Platz für neues Leben am Fuss des Hulmen
09.03.2023 RegionIn Waltenstein trafen sich vergangenen Samstag 14 Vorstandsmitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Winterthur-Seen, des Naturschutzvereins Elgg und Umgebung sowie der Naturschutzgruppe Elsau zu einer gemeinsamen Pflanzaktion im Rahmen eines Förderprogramms für die ...
In Waltenstein trafen sich vergangenen Samstag 14 Vorstandsmitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Winterthur-Seen, des Naturschutzvereins Elgg und Umgebung sowie der Naturschutzgruppe Elsau zu einer gemeinsamen Pflanzaktion im Rahmen eines Förderprogramms für die Haselmaus.
Eine leere Fläche im Wald, zugewuchert mit Brombeeren – etwas, das derzeit häufig zu sehen ist. So auch am Fuss des Hulmen in Waltenstein, wo Fichten dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind. Wer etwas genauer unter das stachelige Grün blickt, entdeckt einige junge Fichten und Tannen, welche versuchen durch das dichte BromBeergestrüpp ans Licht zu wachsen. «Würde die Fläche der Natur überlassen, gelänge nach einiger Zeit ein paar Bäumen der Kampf durch die Brombeeren und es würde sich nach geraumer Zeit ein Wald entwickeln», sagt Livia Haag. Die Naturschützerin ist Projektleiterin eines Förderprogramms für die Haselmaus, welches vielfältige Lebensräume schafft. Dafür steht in Waltenstein seit letztem Jahr ein gemeinsames engagement des Forstbetriebs Elgg, zusammen mit Naturschutzorganisationen, dem Privatwaldbesitzer sowie zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Das mausähnliche, nachtaktive Nagetier gilt als gefährdet und steht auf der roten Liste der Säugetiere.
115 Wildsträucher und 38 Bäume gepflanzt
Letzten Samstagnachmittag nahmen 14 Vorstandsmitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Winterthur-Seen, des Naturschutzvereins Elgg und Umgebung sowie der Naturschutzgruppe Elsau an einer weiteren Aktion am Fuss des Hulmen teil, um 115 einheimische Wildsträucher und 38 Bäume zu pflanzen. «Diese ergänzen 150 im vergangenen Oktober gepflanzte Bäume und Sträucher, welche bisher sehr gut gedeihen und bereits erste Knospen treiben», teilt Livia Haag mit.
Nach einer Vorstellungsrunde sei es dann auch gleich losgegangen. Unter fachkundiger Anleitung eines Naturgärtners hätten sich alle voller Elan ans Pflanzen gemacht. Zuerst seien die Bäume verteilt worden, um sie dann mit Holzschützen gegen Wildverbiss zu wappnen. Die anschliessend in die Lücken gepflanzten Sträucher wurden mit Schafwolle umwickelt. Die Naturschützerin erklärt: «Der Geruch der ungewaschenen Wolle soll die Rehe fernhalten.»
Entwicklung eines vielfältigen Waldes
Gepflanzt wurden Bäume wie Erlen, Pappeln, Eichen, Mehl- und Vogelbeeren sowie Sträucher wie Weissdorn, Rosen, Weiden und PimPernuss, «eine zwar seltene, jedoch für Winterthur und Umgebung typische Art», wie Livia Haag sagt. Durch die insgesamt 34 verschiedenen Arten entsteht ein strauchreicher, vielfältiger Lebensraum für die Haselmaus, welcher auch Eiablage und Raupenfutterpflanzen für Tagfalter, Nahrung für Vögel, Kleinstrukturen für Amphibien und Reptilien bietet. «Nicht zuletzt kann sich dadurch ein vielfältiger Wald entwickeln, welcher zukünftigen Herausforderungen durch Klimaveränderungen und Krankheitsbefällen gewachsen ist», so die Projektleiterin.
Während des Pflanzens habe ein angeregter Austausch unter Naturschützerinnen stattgefunden und die Vorstandsmitglieder der verschiedenen Vereine hätten die Gelegenheit für ein gegenseitiges Kennenlernen genutzt. Nach knapp zwei Stunden seien alle Wurzeln im Boden gewesen. Bei Käse, Brot, Weisswein, Apfelsaft und Oliven wurde rege weiterdiskutiert. Haag berichtete zum Ausklang des AnlAsses über die Ursachen, welche zur Entstehung der Offenfläche führten (Stickstoffeintrag, Trockenstress, Borkenkäferbefall), die Biologie der Haselmaus sowie das Förderprogramm.
RENÉ FISCHER
Steckbrief Haselmaus
FAMILIE: Bilche (Schläfer), zusammen mit den drei anderen einheimischen Arten: Sieben-, Garten- und Baumschläfer
STATUS: geschützt durch das Natur- und Heimatschutzgesetz sowie die Berner Konvention
GRÖSSE: 6–9 cm plus Schwanz (ca. so gross wie ein Daumen)
GEWICHT: ca. 15 g im Frühling bis ca. 30 g im Herbst
ALTER: kann bis max. 6 Jahre alt werden
WINTERSCHLAF: Sept/Nov bis April/Mai
NACHWUCHS: 3–7 Jungtiere im Juli oder August
BEWEGUNGSRADIUS: ca. 100 m
NAHRUNG: Haselnüsse, Samen, Knospen, Blüten, Blätter, Früchte, Insekten, manchmal auch Schnecken und Eier
LEBENSRAUM: Waldgebiete mit einer gut entwickelten Strauchschicht, Hecken, Waldränder
SCHLAFPLATZ TAGSÜBER: Kugelnester im Geäst oder in Nistkästen
ÜBERWINTERUNGSPLATZ: am Boden in einem selbst gebauten Winternest