIGER


Zur Person

Matthias Schmidt, im Jahr 1975 geboren, wuchs in der ehemaligen DDR auf. Die in sein Leben eingetretene Wende hat ihn nachhaltig geprägt. «Alles ist möglich», machte er zu seiner Devise. Mit 30 Jahren lernte er seine heutige Frau kennen und zog vor 15 Jahren in die Schweiz. Nach sechsjähriger Tätigkeit als Niederlassungsleiter in einem sankt-gallischen Unternehmen entschied er sich für ein Sabbatical. Seit 2019 ist er zu 50 Stellenprozent als Pfarreisekretär bei der katholischen Kirche Aadorf-Tänikon tätig und wirkt in seiner Freizeit auch als Tischtennistrainer beim TTC Ettenhausen. Die Zeit mit seinen heute 15-jährigen Zwillingen Leandra und Eliano, inspirierte ihn zu seinem ersten Roman «sanmemoria».


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