Nepal brennt …
27.09.2025… oder hat gebrannt. Die Korruption im Lande – die vorherrschend ist, seit ich 1987 das Land zum ersten Mal bereist habe – hat ein schier unerträgliches Mass angenommen. Als dann von Regierungsseite noch ein Bann der Sozialen Medien (WhatsApp, Messenger, Telegram, Facebook, ...
… oder hat gebrannt. Die Korruption im Lande – die vorherrschend ist, seit ich 1987 das Land zum ersten Mal bereist habe – hat ein schier unerträgliches Mass angenommen. Als dann von Regierungsseite noch ein Bann der Sozialen Medien (WhatsApp, Messenger, Telegram, Facebook, Instagram, Tiktok unter anderen) beschlossen wurde, hat diese Ankündigung das Fass zum Überlaufen gebracht.
Die junge Generation (Generation Z, die 18- bis 30-Jährigen) hat sich vor allem an der herrschenden Korruption gestört, und sich hierüber und auch über vieles andere, was die Nepali Politik betrifft, fleissig über die Sozialen Medien ausgetauscht, was nun offensichtlich verhindert werden sollte. So gesehen, hätten nicht die Sozialen Meiden kontrolliert werden sollen, sondern man sprach offen von Zensur – und dies auch in einer Demokratie, die Staatsform, die 1990 nach harten Kämpfen etabliert wurde. Ich erinnere mich gut an die Demonstrationen von dazumal, war ich doch zu diesem Zeitpunkt auch im Lande. Der König hatte wohl noch repräsentative Pflichten, behielt den Oberbefehl über die Armee und wurde erst 2008 endgültig abgesetzt.
Nach diesem Ausflug in die Geschichte aber zurück zur Gegenwart: Obwohl die Demonstrationen der Generation Z absolut friedlich verliefen und diese von jeglicher Gewaltanwendung zu Beginn weg Abstand nahmen, wurde scharf von Armee und Polizei geschossen, als sich die Demonstranten gegen das Parlamentsgebäude bewegten. Tote und unzählige teils schwer Verletzte waren die Folgen. Der Innenminister trat noch am selben Tag zurück, wenig später auch der Premierminister. Die nachfolgende Gewaltorgie ging dem Vernehmen nach nicht von den Demonstranten aus, sondern von Hooligans, die der Anführer der Maoisten abkommandiert hatte – ein Gerücht, das im Moment nicht verifizierbar ist. So wurden dann das Parlamentsgebäude, Verwaltungsgebäude, Gerichtsgebäude und das Hilton-Hotel (das im Bau befindlich war und somit keine Opfer zu beklagen waren) in Brand gesetzt. In Gerichtsgebäuden wurden somit auch sämtliche Akten ein Raub der Flammen. Ausgangssperren in den grösseren Städten wurden verhängt.
Dies alles geschah am 8. September 2025, schon am 12. September wurde Sushila Karki als erste Frau zur Interims-Premierministerin ernannt. Die ehemalige oberste Richterin von Nepal gilt als integer und wird von der Generation Z akzeptiert, ja sie wurde von den Demonstranten sogar aufgefordert, das Amt zu übernehmen. Sie will nach eigenen Aussagen rigoros gegen die Korruption vorgehen und vor allem die nächsten nationalen Wahlen am 4. März 2026 organisieren.
Inzwischen wurden die Ausgangssperren aufgehoben, das Leben vor allem in der am schwersten betroffenen Hauptstadt Kathmandu hat sich wieder normalisiert – ausser, dass überall die Armee als Sicherheitsmassnahme patrouilliert. So jedenfalls wurde mir unlängst die Situation von Freunden in Kathmandu beschrieben. Ich werde am 2. Oktober nach Nepal fliegen, um meine Forschungsarbeit weiterzuführen. Oktober und November sind die wichtigsten Touristenmonate in Nepal. Mit einem Bann der Sozialen Medien hätte man nicht nur den Tourismus, sondern auch andere Wirtschaftszweige schwerst geschädigt. Diese Gefahr ist nun gebannt. Wohl werden Touristen der Unruhen wegen Reisen nach Nepal absagen, obwohl auch bei politischen Auseinandersetzungen Touristen nicht tangiert werden, denn Gäste werden in Nepal rigoros geschützt. So gesehen, gehe ich von einer problemlosen Reise aus.