Lokal verankert, erfolgreich etabliert
16.09.2025 Elgg, HagenbuchDer Freiwillige Fahrdienst Elgg hat sich in den letzten drei Jahren zu einer wichtigen Stütze im sozialen Gefüge der Region entwickelt. Seit der Abspaltung vom kantonal koordinierten Rotkreuz-Fahrdienst läuft die Koordinaton der Fahrten über das Pflegezentrum Eulachtal (PZE) ...
Der Freiwillige Fahrdienst Elgg hat sich in den letzten drei Jahren zu einer wichtigen Stütze im sozialen Gefüge der Region entwickelt. Seit der Abspaltung vom kantonal koordinierten Rotkreuz-Fahrdienst läuft die Koordinaton der Fahrten über das Pflegezentrum Eulachtal (PZE) – ein Modell, das nicht nur funktioniert, sondern auch Vorbildcharakter hat.
Die Gemeinde Elgg hatte sich frühzeitig gegen eine App-gestützte, zentral koordinierte Lösung aus Zürich ausgesprochen. Für Roger Gerber, Gemeinderat für Soziales und Gesellschaft, war diese Entscheidung grundlegend: «Nur so haben wir die Möglichkeit, den Service unseren Wünschen optimal anzupassen», sagt er. Auch die Rückmeldungen aus der Bevölkerung seien eindeutig gewesen: Man wolle einen persönlichen, lokal organisierten Fahrdienst, bei dem man sich kennt.
Koordination durch das Pflegezentrum
Seit Oktober 2022 läuft die Koordination des nun «Freiwilliger Fahrdienst Elgg» genannten Angebots über das Pflegezentrum Eulachtal (PZE). Drei Mitarbeiterinnen des PZE, Anita Hohler, Fabienne Buff und Daniela Kägi, organisieren die Fahrten – zusätzlich zu ihrer regulären Arbeit. Gerber betont: «Die Koordination ist das Herzstück des Freiwilligen Fahrdienstes. Ein grosses Dankeschön ans PZE, welches sich für diese Aufgabe angeboten hat. Und an Susanne Wanner, die zuvor diesen ganzen Arbeitseinsatz über viele Jahre alleine unentgeltlich geleistet hat». Die Nachfrage ist konstant hoch: In den Monaten Mai und Juni 2025 wurden 93 Fahrten durchgeführt – überwiegend für Personen aus Elgg, vereinzelt auch aus Hagenbuch. Amal Savasci, Bereichsleiterin Soziales und Gesellschaft, bestätigt: «Der Fahrdienst wird vor allem von älteren Personen genutzt».
Nicht nur zum Arzt
Zwar stehen medizinische Fahrten im Vordergrund, doch grundsätzlich ist der Dienst offen für alle, die eingeschränkt mobil sind – vorausgesetzt, es sind Kapazitäten vorhanden. Amal Savasci betont:
«Der Fahrdienst steht grundsätzlich allen Personen zur Verfügung, welche eingeschränkt mobil sind. Fahrten im Zusammenhang mit medizinischem Hintergrund stehen jedoch im Vordergrund.» Drei Jahre nach der Loslösung vom Rotkreuz-Fahrdienst zieht die Gemeinde ein klares Fazit.
«Die Umstellung verlief gut, wenn auch nicht ganz reibungslos. Inzwischen hat sich der Fahrdienst jedoch sehr gut etabliert», so Roger Gerber. Tatsächlich zeige das Elgger Modell Strahlkraft: «Es gab bereits schon andere Gemeinden, welche uns kontaktiert haben und unser Konzept kopieren wollten», sagt der Gemeinderat. Er fügt hinzu: «Einen eigenen Fahrdienst anzubieten, war immer noch die richtige Entscheidung». Denn nur mit dieser Unabhängigkeit könne man den Dienst flexibel gestalten – ganz im Sinne der lokalen Bedürfnisse.
Klare Kosten – keine Jahresgebühr
Im Gegensatz zu anderen Angeboten fällt beim Elgger Fahrdienst keine Jahresmitgliedschaft an.
«Bezahlt wird ausschliesslich die Leistung, welche in Anspruch genommen wird», erklärt Roger Gerber. Die Kostenstruktur ist klar und fair: Für Fahrten innerhalb von Elgg zahlt man sieben Franken, nach Aadorf oder Hagenbuch sind es zehn Franken. Weiter entfernte Städte wie Winterthur oder Frauenfeld kosten mehr. Bei Tagesfahrten wird pro Kilometer abgerechnet, auch eine Verpflegungspauschale kann je nachdem anfallen. Gerechnet wird immer mit Hin- und Rückfahrt. Rückerstattungen sind je nach Krankenkasse oder bei Bezug von Ergänzungsleistungen durch die SVA teilweise möglich – hier empfiehlt sich eine individuelle Anfrage.
Freiwillige dringend gesucht
Regula von Wartburg kümmert sich seit vielen Jahren um die freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer, aktuell sind es 13. Trotzdem entstehen Engpässe. «Bis vor kurzem hatten wir genug Freiwillige.
Derzeit sind einige aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen», so Amal Savasci. Deshalb ist man erneut auf der Suche nach Fahrerinnen und Fahrern: «Hätten wir etwas mehr Freiwillige, würde das auch helfen, den Service noch mehr zu öffnen», sagt die Bereichsleiterin Soziales und Gesellschaft.
Interessierte können sich direkt bei Amal Savasci melden: amal.savasci@ elgg.ch. Als kleines Dankeschön für den ehrenamtlichen Einsatz findet einmal pro Jahr ein Essen statt, organisiert von Regula von Wartburg. Zudem haben alle Fahrerinnen und Fahrer Anspruch auf eine Auffrischungs-Fahrstunde mit einer Fahrlehrerin.
SARAH STUTTE