Mit Herz, Humor und Hörnli
05.08.2025 AadorfRund 400 Gäste feierten am 31. Juli die Bundesfeier bei bestem Sommerwetter. Höhepunkt war die gemeinsame Rede von Peter Bühler und seiner Tochter Olivia – charmant, pointiert und unterhaltsam.
Die diesjährige Bundesfeier auf dem Gemeindeplatz war wohl die ...
Rund 400 Gäste feierten am 31. Juli die Bundesfeier bei bestem Sommerwetter. Höhepunkt war die gemeinsame Rede von Peter Bühler und seiner Tochter Olivia – charmant, pointiert und unterhaltsam.
Die diesjährige Bundesfeier auf dem Gemeindeplatz war wohl die trockenste von allen. Da die Aadorfer diese wie jedes Jahr am Abend des 31. Juli begingen, fand die Veranstaltung noch bei lauen sommerlichen Temperaturen statt. Die gedeckten Tische waren denn auch kurz nach 18 Uhr fast alle schon belegt. An die 400 Personen sassen hier im Freien gemütlich beieinander. Die über 50 freiwilligen Helferinnen und Helfer der Festwirtschaft hatten deshalb gut zu tun. Emsig wuselten sich die in ihren roten T-Shirts gut zu erkennenden Mitglieder des Einwohnervereins Aadorf (EVA) durch die Reihen und brachten Getränke, Gehacktes mit Hörnli und Apfelmus oder Selbstgebackenes von der Bar an die Sitzplätze. Einzig die Grill-Bratwurst musste hier jede und jeder selbst holen – was die zeitweise lange Schlange erklärte. Die Musikgesellschaft Aadorf spielte dazu unterhaltsame Blasmusik aus ihrem abwechslungsreichen Repertoire. Auf der Hüpfburg tobten sich indes die Kinder aus.
Das Herz ist die Mitte
Gegen 19.30 Uhr betrat EVA-Präsident Stefan Bannwart die Bühne im Pavillon und erklärte, dass der 1. August nicht nur der Geburtstag der Schweiz sei, sondern es vor allem darum ginge, heute Zeit miteinander zu verbringen. Nach dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne kündigte Stefan Bannwart den diesjährigen Festredner Peter Bühler an. Der Ettenhausener – Mitte-Politiker, Thurgauer Kantonsrat und vormals Grossratspräsident – brachte seine zehnjährige Tochter Olivia mit aufs Podium, die standesgemäss in der Thurgauer Werktagstracht gekleidet war. Zur Überraschung der Gäste verkündete Bühler, dass nicht nur er, sondern auch seine Tochter als «Vertreterin der jüngeren Generation» etwas zu sagen habe. «Damit an den 1. August-Ansprachen nicht immer nur alte Männer mit weissen Haaren reden», so Bühler, würden sie sich deshalb diese Rede teilen. Dafür gab es schon einmal einen ersten Szenen-Applaus. Der Kantonsrat wollte in seiner Rede nicht politisieren, sondern lieber über das Herz reden. Dasjenige der Schweiz, des Thurgaus, von uns allen. «Das Herz ist die Mitte, dort, wo sich jeder zu Hause fühlt. Ohne pulsierendes Herz, passiert nichts. Das Herz ist der zentrale Punkt jeder Gesellschaft und Gemeinschaft».
Was nichts kostet, ist nichts wert
Dann trat seine Tochter Olivia das Mikrofon. Sie erzählte, dass sie in wenigen Tagen in die 5. Klasse komme und «ein wenig nervös, aber auch ein bisschen stolz» sei, heute vor so vielen Menschen reden zu dürfen. Die Zehnjährige erklärte, dass sie gerne einmal Geräteturnerin werden würde. Dafür brauche es Turnhallen, Geräte und vor allem Leiterinnen und Leiter. «Diese engagieren sich freiwillig und ohne fixe Entschädigungen. Aber es gibt immer weniger Freiwillige. Das finde ich sehr schade», sagte sie. Es ginge den Erwachsenen immer nur ums Geld, aber das könne doch nicht alles sein. «Ich weiss, dass kürzlich der 13. AHV-Rente zugestimmt wurde. Ich finde, dieses Geld hat die ältere Generation verdient», sprach Olivia Bühler weiter. Sie finde es aber komisch, dass nun plötzlich niemand mehr wisse, wer ihnen das auszahle. «Das ist so, als ob meine Eltern mir 20 Franken mehr Taschengeld versprechen und dann miteinander streiten, wer von beiden mir das geben soll», brachte die Tochter von Peter Bühler auf den Punkt. Das sorgte für allgemeine Lacher. So auch ihr nächstes Beispiel: «In Aadorf soll ein neues Schulhaus gebaut werden, für 35 Millionen Franken. Mein Papa meint, dass das schon recht viel Geld sei. Er behauptet aber immer: Was nichts kostet, ist nichts wert. Also denke ich, das neue Schulhaus muss noch mehr kosten, um nicht nur gut, sondern auch perfekt zu sein». Zum Abschluss erzählte die Zehnjährige zwei Witze, weil sie von ihrem Vater wisse, dass eine gute Rede immer Humor beinhalten müsse. Mit ihren Worten hatte sie nicht nur im Handumdrehen die Herzen der Aadorfer erobert, auch Stefan Bannwart meinte, er sei nun ein Fan von ihr.
Stolze Mutteraugen
Auf die unterhaltsam mitgeteilten Gedanken aus dem Hause Bühler folgte das gemeinsam vorgetragene Thurgauer-Lied. Wer der Strophen auswendig nicht mächtig war, konnte dafür einen Blick auf die auf den Tischen ausgedruckten Blätter werfen. Mit Musik ging es auf der Bühne weiter. Nicht nur beim stimmigen Auftritt der Alphornbläser Mörsburg, sondern auch mit der von Samia Brändle organisierten Kindertanzparty unter reger Beteiligung der Kleinsten und stolzen Mutteraugen.
Als die Sonne untergegangen war, kam der Zeitpunkt für den traditionellen Fackelumzug. Hierbei sorgten Mitglieder der Feuerwehr für die nötige Sicherheit der Teilnehmenden. Beim Barbetrieb im Foyer des Gemeindezentrums konnte anschliessend zu den Rhythmen von DJ Gaetano Russo das Tanzbein geschwungen werden. Zu später Stunde wurde um 23 Uhr dann noch ausgelost, wer sich über die Gewinnsumme von 1000 Franken aus dem in der Festbroschüre angekündigten Wettbewerb freuen konnte.
SARAH STUTTE