Mit dem Stichel künstlerisch aktiv werden
10.07.2025 ElggAm Sonntag gab die Elgger Graveurin Gina Metzger im Heimatmuseum anschaulich Einblick in die Geschichte ihres Handwerks. In einem Workshop konnte man anschliessend selbst ein kleines Kunstwerk herstellen. Das Interesse war gross.
Die Graveurin Gina Metzger stellte am vergangenen Sonntag ...
Am Sonntag gab die Elgger Graveurin Gina Metzger im Heimatmuseum anschaulich Einblick in die Geschichte ihres Handwerks. In einem Workshop konnte man anschliessend selbst ein kleines Kunstwerk herstellen. Das Interesse war gross.
Die Graveurin Gina Metzger stellte am vergangenen Sonntag im Heimatmuseum Elgg das traditionelle Handwerk der Handgravur vor. Mit einem kurzen und anschaulichen Vortrag zur Geschichte der Gravur und anschliessendem «Kupferstich»-Workshop begeisterte sie die 15 Besucherinnen und Besucher, die interessiert zuhörten und danach ihr eigenes Geschick erprobten. Gina Metzger ist die Tochter von Mario Metzger von der Gravoprint GmbH in Elgg. Seit diesem Jahr hat sie zusammen mit dem Vater die gemeinsame Geschäftsleitung inne. Den Beruf übt sie bereits seit neun Jahren aus, dazu kommen vier Jahre Lehrzeit. Dass hier ein Profi am Werk ist, zeigte sich im kurzen, anschaulichen Vortrag, der sich gekonnt auf das Wesentliche beschränkte und dennoch sehr informativ war.
Geschichte der Gravur
Die Geschichte der Gravur reicht bis in die Steinzeit zurück, wie von der Referentin zu erfahren war. Damals hätten die eingravierten Muster einen rein praktischen Nutzen gehabt, um etwas zu kennzeichnen oder Geschichten zu erzählen. In der Antike seien sie auch als Machtsymbole benutzt worden, zum Beispiel an Siegelringen. «Mit der Zeit wurden die Gravuren immer schöner und filigraner», erklärte Gina Metzger. Im Mittelalter seien sie in der kirchlichen Kunst für biblische Erzählungen verwendet worden, in der Renaissance habe es zum ersten Mal Kupferstiche gegeben: «Dies war die künstlerisch höchste Epoche der Gravuren». In der Neuzeit wurden sie dann laut der Graveurin als personalisierte Status- und nicht mehr als Machtsymbole benutzt. «Heute werden Gravuren hauptsächlich für technische Dinge verwendet, also wieder wie ursprünglich zum praktischen Nutzen. Eine schöne handgemachte Gravur ist heute ein Luxusgut. Kaum jemand kann sich das mehr leisten», so Gina Metzger.
Verschiedene Stichel
Bevor die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst zum Stichel greifen konnten, zeigte die Graveurin die Verwendung der einzelnen Werkzeuge, vor allem des Stichels. Dieser werde in verschiedenen Formen dem Objekt angepasst, und auch den Menschen und nicht umgekehrt. Am Anfang stehe ein Rohling, der dann bearbeitet werde. «Eine grosse Hand bekommt einen langen und eine kleine Hand einen kleinen Stichel.» Vom Flach- bis zum Schrägstichel gibt es verschiedene Arten. «Auch heute lernt ein Graveur noch mit dem Stichel umzugehen», so Gina Metzger.
Im Übergang zum Workshop erklärte sie den Teilnehmenden, wie man einen Flachstich (auf flachem Material) macht. «Den Stichel flach zu halten, ist dabei wichtig». Und wenn er doch einmal zu weit ins Material hineingehe, ihn sorgfältig wieder hinausziehen, damit es nicht zu Verletzungen komme. Auf einer Tafel mit der Überschrift «Bloss nicht» waren Dingen notiert, die man auf keinen Fall tun sollte, zum Beispiel «keine Späne mit der Hand wegwischen und sich nicht ärgern, wenn man abrutscht».
Im Workshop konnte man anschliessend an die Präsentation mit Hilfe von Mustern, die Gina Metzger mitgebracht hatte, einen kleinen «Kupferstich», allerdings auf Plexiglas, eingravieren. Dies, weil wegen dessen Durchsichtigkeit das Anbringen der Zeichnung einfacher ist als auf Kupfer, wo dafür verschiedene Schritte nötig sind. Daraufhin wurde Linoldruck-Farbe aufgetragen, die Überreste davon sorgfältig abgewischt und schliesslich das Muster auf Papier gedruckt.
Das Interesse am Workshop war gross, 15 Personen nahmen daran teil. «Ich hätte nicht gedacht, dass so viele kommen», freute sich Gina Metzger. Auch weitere Besucherinnen und Besucher, die sich am offenen Sonntag das Museum anschauen wollten, konnte Renate Katterbach vom Heimatmuseum begrüssen. Das Wetter spielte perfekt mit und war deutlich kühler als in der Vorwoche.
BETTINA STICHER
Heimatmuseum Elgg
Das Heimatmuseum Elgg hat jeweils den ersten Sonntag in den Monaten Mai bis Oktober von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Es widmet sich der Geschichte von Elgg und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern. Es beherbergt einige Kostbarkeiten wie den Trottbaum, die Getreidemühle von 1668 oder die vollständige Landschmiede. Weitere Sehenswürdigkeiten sind Wohn- und Schlafecke, Renaissancekasten, Schlitten, Feuerwehrgeräte, altes Handwerk, Bilder, Pläne und Dokumente zur Lokalgeschichte, die Schweizerchronik von Johannes Stumpf sowie eine grosse Fotosammlung. In regelmässigen Zeitabständen finden temporäre Ausstellungen zu ausgesuchten Themen statt.