Lieben will gelernt sein
19.09.2023 ElggAm Freitagabend lud der Familienverein Elgg zum Inputabend in den Kultursaal Bärenhof ein. Dass das Thema «Ich und Du – was unsere Beziehung nährt und stärkt» etwas gewagt war, waren sich die Organisatorinnen einig. Knapp 20 Personen, darunter auch Paare, ...
Am Freitagabend lud der Familienverein Elgg zum Inputabend in den Kultursaal Bärenhof ein. Dass das Thema «Ich und Du – was unsere Beziehung nährt und stärkt» etwas gewagt war, waren sich die Organisatorinnen einig. Knapp 20 Personen, darunter auch Paare, besuchten den Abend und waren gespannt, was sie erwartet.
Bereits während dem Apéro drehten sich viele Gespräche um das interaktive Referat von Susanne Vogel-Engeli. Paare wurden gefragt, ob Mann oder Frau zur Teilnahme anregten. Frauen wurden gefragt, wieso die Männer nicht anwesend seien. Der Vorstand des Familienvereins stellte sich erneut die Frage, ob das Thema nicht zu intim sei, als dass es wirklich auf grosse Resonanz unter den Mitgliedern stossen könne. Und ganz allgemein fragten sich alle, was sie denn tatsächlich in den kommenden Stunden erwarten würde.
Vogel-Engeli eröffnete den Abend mit den Worten: «Jede Beziehung hat ihre Phasen. Auch die Beste. Mal läuft es richtig gut. Mal läuft es ok. Mal schläft die Liebe ein. Und wacht dann wieder auf. Wobei du eine Liebe auch sanft wachrütteln oder wachküssen kannst. Zärtlich. Mit einem zuversichtlichen Lächeln.»
Vieles, was die Referentin an diesem Abend erzählte, war nicht neu. Doch tat es gut, das bereits Gewusste noch einmal bewusst zu hören und reflektieren. Die eigene Selbstfürsorge und eine gesunde Stressregulation ist eine wichtige Basis für eine gute Beziehung. Hier tragen wir selbst die Verantwortung. Wer kennt es nicht, nicht ganz im Strumpf zu sein und dann wegen einer Kleinigkeit zu explodieren? Dünnhäutig zu sein, weil das Leben gerade viel fordert? Vogel-engEli ermutigte die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, sich einige Minuten Zeit zu nehmen und darüber nachzudenken, was sie im Alltag stärkt. Welche Tankstellen zapfe ich regelmässig an? Woran merke ich am besten, dass ich mich unter Druck oder gestresst fühle? Weil Vogel-Engeli überzeugt ist, dass Gedachtes ausgesprochen mehr Kraft hat, gab sie einige Minuten Zeit, um sich als Paar oder mit der Sitznachbarin auszutauschen. Dabei betonte sie, wie wichtig es sei, dem Gesprächspartner zuzuhören, ohne zu unterbrechen, und ermutigte dazu, dies auch in der Beziehung zu praktizieren.
Die fünf Sprachen der Liebe
Spannend und für die meisten Neuland war es, als susanne Vogel-Engeli das Konzept der «Fünf Sprachen der Liebe» vorstellte, das vom US-amerikanischen Paartherapeuten Dr. Gary Chapman entwickelt wurde. Es beschreibt fünf unterschiedliche Wege oder Ausdrucksformen, wie Menschen ihre Liebe und Zuneigung für ihre Partner ausdrücken und empfangen können. Laut Chapman haben alle eine bevorzugte Liebessprache, die bestimmt, wie man sich geliebt und geschätzt fühlt. Die fünf Sprachen sind: 1. Worte der Bestätigung: Menschen mit dieser Liebessprache fühlen sich am meisten geliebt, wenn ihnen positive und aufbauende Worte gesagt werden. Ein einfaches «Ich liebe dich» oder Kompliment kann ihre Liebe tief berühren.
2. Zeit und Aufmerksamkeit: Für einige Menschen ist es besonders wichtig, dass ihr Partner ihnen Zeit widmet und seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Das bedeutet, gemeinsame Aktivitäten zu planen und sich ohne Ablenkungen aufeinander zu konzentrieren.
3. Geschenke: Diese Liebessprache beinhaltet das Schenken und Empfangen von Geschenken. Es geht nicht unbedingt um den finanziellen Wert, sondern vielmehr darum, dass der Partner Zeit und Gedanken in die Auswahl des Geschenks steckte.
4. Dienste: Menschen mit dieser Liebessprache fühlen sich geliebt, wenn ihr Partner ihnen durch praktische Handlungen und Dienstleistungen zeigt, dass er sich um sie kümmert. Das kann das Erledigen von Aufgaben im Haushalt oder Unterstützen bei alltäglichen Pflichten sein.
5. Körperliche Berührung: Sie ist die Liebessprache, bei der physischer Kontakt und Zuneigung im Vordergrund stehen. Um sich geliebt zu fühlen, benötigen Menschen mit dieser Liebessprache Umarmungen, Küsse und andere körperliche Gesten der Zuneigung.
Es ist wichtig, die bevorzugte Liebessprache des Partners zu erkennen und darauf einzugehen, um die Beziehung zu vertiefen. Wenn zwei Menschen unterschiedliche haben und nicht in der Lage sind, die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen, kann dies zu Missverständnissen und Konflikten führen. Diese praktische Herangehensweise an zwischenmenschliche Beziehungen kann sicherlich ein hilfreicher Ansatz sein, um die Kommunikation und das Verständnis in jeder Beziehung zu fördern. Und vielleicht wird für einige nun klar, warum sie von ihren Kindern oder Patenkindern mit Zeichnungen überhäuft werden.
Aktives Zuhören
Im Verlauf des Abends betonte Susanne Vogel-Engeli immer wieder, dass aktives Zuhören der Grundstein jeder Beziehung ist. Dabei handelt es sich um eine bewusste und aufmerksame Form des Zuhörens, bei der man sich voll und ganz auf seinen Partner konzentriert, um nicht nur die Worte, sondern auch die dahinterliegenden Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse zu verstehen. Sie gab auch den Rat, vor Gesprächen im Voraus mit dem Partner zu klären, welche Erwartungen bestehen. Soll nur zugehört werden, oder ist anschliessendes Feedback erwünscht? Die Klärung von Erwartungen vor dem Gespräch kann das Zuhören erleichtern und dazu beitragen, jenen des Gesprächspartners gerecht zu werden.
Der Inputabend verstrich wie im Flug und hinterliess einen reichen Schatz an Tipps und Anregungen. Mit einer liebevoll gestalteten Broschüre, die weitere Ideen und Übungen zur Selbstreflektion enthält, wurden die Teilnehmenden eingeladen, die Erkenntnisse in den Alltag zu integrieren und die Liebe zu zelebrieren, um Beziehungen zu stärken.
ANJA C. WOLFER BAKA