Pflege Eulachtal mit neuer Co-Leitung
21.03.2024 EulachtalZeitenwende bei der Pflege Eulachtal: Neu setzt sie mit einer Co-Leitung auf ein zukunftsweisendes Führungsmodell. Seit Montag letzter Woche führen Simone Costa, Leiterin Pflege stationär, und Carsten Hejndorf, Leiter Finanzen und Services, die Geschicke der ...
Zeitenwende bei der Pflege Eulachtal: Neu setzt sie mit einer Co-Leitung auf ein zukunftsweisendes Führungsmodell. Seit Montag letzter Woche führen Simone Costa, Leiterin Pflege stationär, und Carsten Hejndorf, Leiter Finanzen und Services, die Geschicke der Organisation.
Simone Costa und Carsten Hejndorf folgen auf Maria Hofer-Fausch, welche die Pflege Eulachtal in den letzten Jahren wesentlich weiterentwickelte und als neue berufliche Herausforderung die Leitung des Alterszentrums Sunnetal in Fällanden übernimmt. Die neue Co-Leitung unterstützt die in der Pflege Eulachtal von Zusammenarbeit geprägte Kultur: viele Hände – ein Ziel. «Wir sind überzeugt, dass sowohl Bewohnerinnen und Kunden, Angehörige als auch unsere Mitarbeitenden profitieren, wenn möglichst viele Entscheidungen dezentral in flachen Hierarchien getroffen werden», sagt Co-Leiter Carsten Hejndorf.
Und Simone Meyer, leitende Ärztin und Geschäftsleitungsmitglied, ergänzt: «Pflege Eulachtal wird dadurch auch als Arbeitgeberin noch attraktiver werden, da die Mitarbeitenden mehr Gestaltungsfreiraum und Eigenverantwortung erhalten werden.» Das innovative Führungsmodell fügt sich auch organisch ein in die dezentrale, regionale und bevölkerungsnahe Struktur der Pflege Eulachtal mit ihren drei Spitexstandorten sowie den sieben Betrieben.
Entwickelt worden war der Gedanke der Co-Leitung vom Stiftungsrat der Gemeinnützigen Stiftung Pflege Eulachtal in Zusammenarbeit mit der der Geschäftsleitung. Costa und Hejndorf stellten sich dafür zur Verfügung und wurden an einer kürzlichen Stiftungsratssitzung einstimmig gewählt. Nebst den beiden ergänzt weiterhin die leitenden Heimärztin Simone Meyer die Geschäftsleitung. Zudem wird diese aufgestockt mit der noch zu besetzenden Leitung der Spitex Eulachtal.
Entscheidungen breiter abgestützt
Wie die neue Chefin und der neue Chef die Pflege Eulachtal in die Zukunft führen wollen, erzählen sie gleich selbst im folgenden Interview:
Was sind die Vorteile einer Co-Leitung?
Carsten Hejndorf: Zu zweit werden mehr Kompetenzen vereint, die Verfügbarkeit der Führung wird erhöht und Entscheidungen sind breiter abgestützt.
Simone Costa: Mit unserem Hintergrund ergänzen wir uns sehr gut. Carsten bringt sehr viele Erfahrungen mit im Bereich Betriebswirtschaft und Finanzen, während ich auf jahrzehntelange Erfahrung im Pflegebereich zurückblicken kann.
Wie kam das neue Führungsmodell zustande?
Costa: Nach dem Weggang der bisherigen Direktorin Maria Hofer-Fausch nutzte der Stiftungsrat die Gelegenheit, um zusammen mit der Geschäftsleitung die Führungsstruktur neu zu überdenken. Die Verantwortung sollte auf mehr Schultern verteilt und der Informationsaustausch vereinfacht werden. Es kristallisierte sich heraus, dass eine Co-Leitung für Pflege Eulachtal die bestgeeignete Lösung wäre. Carsten und ich haben uns zur Verfügung gestellt und der Stiftungsrat beschloss, uns diese Verantwortung zu übergeben.
Hejndorf: Im Arbeitsprozess haben Simone und ich gemerkt, dass wir uns nicht nur mit unseren unterschiedlichen Erfahrungshintergründen gut ergänzen, sondern wir stützen uns auch auf ähnliche Wertvorstellungen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Duo. Nicht die Machtausübung steht für uns im Mittelpunkt, sondern das gemeinsame Vorwärtskommen der Pflege Eulachtal zugunsten des grossen Ganzen. Als die Idee der Co-Leitung aufkam, war mir darum sofort klar: Mit Simone würde ich das gerne machen!
Positioniert sich Pflege Eulachtal mit dem neuen Führungsmodell als Vorreiterin?
Costa: Co-Leitungen sind in den letzten Jahren salonfähig geworden. Bekannte Schweizer Unternehmen wie der Getränkehersteller Rivella und Sportschuhhersteller On setzen Co-CEOS ein. Im Pflegebereich ist das Modell eher neu, aber Pflege Eulachtal war schon immer ein ganz besonderer Betrieb und oft seiner Zeit voraus. Wir sind beide begeistert von diesen innovativen Spirit.
