«Mobbing hat keinen Platz im Alltag »
13.12.2025Wer einen Schulhof beobachtet, sieht schnell: Für viele Kinder gehören Streit, Schubsen, Rangeleien oder sogar richtige Schlägereien inzwischen zum Alltag. Natürlich ist das nicht in jeder Schule der Fall, aber oft geht es darum, wer stärker ist, wer den Ton angibt und ...
Wer einen Schulhof beobachtet, sieht schnell: Für viele Kinder gehören Streit, Schubsen, Rangeleien oder sogar richtige Schlägereien inzwischen zum Alltag. Natürlich ist das nicht in jeder Schule der Fall, aber oft geht es darum, wer stärker ist, wer den Ton angibt und die Gruppe dominiert. Ein bedrückender Trend – und er beginnt nicht erst in der Grundschule. Schon im Kindergarten zeigen sich erste Muster von Ausgrenzung und «Stärkespielen».
Dabei wird oft vergessen: Kinder sind nicht alle gleich stark, gleich robust, gleich selbstbewusst oder gleich belastbar. Unterschiede gehören zur Kindheit dazu – aber genau hier entstehen Ungleichgewichte, die schnell zu Druck, Angst oder Machtmissbrauch führen können.
Egal ob körperlich, verbal oder online: Mobbing ist nicht normal – und darf auch nicht als solches durchgehen. Viel zu häufig wird Kindern eingeredet, das sei eben normal – doch kein Kind darf lernen, Leid als Alltag zu akzeptieren.
Was Eltern tun können – und müssen
Eltern stehen häufig an erster Stelle, wenn etwas passiert. Viele wissen: Man erkennt es selten sofort. Kinder sprechen nicht immer aus, dass sie sich fürchten, ausgeschlossen fühlen oder die Pausen meiden. Sie zeigen es durch Bauchweh, Rückzug, Gereiztheit oder Verhaltensänderungen.
Eltern sollten ihren Kindern vermitteln: «Du musst dich nicht beweisen. Du musst nicht genauso stark sein wie andere. Und du bist wertvoll, egal wie du bist.»
Doch was tun, wenn das eigene Kind leidet? Der Impuls, selbst einzugreifen, ist gross – viele Eltern kennen das, manche haben es bereits getan (auch ich). Und ja: Nicht jeder Eingriff kommt bei der Schule gut an. Aber was bleibt einem übrig, wenn das eigene Kind verletzt wird?
Wichtig ist: Eltern müssen handeln dürfen – aber nicht allein. Der Austausch mit der Schule sollte strukturiert, sachlich und kooperativ erfolgen. Und Eltern brauchen Räume, in denen man sich gegenseitig zuhört, vernetzt und zusammen Lösungen sucht.
Stärke zeigt sich in Rücksicht, nicht in Dominanz.
Ein zunehmend wichtiger Baustein: Vorträge und Workshops, in denen Eltern und Kinder gemeinsam lernen, wie Mobbing entsteht, wie man es erkennt und wie man konstruktiv damit umgeht. Solche Veranstaltungen schaffen Verständnis, Transparenz – und oft auch den ersten Schritt zu Lösungen.
Zudem sollte der Austausch mit Eltern selbstverständlich sein. Nicht als lästige Pflicht, sondern als Zusammenarbeit. Wenn Eltern auf Probleme hinweisen, darf das nicht als Angriff verstanden werden, sondern als Chance.
Denn: Probleme im Kinderalltag lassen sich selten lösen, wenn nur eine Seite handelt.
Gemeinsam statt gegeneinander
Mobbing lässt sich nur eindämmen, wenn Erwachsene an einem Strang ziehen. Eltern, Erziehende und Lehrkräfte sollten sich auf Augenhöhe austauschen:
Solche Gespräche wirken oft unspektakulär – aber sie sind einer der wirksamsten Wege, Konflikte dauerhaft zu lösen.
Wir Erwachsenen: das stärkste Vorbild
Kinder beobachten uns. Wenn wir selbst abwertend über andere sprechen, uns online respektlos verhalten oder in der Öffentlichkeit laut werden, übernehmen sie dieses Verhalten.
Wer Respekt auf dem Schulhof erwartet, muss ihn vorleben – im Alltag, im Strassenverkehr, in der Eltern-Gruppe.
Unsere Kinder haben nur eine Kindheit – und es liegt an uns Erwachsenen, sie zu einer guten zu machen.
EMANUELA MANZARI

