Nachfolgerin oder Nachfolger gesucht

  27.08.2022 Elgg

Die Katholische Kirchgemeinde Elgg sucht eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger von Anita Weiss für die katholische Synode. Im Interview erklärt sie die Aufgaben in der Synode.

Die junge, in Elgg aufgewachsene Anita Weiss ist seit April 2017 eine der jüngsten Synodalen der katholischen Kirche des Kantons Zürich. Weil sie demnächst ihren Wohnort in einen anderen Kanton verlegt, wird sie per Ende August von ihrem Amt zurücktreten. Die junge Frau hat im Interview über die spannende Aufgabe erzählt:

ANITA, WAS GENAU MACHT EINE SYNODE UND WIE IST DIESE ZUSAMMENGESETZT?
Die Synode als das kirchliche Parlament besteht mehrheitlich aus kirchlich engagierten Laien. Jede Kirchgemeinde im Kanton Zürich wählt mindestens einen Synodalen. Im Kanton Zürich sind 100 solche tätig. Die Synode entscheidet über die Verwendung der Kirchensteuer und verantwortet somit das kirchliche Leben im Kanton mit. Sie wählt zudem den Synodalrat als Exekutive und die Rekurskommission.

MIT 22 JAHREN WARST DU BEI AMTSANTRITT SEHR JUNG, ANGEBLICH DIE JÜNGSTE SYNODALIN ALLER ZEITEN. WAS HAT DICH DAZU BEWOGEN, DICH IN DER SYNODE ZU ENGAGIEREN?
Ich bin seinerzeit in die Fussstapfen meiner Mutter getreten, die ihr Amt aus beruflichen Gründen aufgeben wollte. Sie hat mir die anfallenden Aufgaben im Detail erklärt. Das tönte für mich sehr spannend. Einerseits in die politischen Themen und die miteinhergehenden Prozesse einer Kirche Einblick zu erhalten und andererseits als Studentin meinen Geldbeutel etwas aufzubessern.

WARST DU BEREITS ALS KIND AKTIV IN DER KATHOLISCHEN KIRCHGEMEINDE?
Jein. Zwar besuchte ich den kirchlichen Unterricht, ministrierte jedoch nie. Als ich klein war, gingen wir regelmässig in die Kirche, insbesondere an Feiertagen und speziellen Anlässen. Kirche gehörte für unsere Familie dazu und ich habe so die christlichen Werte mitbekommen, die mir heute sehr wichtig sind.

DU HAST DICH NUN WÄHREND GUT FÜNF JAHREN FÜR DIESE AUFGABE ENGAGIERT. WIE SIEHT DIE ARBEIT EINER SYNODALEN AUS?
Im Jahr finden vier bis sechs Fraktionssitzungen in Winterthur und ebenso viele Ratssitzungen in Zürich statt. Auf diese hin erhalten die Mitglieder der Synode Unterlagen zum Studium. Dabei handelt es sich um Budget- und Rechnungsunterlagen, solche zu parlamentarischen Initiativen oder Fragen an den Synodalrat. Ziel ist es, sich mit Hilfe dieser Dokumente eine Meinung zu den zu behandelnden Geschäften zu bilden.

WIEVIEL ZEIT BENÖTIGT DIESES AMT?
Das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Fraktionssitzungen dauern ungefähr zweieinhalb Stunden, Ratssitzungen einen ganzen Tag. Das Studium der Unterlagen beansprucht je nach Anzahl Traktanden ungefähr fünf bis zehn Stunden, vorgängig zu den Sitzungen. Der Zeitanspruch ist variabel.

Fokus auf die berufliche Zukunft

WAS DENKST DU ALS FRAU ÜBER DIE WEIBLICHE ROLLE IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE?
Der Kanton Zürich ist liberal und die Bevölkerung mehrheitlich reformiert. Mir scheint, dass die Frauen in der katholischen Zürcher Kirche mehr gehört werden als in konservativeren Kantonen. Ich fühlte mich nicht bewusst diskriminiert, weil ich nie ein religiöses Amt anstrebte. Ich bin jedoch der Meinung, dass die Diskussion vertieft werden muss. Im moment hat dieses Thema bei mir eher wenig Gewicht, weil ich mich zurzeit auf meine berufliche Zukunft fokussiere.

TUT ES DIR LEID, DAS AMT ABZUGEBEN? WÜRDEST DU IN EINEM SPÄTEREN ZEITPUNKT WIEDER EINE SOLCHE AUFGABE ÜBERNEHMEN?
Wie gesagt, kümmere ich mich im Moment um meine berufliche Zukunft. Ich will mich am neuen Wohnort einleben, mich auf meine neue AufgAbe an der Kantonsschule Wil und mein weiteres Studium konzentrieren. Ein solches Amt in einem anderen Kanton als Zürich strebe ich aktuell nicht an.

WAS MÖCHTEST DU EINER KÜNFTIGEN AMTSINHABERIN, EINEM KÜNFTIGEN AMTSINHABER MIT AUF DEN WEG GEBEN?
Der Austausch zwischen den Generationen innerhalb der Synode scheint mir sehr wichtig. Die jüngere Generation ist in der Minderzahl. Es gilt für beide Seiten, Jung und Alt, gut hinzuhören, sich gegenseitig mit Achtung zu begegnen und alles daran zu setzen, das Gegenüber ernst zu nehmen. Diese Chance wahrzunehmen und dabei dazuzulernen, war für mich eine sehr positive Erfahrung, etwas, das auch im Alltag sehr hilfreich ist. Auch die politischen Vorgänge besser nachvollziehen zu können, war bereichernd. Mich beeindruckt immer wieder, wie sich die Kirche um den sozialen Zusammenhalt bemüht, sich aktiv für die Gemeinschaft engagiert, häufig auch da, wo man es nicht erwartet. Hier mitzuarbeiten, war für mich eine grosse Bereicherung.

WIE GLÄUBIG MUSS ICH SEIN FÜR DIESES AMT, WELCHE VORAUSSETZUNGEN MUSS ICH MITBRINGEN?
Mit Erreichen der Wählbarkeit, das heisst mit 18 Jahren, kann ein Mitglied der katholischen Kirche ein solches Amt übernehmen. Zudem sollte man sich der Kirche verbunden fühlen, sich mit dem christlichen Glauben auseinandersetzen. Das heisst aber nicht, dass ich Sonntag für Sonntag den Gottesdienst besuchen muss. Ich fand es einfach ausserordentlich spannend, hinter die «Kulissen» zu schauen und in der Synode meine Kirchgemeinde vertreten zu dürfen. Die Katholische Kirchgemeinde Elgg freut sich darauf, detailliert über diese Aufgabe zu informieren. Gerne bin ich auch bereit, Interessierten Rede und Antwort zu stehen. Das Amt sollte spätestens bis April 2023 neu besetzt sein.

Herzlichen Dank, Anita, für das spannende, aufschlussreiche Gespräch. Hoffen wir, dass sich unter der Leserschaft jemand findet, der deinen interessanten Job in der Kirche übernimmt. Viel Glück und alles Gute für deine private und berufliche Zukunft!

TEXT UND INTERVIEW: CHRISTA HUG


Interessiert?

Dann melden Sie sich im Sekretariat der Katholischen Kirchgemeinde
Elgg unter 052 364 24 13 – auch bei Fragen.


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