Hejndorf: In unseren Gesprächen der vergangenen Wochen haben wir wieder entdeckt, wie einmalig Pflege Eulachtal ist. Manchmal sind wir es uns gar nicht richtig bewusst. Wir bieten in unseren Häusern eine sehr persönliche und familiäre Betreuung an und mit der Spitex Eulachtal decken wir in der Region auch die ambulante Versorgung ab. Wir haben bei Pflege Eulachtal eigene Heimärzte – das gibt es fast nirgends sonst in der Schweiz. Besonders sind auch unsere spezialisierten Alterswohngruppen. Mit dem Staub/Kaiser-Haus in Elsau bieten wir zum Beispiel ein Dach für Menschen aus dem Mittelmeerraum – mit einem Hauch Italianità, viel Lebensfreude und -lust. Unsere Einzigartigkeiten wollen wir noch stärker herauskristallisieren und fördern.
Mehr Selbstbestimmung soll ermöglicht werden
Inwiefern sollen mit der Co-Leitung auch flachere Hierarchien einhergehen?
Hejndorf: Wir möchten möglichst viel Entscheidungsspielraum an die Leitungen der einzelnen Häuser und Spitexzentren weitergeben. Dazu werden wir neue Strukturen im Finanzbereich schaffen, die auch mehr Selbstbestimmung ermöglichen sollen.
Wie kann man das Pflegekonzept bei Pflege Eulachtal beschreiben?
Costa: Wir fokussieren nicht in erster Linie auf das Gebrechen und die Krankheiten der Menschen, sondern auf das Leben. Darin unterstützt uns auch unser neues mäeutisches Pflege- und Betreuungsmodell. Pflegende sehen den Menschen und seine Bedürfnisse im Hier und Jetzt und gehen emphatisch darauf ein – getreu dem Motto «Leben im Mittelpunkt».
Das Wort Mäeutik ist allerdings ein ziemlicher Zungenbrecher?
Costa: Ja, es stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie Hebammenkunst für Bewusstwerdungsprozess. Pflegende ergründen in der Begegnung im Hier und Jetzt die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner und gehen mit viel Feingefühl darauf ein. Der zwischenmenschliche Kontakt steht im Vordergrund, und erst in zweiter Linie folgt die pflegerische oder betreuerische Aufgabe. Pflegende lernen darüber hinaus, ihre eigenen Bedürfnisse besser wahrzunehmen und diese auch zu beachten. Denn nur, wenn es den Pflegenden gut geht, geht es auch den Bewohnenden gut, so unser Credo.
Haben Sie schon neue Ziele?
Hejndorf: Es sind in den letzten Jahren ganz viele gute Samen gesät worden in der Pflege Eulachtal. Diese gilt es jetzt weiterzuentwickeln, damit sie auch Früchte tragen.
Costa: Wir sind und bleiben ein regionales Unternehmen, aber wir möchten Vorbild werden für andere Institutionen im Gesundheitsbereich. Wir freuen uns sehr, die Pflege Eulachtal zugunsten der ganzen Bevölkerung in eine erfolgreiche Zukunft führen zu können!
TEXT UND INTERVIEW:
DANIELA SCHWEGLER
Wer sind die neuen Chefs?
Simone Costa, 51 Jahre, ist Mitglied der Geschäftsleitung der Pflege Eulachtal und war bisher Geschäftsbereichsleiterin und Pflegedienstleiterin der sechs stationären Betriebe. Als solche sorgt sie für eine hochwertige Pflegequalität. Sie blickt auf eine reiche Erfahrung in der Pflege zurück. Als Ausgebildete Pflegefachfrau mit Vertiefung im Akut- und Psychiatriebereich arbeitete sie zehn Jahre lang am Kantonsspital Winterthur. Zusätzlich bildete sie sich weiter zur Pflegeexpertin sowie im Führungsmanagement. Dann wechselte Costa in die Langzeitpflege zur Stadt Winterthur, wo sie schnell in die Führung berufen wurde. Nach 16 Jahren wechselte sie im September 2021 zur Pflege Eulachtal. «Es ist schön, als Führungskraft etwas zu bewegen und die bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Pflegenden zu schaffen, sodass sie die nötige Zeit und Fachlichkeit haben, um für die Bewohnenden da zu sein», sagt sie.
Carsten Hejndorf, 56 Jahre, leitete die Pflege Eulachtal nach der beruflichen Neuorientierung der bisherigen Direktorin Maria Hofer-Fausch interimistisch. Seit letztem Juni zeichnet er sich verantwortlich für den Bereiche Finanzen und Services. Der studierte Betriebswirtschafter aus Dänemark lebt seit über 20 Jahren in der Schweiz. Er ist ein Management-Generalist mit Fachwissen in den Bereichen Buchhaltung, Personalwesen, Marketing und Projektmanagement. Dabei hat er sowohl für grosse Organisationen wie die Swisscom als auch für kleine Start-ups in der Schweiz, Dänemark und Malaysia gearbeitet. Zuletzt leitete Hejndorf den Bachser-Märt, den «Laden für richtig gute Lebensmittel» in Zürich mit fünf Filialen in der Region. «Interessanterweise erinnert mich der Bachser-Märt sehr an die Pflege Eulachtal mit ihrer dezentralen Struktur», sagt er. «Auch hier hat jede Wohngruppe und jedes Spitexzentrum seine eigene Identität.»