Motorsäge und Mähtraktor: Ferienplausch im Elgger Forst
17.07.2025 ElggMit dem Start der Sommerferien beginnt auch der Ferienplausch – und damit die Qual der Wahl unter zahlreichen spannenden Angeboten. Eine kleine Gruppe nutzte die Gelegenheit zu einem Waldrundgang und erfuhr dabei, welche Arbeiten dort anfallen und wer sie ausführt.
Die Gruppe ...
Mit dem Start der Sommerferien beginnt auch der Ferienplausch – und damit die Qual der Wahl unter zahlreichen spannenden Angeboten. Eine kleine Gruppe nutzte die Gelegenheit zu einem Waldrundgang und erfuhr dabei, welche Arbeiten dort anfallen und wer sie ausführt.
Die Gruppe war sehr überschaubar – nur gerade sechs Kinder fanden sich bei strömendem Regen beim vereinbarten Treffpunkt ein, wo sie von Förster Roman Brazerol bereits erwartet wurden. In anderen Jahren hätte er 15 Kids dabeigehabt und es hätten sogar Wartelisten bestanden, wie er erzählte. So überlege er sich, den Umgang nicht mehr jährlich anzubieten. «Vielleicht hat es einfach zu viele Kurse», so seine Einschätzung. Jenen, die sich angemeldet hatten, dürfte es egal gewesen sein. Sie konnten Fragen stellen und standen bei jeder Demonstration garantiert in der ersten Reihe.
Beim ersten Halt in der Nähe des Risibrunnens verteilte der Förster einen illustrierten Falzprospekt «Knigge für den respektvollen Waldbesuch». Darin enthalten zehn wichtige Verhaltensregeln, was im Wald erlaubt, was verboten oder wenigstens nicht gerne gesehen ist. Dass jeder seinen Müll, den er mitbringt, auch wieder einpackt, dürfte jedem einleuchten – eigentlich. Aber dass der Forst das Zuhause von Wildtieren ist und diese auch gerne ihre Ruhe haben, geht gerne in der Flut moderner Freizeitgestaltung unter. Auch dass man nicht masslos Blumen und Pilze pflücken oder seinen Aufenthalt auf Waldstrassen oder präparierte Wanderwege beschränken soll.
Arbeiten im Wald mit Rücksicht auf die Natur
Dann wollte der Kursleiter von der kleinen Gruppe wissen, welche Berufe rund um den Wald bekannt sind. «Förster – der fällt die kranken Bäume», kam die erste Antwort. Brazerol griff die Aussage auf und erklärte den Unterschied zwischen Förster und Forstwart: «Es ist der Forstwart, der die ausgewählten Bäume fällt; diese Auswahl plant und trifft zuvor der Förster, der organisiert später auch den Verkauf des geschlagenen Holzes.» Als Nächstes wurde der Jäger genannt. Auch er ist vorwiegend im Wald unterwegs. Doch, so erklärte der Fachmann, am meisten arbeite eindeutig der Forstwart im Wald: «Er fällt Bäume, pflegt und repariert Strassen, schneidet Gras und entfernt herabhängende Äste, damit die Wege nicht einwachsen.» Die verschiedenen Arbeiten würden sorgfältig geplant und möglichst naturnah ausgeführt, etwa mit Rücksicht auf die Brutzeit der Vögel oder den Blütezeitpunkt von Pflanzen. Motorenlärm verriet darauf den herannahenden Traktor, der mit einer seitlich angebrachten Mähmaschine das Gras und kleine Sträucher am Wegrand schneidet oder besser gesagt, zusammenschlägt.
Als nächstes führte der Weg die steile Abseggstrasse hinauf. Nach wenigen Metern entdeckten die Kinder eine Einkaufstasche, achtlos ins Gebüsch geworfen. Darin: Scherben von Tellern und Blumentöpfen sowie weiterer Abfall. Auf der Tasche stand «Danke». Doch wofür? Für das Deponieren im Wald oder als zynischer Dank an den Förster, der sich nun darum kümmern musste?
Die Empörung aller war gross und berechtigt. Brazerol nahm die Tasche mit, um sie später fachgerecht zu entsorgen.
Der Aufstieg verlief zunächst etwas schleppend. Doch als Maschinengeräusch zu hören war, wurde der Schritt schneller. Auf der Mittleren Erlihaustrasse kam ein weiteres Spezialfahrzeug von Forst Elgg um die Kurve, ausgestattet mit einer riesigen Heckenschere, die überhängende Äste schnitt, als wären es Grashalme. Highlight: Wer mochte, durfte sich in den Führerstand setzen.
Das Hauptwerkzeug Motorsäge hat es in sich
Immerhin hatte Petrus zur Znünipause ein Einsehen und stellte seine Dauerberieselung für einen Moment ein. Rechtzeitig, um Schoggistängeli, Eistee und Brot bei trockener Witterung geniessen zu können.
Anschliessend folgte eine kleine Pflanzenkunde. Wer wusste, was Neophyten sind? Oder woran man Rot- und Weisstannen unterscheiden kann? Und wie erkennt man eine Eibe? Nach gut zwei Stunden endete der Ausflug wieder beim Picknickplatz am Risibrunnen. Dort liess Förster Brazerol das Erlebte Revue passieren und zeigte unter einem schützenden Baum Fotos aus dem Arbeitsalltag im Wald: Verbauungen, Abschrankungen, Leitplanken aus Holz, Installationen am Vitaparcours, Brunnen, Arbeiten am Damm beim Heurütiweiher und natürlich das Fällen von Bäumen im winterlichen Forst.
Bevor es zurück zum Ausgangspunkt ging, erklärte Brazerol, wie die Holzentnahme im Schweizer Gesetz geregelt ist, präsentierte typische Werkzeuge wie die Wiedehopfhaue und betonte, dass angehende Forstwarte nicht allzu klein oder zu leicht gebaut sein sollten. Als letzter Höhepunkt kam die Motorsäge zum Einsatz. Das wohl bekannteste und von den Teilnehmenden bereits erwartete Gerät. Der Förster erläuterte die verschiedenen Sicherheitsmechanismen, liess die Kinder die scharfe Sägekette inspizieren und gab die (selbstverständlich gesicherte und ausgeschaltete) Maschine zum Halten weiter. Ihr Gewicht sorgte für Erstaunen – besonders als Brazerol die Säge mit ausgestreckten Armen hielt und demonstrierte, wie sie korrekt geführt wird. Wichtig dabei: ein gerader Rücken. «Wer mit falscher Haltung im Forst arbeitet, riskiert Rückenschäden, die er nicht mehr loswird. Deshalb empfehlen wir unseren Leuten, Rücken- und Rumpfübungen zu machen.»
Dies und die Aussicht, auch bei Huddelwetter draussen arbeiten zu müssen, lenkt vielleicht bei den einen oder anderen die spätere Berufswahl am Ende doch in eine andere Richtung ...
MARIANNE BURGENER