Mit Mut und Buntstift zur eigenen Zeitung
30.08.2025 WittenwilIn den Sommerferien haben Lydia Utzinger und ihre Mutter Sarah ein besonderes Projekt umgesetzt: Eine Kinderzeitung mit dem Namen «Malomi». Was als spielerische Ferienbeschäftigung begann, entwickelte sich zu einem kleinen, liebevoll gestalteten Print-Erfolg – inklusive ...
In den Sommerferien haben Lydia Utzinger und ihre Mutter Sarah ein besonderes Projekt umgesetzt: Eine Kinderzeitung mit dem Namen «Malomi». Was als spielerische Ferienbeschäftigung begann, entwickelte sich zu einem kleinen, liebevoll gestalteten Print-Erfolg – inklusive Leserbriefen, Mut zur Haustüraktion und Plänen für eine zweite Ausgabe.
Die Idee zur Zeitung entstand eher zufällig: Als Lydia gemeinsam mit ihrer Mutter Sarah Utzinger alte Kinderzeitungen durchblätterte, die diese als Kind selbst mit ihrem Bruder erstellt hatte, war sie sofort Feuer und Flamme. «So etwas möchte ich auch machen!», meinte Lydia – und damit war der Grundstein für «Malomi» gelegt. Für die Mutter war klar: Die Sommerferien sind der ideale Rahmen für kreative Familienprojekte, die auch etwas Struktur in den Alltag bringen.
Fernsehen gibt es im Haushalt nicht, stattdessen setzt die Familie auf kreative Aktivität und Lernen durch Tun. Ferienprojekte wie dieses seien in der Familie keine Ausnahme, sondern bewusst eingeplant: «Ich bin kein Fan von passiver Berieselung», erklärt die Mutter. Ihre Erfahrung: Wenn man Kinder einfach machen lässt, statt sie ständig vor einen Bildschirm zu setzen, zeigen sie, wie viel kreative Energie in ihnen steckt. Und genau das hat sich hier gezeigt – «Lydia hat nie zu wenig zu tun, eher zu viele Ideen!».
Vom Meerschweinchen zum Zeitungstitel
Der Name «Malomi» ist ein Wortspiel, das sich nicht sofort erschliesst – und genau das war Absicht. Die neun¬jährige Lydia ist ein grosser Tierfan und lebt mit sieben Meerschweinchen. Gemeinsam tüftelten Mutter und Tochter mit den Anfangsbuchstaben der Tiernamen – so entstand der fantasievolle Titel. «Wir wollten bewusst keinen Namen wie ‘Lydias Zeitung’. Es sollte etwas Eigenständiges sein», so Sarah Utzinger.
Auch der Inhalt war von Beginn an Lydias Entscheidung. Die beiden setzten sich zusammen, sammelten Ideen und strukturierten die Zeitung. Zwei Wochen lang arbeiteten sie intensiv: Eine Seite wurde handschriftlich gestaltet, eine am Computer. Diese Mischung – analog und digital – förderte sowohl Lydias Kreativität als auch ihr technisches Verständnis. Ihre Mutter begleitete sie dabei, ohne Vorgaben zu machen: «Ich wollte, dass sie sich ausprobieren darf und das macht, was ihr wirklich Spass macht.»
Geschichten, Rätsel – und ganz viel Stolz
Besonders stolz war Lydia auf ihr selbstgemaltes Titelbild und die fantasievolle Fortsetzungsgeschichte, die sie sich ausgedacht und am Computer getippt hat. «Auch das Formatieren in Word fand sie spannend – sie hat nebenbei richtig viel gelernt», sagt ihre Mutter. Ganz nebenbei übte Lydia auch ihre Rechtschreibung – ein echter Mehrwert über das Kreative hinaus.
Was ihr weniger gefallen hat? «Eigentlich gar nichts», meint Sarah Utzinger. «Wir haben bewusst darauf geachtet, dass es nie zu viel wird. Wenn Lydia mal keine Lust mehr hatte, haben wir das Projekt für den Tag beiseitegelegt.» So blieb die Freude an der Sache erhalten – und das sieht man der bunten Zeitung an.
Handgebunden und schweizweit verteilt
Die fertige Erstausgabe umfasst rund zehn Seiten – und wurde mit viel Liebe zum Detail produziert. Anfangs druckten die beiden zehn Exemplare, bald kamen weitere dazu. Heute sind rund 50 Stück im Umlauf – und zwar nicht nur im direkten Umfeld, sondern verteilt bis nach Basel, Aargau und sogar Konstanz. Jedes Exemplar wurde von Lydia selbst gebunden, inklusive handgeflochtener Kordel – ein kleines Kunstwerk.
Auch die Verteilung übernahm Lydia selbst – mutig klingelte sie in der Nachbarschaft und stellte ihre Zeitung vor oder verschickte sie per Post. Einen fixen Verkaufspreis gab es dabei bewusst nicht. Wenn jemand fragte, ob die Zeitung etwas koste, sagte Lydia: «Nein, aber wenn du magst, darfst du etwas spenden.» Der Grund: Die Neunjährige möchte gerne ein neues Aussengehege für ihre Meerschweinchen kaufen. Einen Teil der erhaltenen Spenden will sie zudem einer Hilfsorganisation zukommen lassen – ganz selbstbestimmt.
Ausgabe 2 ist in Arbeit
Die Rückmeldungen liessen nicht lange auf sich warten: «Wir hätten nie gedacht, dass unser Projekt so gut ankommt», sagt die Mutter. Inzwischen habe sie ein ganzes Mäppchen voller Leserbriefe – von Kindern und Erwachsenen. Einige schickten sogar das Lösungswort des Rätsels zurück. Für den Austausch richtete die Mutter eine eigene Redaktions-E-Mailadresse für Lydia ein, die sie selbst verwaltet. «Das war auch für sie ein toller Moment – plötzlich war sie eine richtige Herausgeberin.»
In den Herbstferien soll nun die zweite Ausgabe entstehen – mit der Möglichkeit, dass auch andere Kinder Beiträge beisteuern können. «Wer Lust hat, darf sich gerne melden – jede Idee ist willkommen», meint Sarah Utzinger. Auch an Lydias Schule wird das Projekt vorgestellt: «Die Lehrerinnen waren begeistert. Ich werde anfragen, ob sich daraus vielleicht sogar ein klassenübergreifendes Projekt entwickeln lässt.» Ziel sei es, noch mehr Kinder fürs Schreiben, Zeichnen und kreative Gestalten zu begeistern.
Und später einmal Journalistin?
Ob Lydia mit ihrer Zeitung eine neue Berufung entdeckt hat? Eher nicht. «Sie will Tierärztin werden – das steht für sie fest», erzählt die Mutter lachend. Das Schreiben sei für Lydia eher ein kreatives Ventil. «Aber wer weiss – vielleicht schreibt sie irgendwann doch mal wieder einen Artikel». Platz dafür hätte die «Elgger/Aadorfer Zeitung» auf jeden Fall!
SARAH STUTTE
Wer Interesse an einer «Malomi»- Ausgabe oder an der Mitarbeit bei der nächsten Zeitung hat, kann sich gerne direkt über: redaktion-malomi@gmx.ch bei Lydia melden. Kinder, die gerne schreiben, zeichnen oder Geschichten erfinden, sind herzlich willkommen!