Miteinander unterwegs die Stärken und Schwächen geteilt
11.08.2022 Eulachtal13 Jugendliche und das Leitungsteam begaben sich ins Segellager der Reformierten Kirchgemeinde Eulachtal. Es war ein tolles Abenteuer: leben, schlafen, essen und sein auf dem grossen Boot in Holland – für die meisten das erste Mal.
«Das ist ein Stück Holz», ist der Running Gag des Segellagers der Reformierten Kirchgemeinde Eulachtal. Nein, es war eine Robbe, die Schwanzflosse und Kopf einer Schaukel gleich aus dem Wasser streckte und dieses seltsame Gehabe irgendwann mit ihren Rufen quittierte. Das Rätsel war gelöst, denn lange Zeit war es sogar für das Leitungsteam Sonja Zryd und Martin Michel nicht klar, was genau dieses Ding da draussen war. Die Robbe zumindest «wusste», dass diese Schreie und Rufe von Wesen auf zwei Beinen ungefährlich waren. Bis auf fünf Meter näherten sich einige Jugendliche diesem für Alpenländer aussergewöhnliche Wesen. Zu Fuss, denn die ganze Gruppe war samt 32 Meter langem Schiff «trocken» gefallen, sprich extra auf den Meeresboden aufgelaufen.
Schiff «Tijdgeest»: Zeitgeist auf Grund
Innert einiger Stunden sank das über 100-jährige Lastenschiff auf den Wattenmeer-Grund und die Entdeckungstour konnte losgehen: Schlamm zwischen den Zehen, zwickende Krabben, flüchtende Quallen und dann noch mehr Robben, die allerdings weit draussen in der Fahrtrinne der Schiffe schwammen.
Eine Woche Ferien ohne Eltern in Holland war so attraktiv, dass sich 13 Jugendliche für dieses Abenteuer auf dem Schiff angemeldet hatten. Rückblickend war im Vorfeld die Hin- und Rückfahrt die grösste Herausforderung, denn wegen Falschinformation für Nachtzüge nach Amsterdam fiel diese Option ins Wasser. Der Hinflug wurde zweimal gestrichen. Mit klopfendem Herzen traf sich die Gruppe – die meisten voller Vorfreude, mit etwas Bangen die Leiterin. Alles klappte und hungrig landete die ganze Truppe gleichentags nach zwölf Stunden Fahrt und Flug am Abfahrtshafen Stavoren in Ostfriesland.
Die Segel wurden gehisst
Ganz wie Touristen waren die «Neu-Holländerinnen und -Holländer» entzückt von den kleinen Backsteinhäuschen, den flachen und wasserreichen Landschaften mit Windrädern 2.0 überall. Empfangen vom Skipperpaar Kerstin und Wijnand wie ihren Kindern konnte das Abenteuer losgehen: leben, schlafen, essen und sein auf dem grossen Boot – für die meisten das erste Mal. In den folgenden Tagen lernten alle, wie das aufschiessen der Seile (Segel hissen) geht und weshalb das so wichtig ist. Manche hingen im Klüver (vorderster Teil des Bootes mit Netz) herum, wenn nichts zu tun war. In der Kombüse wurde im Wechsel geschnippelt und gewürzt, damit die Lagerlaune auf dem hohen LeveL bleiben konnte. Im Laufe der fünf Tage besuchte die Gruppe die Inseln Vlieland und Terschelling, wobei der Austausch zwischen den Booten im Hafen zum Happening wurde.
Schiffe im Hafen Terschelling
Denn die Schiffe waren im «Päckli» aneinander geschnürt, damit alle im grossen Hafenbecken Platz hatten. So mussten die letzten über alle Schiffe gehen, möglichst leise und diskret, und dabei ergaben sich Gespräche und Bekanntschaften, die besonders für die Jugendlichen von Interesse waren. Miteinander unterwegs sein, Stärken und Schwächen teilen – sei dies beim Hochziehen der Segel (echt anstrengend) bis zum Kochen für 18 Leute (bitte nur, wer gerne kocht … das schmeckt man). Die kurze, erfahrungsreiche Woche schweisste die Gruppe mit vielen Eindrücken auf See zusammen. «Nächstes Jahr», hörten die Leitenden von manchen, «nächstes Jahr komme ich wieder mit.» Sorry Leute, erst in zwei Jahren, also 2024 wieder.
(MITG)
Weitere Fotos unter «Segellager» auf: www.kirche-eulachtal.ch