«Nur die Finanzen machen Bauchweh»
09.05.2023 GuntershausenDer Dorfmarkt in Guntershausen kämpft auch nach zehn Jahren um seine Existenz. Trotz immenser Anstrengungen ist es für die Genossenschaft schwierig, auf einen grünen Zweig zu kommen.
Zum Jahresabschluss lag der Netto-Umsatz mit rund 730’000 Franken um ...
Der Dorfmarkt in Guntershausen kämpft auch nach zehn Jahren um seine Existenz. Trotz immenser Anstrengungen ist es für die Genossenschaft schwierig, auf einen grünen Zweig zu kommen.
Zum Jahresabschluss lag der Netto-Umsatz mit rund 730’000 Franken um die 30’000 unter dem budgetierten Erlös. Aus diesem Grund und der tieferen Marge wegen resultierte ein Aufwandüberschuss von knapp 15’000 Franken. Damit nähert man sich weiter der Kapitalverlustgrenze, deren Unterschreitung es tunlichst zu vermeiden gilt. Bei einer Marge von 20 Prozent müsste indessen der Umsatz im Bereich von rund 800’000 Franken liegen. «Die Finanzen machen Bauchweh», sagte Roland Hollenstein, Präsident der Genossenschaft seit der Gründung vor zehn Jahren. Auch wenn diese Aussage für die 41 Anwesenden von insgesamt 180 Genossenschaftern nicht ganz überraschend kam, so war dies immerhin der einzige Wermutstropfen. Erfreulich ist, dass der Dorfmarkt gut funktioniert. Mit Genossenschaftern, Gönnern und Sponsoren, die mit viel Vertrauen die Institution in Guntershausen weitertragen. Was wäre aber wohl der Dorfmarkt ohne seine engagierten Mitarbeiterinnen und Freiwilligen, die flexiblen Mehreinsatz leisten und die betrieblichen Abläufe optimieren.
Neue Finanzierungsmöglichkeiten
Externe Finanzierungsmöglichkeiten wurden und werden geprüft. So hat die «Landi Ettenhausen/Guntershausen», Vermieter des Gebäudes und ursprünglicher Betreiber, 5’000 Franken zur Defizitdeckung beigetragen, was der halben Jahresmiete entspricht. Weiterhin mit zahlreichen Veranstaltungen soll sich der Dorfmarkt am gesellschaftlichen Leben beteiligen. An Ideen, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, scheint es den Machern nicht zu fehlen: Der quartalsweise herausgegebene Flyer «Dorf-Post», Osterzahlenrätsel, «Eiertütsch», Dorfmarkt-Zmorgen, Schnäpplitag, Dorffest, Mitarbeiter-Fest, Adventsfenster und Sonderwochen werden die Leute zusammenbringen. Damit zementiert sich die Erkenntnis, dass der Laden nicht nur der Nahversorgung dient. Immerhin gaben 39’950 Kundinnen und Kunden pro Einkauf im Durchschnitt 20.74 Franken aus. Der Dorfmarkt bleibt der identitätsstiftende Treffpunkt im Dorf und ist auch deshalb nicht mehr wegzudenken.
Neuer Präsident
Seit zehn Jahren hat sich Präsident Roland Hollenstein für die Belange des Dorfmarkts eingesetzt. So hat er 71 Sitzungen geleitet, 36 Bewerbungsgespräche geführt und sich unter anderem mit Diebstählen und einem Blitzeinschlag befassen müssen. Seine grossen Verdienste wurden mit kräftigem Beifall honoriert. Als Nachfolger wurde dessen Neffe Raphael Tarnutzer gewählt. Der 33-Jährige, seit 2016 im Vorstand, ausserdem Funktionär im Tennisclub (TCA) und Fussballclub Aadorf (SCA), lädt sich damit eine weitere Bürde auf. Es ist für einen jungen Mann nicht selbstverständlich, aber äusserst anerkennenswert, seine Freizeit in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. «Auch im präsidialen Amt werde ich topmotiviert sein und Vollgas geben», sagte er. Unterstützung im Vorstand erhält Tarnutzer von den neugewählten Kerstin Mager und Sarah Gasser. Cécile Radoia, scherzhaft auch «Frau Dorfmarkt» genannt, sorgte gleichermassen wie der scheidende Präsident für eine stabile Komponente. Seit ebenfalls zehn Jahren ist sie das freundliche Gesicht für den Dorfmarkt. Kleinere Geschenke erhielten jedoch nicht nur die Genannten. Auch die Versammlungsteilnehmenden konnten sich an der Jubiläums-GV nebst dem offerierten Apéro an einem Heimbringsel erfreuen.
KURT LICHTENSTEIGER