Neubau Schulhaus Campus Löhracker
30.08.2025 LeserbriefeAm 28. September stimmt die Aadorfer Bevölkerung über den Neubau Campus Löhracker ab. Das 35,5-Millionen-Projekt wird zurzeit rege diskutiert. Es soll debattiert werden – das ist wichtig und richtig. Was mir zu kurz kommt sind Argumente, warum das Projekt in dieser Form nicht ...
Am 28. September stimmt die Aadorfer Bevölkerung über den Neubau Campus Löhracker ab. Das 35,5-Millionen-Projekt wird zurzeit rege diskutiert. Es soll debattiert werden – das ist wichtig und richtig. Was mir zu kurz kommt sind Argumente, warum das Projekt in dieser Form nicht tragbar ist.
Der bei weitem wichtigste Faktor für gute Bildungsqualität ist die Lehrperson – deren Qualifikation und Ausbildung. Gute Lehrpersonen zu finden und zu halten hat oberste Priorität. Während attraktive Infrastruktur Lehrkräfte kurzfristig anziehen kann, ist längerfristig die Arbeitskultur entscheidend für Zufriedenheit und Verbleib. Ein zweckmässiges und bedarfsgerecht dimensioniertes Schulgebäude erfüllt diese Funktion vollumfänglich.
Warum investieren Schulbehörden dennoch oft überproportional in aufwendige Infrastruktur? Es entsteht ein Marktversagen durch Informationsasymmetrien. Eltern und Öffentlichkeit können sichtbare Infrastruktur einfach beurteilen, während die tatsächlich bildungsrelevanten Faktoren schwerer erkennbar sind. Entscheidungsträger profitieren vom Prestige gelungener Bauprojekte, während die langfristigen finanziellen Risiken von der Allgemeinheit getragen werden.
Das Aadorfer Projekt veranschaulicht diese Problematik. Die Ausschreibung sah ursprünglich 23,5 Millionen vor, erste Kommunikationen sprachen von 25 bis 26 Millionen. Inzwischen sind wir bei 35,5 Millionen – mit Kreditrahmen (+/-10%) könnte das Projekt 39 Millionen kosten. Dies entspricht einer Kostensteigerung von bis zu 66 Prozent gegenüber der ursprünglichen Ausschreibung.
Die Wachstumsprognose für die Volksschulgemeinde wurde für 2030/31 von 1393 auf 1266 Kinder korrigiert – etwa sechs Klassen weniger (50 % der anfangs geplanten Kapazität)! Diese Korrektur zeigt, dass Prognosen unsicher sind und Überplanungen zu kostspieligen Fehlinvestitionen führen können. Im Kindergartenbereich ist kein signifikantes Wachstum mehr prognostiziert – dennoch werden drei neue Kindergärten geplant.
Bei diesem zentralistischen Bau fehlt eine klare Strategie für die Schulstandorte in Häuslenen, Wittenwil, Ettenhausen und Guntershausen mit ihren funktionsfähigen Schulhäusern. Im ungünstigsten Fall führt dies zu zusätzlichen Schulbusfahrten – ökologisch fragwürdig und dem Grundsatz kurzer Schulwege widersprechend.
Aadorf benötigt zweifellos ein neues Schulhaus – jedoch bedarfsgerecht und finanziell verantwortbar. Allen Beteiligten gebührt Dank für ihre wertvolle Arbeit. Die Prioritäten sollten dennoch klar sein: Investitionen in Lehrpersonenqualität und Arbeitskultur haben grössere Bildungseffekte als aufwendige Infrastruktur. Ein zweckmässiges, kosteneffizientes Schulgebäude erfüllt den Bildungsauftrag vollumfänglich. Gesparte Ressourcen können direkt der Unterrichtsqualität zugutekommen – dort, wo sie unseren Kindern den grössten Nutzen bringen.
TIGRAN AVAKIAN, HÄUSLENEN