Milchkühe passen ihr Verhalten bei Hitzestress an
10.08.2024 TänikonHitzestress ist ein Risiko für das Wohlergehen, die Gesundheit und Produktivität der Milchkühe, insbesondere auf der Weide. Um Hitzestress auf Praxisbetrieben frühzeitig zu erkennen, sind Indikatoren erforderlich. Dies zeigt ein Agroscope-Forschungsprojekt, an dem auch ...
Hitzestress ist ein Risiko für das Wohlergehen, die Gesundheit und Produktivität der Milchkühe, insbesondere auf der Weide. Um Hitzestress auf Praxisbetrieben frühzeitig zu erkennen, sind Indikatoren erforderlich. Dies zeigt ein Agroscope-Forschungsprojekt, an dem auch der Standort Tänikon mitarbeitete.
Hitzestress führt zu Einbussen bei der Milchleistung und ist eine Gefahr für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere. Landwirte und Landwirtinnen sollten daher weidende Milchkühe zuverlässig überwachen, um bei Hitzestress rechtzeitig reagieren zu können. Hitzegestresste Kühe zeigen verschiedene Verhaltensreaktionen. Wie alle Säugetierarten reduzieren sie zum Beispiel ihre Futteraufnahme, um die Wärmeproduktion bei der Verdauung zu minimieren. Kühe passen auch ihr Verhalten an, indem sie Schatten oder kühlere Bereiche aufsuchen. Insbesondere in intensiven Weidesystemen ist Schatten aber häufig nicht vorhanden und die Tiere sind der Sonne ausgesetzt.
In einem Forschungsprojekt wurde der Frage nachgegangen, an welchen Verhaltensmerkmalen unter diesen Bedingungen zu erkennen ist, wann den Kühen zu heiss wird. Co-Autorin des unter Sciencedirect.com veröffentlichten Berichts «Verhaltensreaktionen im Zusammenhang mit der Erhöhung der Körperkerntemperatur von grasenden Milchkühen, die mässigem Hitzestress ausgesetzt sind» ist Nina Keil von der Agrosope Tänikon.
Wie sich hitzegestresste Kühe verhalten
In einem Experiment mit 38 Milchkühen bei Agroscope in Posieux konnte gezeigt werden, dass der umfassende Klimaindex, der die Umgebungstemperatur, relative Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Sonneneinstrahlung berücksichtigt, in enger Beziehung mit der Körpertemperatur der Kühe steht. Allerdings können die individuellen Reaktionen auf die Hitzebelastung sehr unterschiedlich ausfallen. Klimaindizes allein können daher nicht den tatsächlichen Hitzestress widerspiegeln, dem eine einzelne Kuh ausgesetzt ist. Die Kühe mit erhöhter Körpertemperatur frassen und lagen erwartungsgemäss weniger. Kühe mit Hitzestress waren aber auch häufiger in der Nähe der Tränke zu beobachten, und sie verringerten ihre Distanzen zu anderen Kühen. Diese Verhaltensmuster können auf der Weide relativ einfach festgestellt werden.
Studie bestätigt Verhaltensmuster von Kühen
Auf vier kommerziellen Milchviehbetrieben in der Schweiz mit Herdengrössen zwischen 20 und 57 Tieren wurde anschliessend das Verhalten von Milchkühen auf der Weide in Bezug auf Hitzebelastung unter Praxisbedingungen untersucht. Auch hier konnten sehr ähnliche Verhaltensmuster wie im Experiment festgestellt werden. An Tagen mit hohem Temperatur-Feuchtigkeits-Index (THI) wurden die Kühe morgens häufiger in der Nähe der Tränke gesehen als an Tagen mit niedrigerem Index; jedoch nicht am Nachmittag, wenn sie nahe beieinander oder im Schatten standen. Bei hohem THI lagen die Kühe weniger und steigerten ihre Bewegungsaktivität gegen Mittag. Im Laufe des Tages verringerten sie ihre Abstände zueinander. Je heisser es war, desto mehr standen sie in engen Gruppen zusammen. Abweichungen vom gewohnten Verhalten im Tagesverlauf, die mit weniger Liegen, mehr Bewegung und geringeren Abstände zueinander verbunden sind, können somit zur Überwachung von Hitzestress bei weidenden Milchkühen genutzt werden.
(PD/RED)
Fazit
Durch den Klimawandel ist davon auszugehen, dass Perioden mit Hitzestress für Milchkühe zunehmen werden. An heissen Tagen zeigen sie auf der Weide Veränderungen in ihrem täglichen Verhaltensmuster: Sie liegen weniger, sind aktiver, verringern die Abstände zwischen den einzelnen Tieren und halten sich bei der Wassertränke auf. Diese Veränderungen können als Indikatoren zur Überwachung von Hitzestress bei Kühen auf der Weide verwendet werden.