Lesestadt bietet vielfältigen Zugang zur Literatur
25.10.2025 AadorfDie Lesestadt Aadorf lädt zur Premiere ihres reichhaltigen Programms rund um die Literatur. Anschi Inauen, Geschäftsführerin des Buecherchorb und Mitglied der Programmgruppe verrät, wo die Schwerpunkte der Veranstaltungsreihe liegen, die bewusst nicht nur geübte ...
Die Lesestadt Aadorf lädt zur Premiere ihres reichhaltigen Programms rund um die Literatur. Anschi Inauen, Geschäftsführerin des Buecherchorb und Mitglied der Programmgruppe verrät, wo die Schwerpunkte der Veranstaltungsreihe liegen, die bewusst nicht nur geübte Leserinnen und Leser ansprechen soll.
Aadorf wird im November für vier Tage zum Treffpunkt Im Zeichen der Literatur, was aber keineswegs bedeutet, dass nur gelesen und vorgelesen wird. Im Gegenteil, es werde auch gedichtet, diskutiert, gelacht und sogar gestrickt, verrät Anschi Inauen, Mitglied der Programmgruppe des Vereins Lesestadt.
Das erstmals in dieser Form durchgeführte Spracherlebnis lockt vom 13. Bis 16. November mit einem breit gefächerten Angebot, das jeden und jede ansprechen soll. Organisiert wird die Lesestadt in enger Zusammenarbeit mit dem Buecherchorb. Dessen Geschäftsführerin Anschi Inauen hat zusammen mit vier anderen Aadorferinnen und Aadorfern das Programm zusammengestellt, während der siebenköpfige Vorstand für die Gesamtorganisation, Marketing, Kommunikation, Website, Catering, Barbetrieb, Ticketverkauf usw., zuständig ist. «Unser Hauptkriterium war, dass das Programm vielfältig ist», erklärt die engagierte Buchhändlerin. «Wir wollten explizit nicht nur klassische Lesungen anbieten und auch Leute ansprechen, die noch nie an einer Lesung teilgenommen haben, darunter auch Kinder und Jugendliche.» Das Programm richte sich mit Kinderlesungen, Diskussionen oder auch Performances bewusst an ein breites Publikum. «Ziel ist es, Literatur zum Erlebnis zu machen», so Inauen.
Als Beispiele dafür nennt sie die Veranstaltungen «läse lisme lose» bei welcher die Autorin Strickkrimis vorliest und das Publikum während des Zuhörens stricken kann, den Vortrag über Humor in der Literatur von einem bekannten Schweizer Radiomoderator, die Podiumsdiskussion über den Einfluss von Regionalzeitungen und anderen Medien, und die Spoken Word Performance, bei der die Mitwirkenden – keine Autoren im klassischen Sinn – eigene Texte vortragen.
Zum ersten Mal Lesung für Schüler
«In der Programmgruppe sind verschiedene Leute mit unterschiedlichen Interessen vertreten», sagt Anschi Inauen. Sie selbst habe zwei Anlässe organisiert, nämlich die Lesung für Sekundarschulklassen, welche diese zusammen mit den Lehrpersonen vorbereiten und besuchen. Hierfür habe sie ein Buch von Sunil Mann ausgesucht, in dem es um zwei Freunde geht. Einer der beiden radikalisiert sich und die Freundschaft zerbricht. Es sei wichtig, dass sich die Schülerinnen und Schüler vom Inhalt auch angesprochen fühlen. «Man kann den Jugendlichen mit einem altbackenen Klassiker das Lesen auch verleiden», ist die Buchhändlerin überzeugt. Sie verfüge zwar über Erfahrungen im Durchführen von Lesungen, ein Anlass für Schüler sei für sie aber eine Premiere, so Inauen. Weiter zeichne sie für die Spoken Word Performance verantwortlich. «Die Idee stammt aus dem Poetry Slam», erklärt sie das Konzept, das sie bereits erfolgreich in Frauenfeld umgesetzt habe.
Zudem gibt es Lesungen für jedes Alter sowie weitere Veranstaltungen, die zum Zuhören und Mitreden anregen sollen, was zu vielen spontanen Begegnungen und Gespräche führen dürfte. Als besonderer Höhepunkt wird den Besucherinnen und Besuchern die Matinee-Lesung mit Steven Schneider angekündigt.
Mit wie vielen Interessierten man für die Anlässe der Lesestadt rechnen kann, gehört gemäss Anschi Inauen zu den Herausforderungen der Organisatoren. Aufgrund von Erfahrungen mit anderen Literaturveranstaltungen rechne man mit durchschnittlich 50 Personen, wobei Steven Schneider sicherlich mehr Leute anziehe.
Entstehung der Lesestadt
Die Idee zur Lesestadt entstand Anfang 2025, getragen vom neu gegründeten Verein Lesestadt Aadorf. Ziel des Vereins ist es, Literatur sichtbar zu machen, den Austausch zu fördern und das Lesen mitten ins Dorfleben zu tragen. Dazu beigetragen hat laut Inauen die Auflösung der Genossenschaft AGLA und die damit verbundene Möglichkeit, Gelder zu beantragen. «Wir wollten der Gemeinde etwas zurückgeben», sagt sie. Der Buecherchorb habe zwar den Anstoss für die Veranstaltung gegeben, allein hätte man das aber nicht geschafft. Daher habe man den Verein gegründet, der sich nun der Organisation des vielfältigen Literaturanlasses annimmt.
Abschied vom Buecherchorb
Für Anschi Inauen ist es das erste und auch letzte Mal, dass sie in ihrer Funktion als Geschäftsführerin des Buecherchorb bei der Lesestadt mitwirkt. Denn sie gibt die Leitung des Aadorfer Buchladens per Ende Jahr ab. Insgesamt acht Jahre sei sie hier in leitender Funktion tätig gewesen, davon fünf bei der neuen Genossenschaft. «Nun ist es Zeit für mich, etwas anderes zu machen», sagt die 40-Jährige. Ideen dafür seien viele vorhanden, aber noch nichts konkret. «Unter anderem kann ich mir gut vorstellen, selbständig etwas mit Kindern und Literatur anzubieten, Erfahrungen in diese Richtung habe sie bereits im Kinderkafi in Frauenfeld gesammelt. Es könnten aber auch verschiedene Tätigkeiten sein, verrät sie. Nur etwas steht für die vielseitige Aadorferin fest: «ich bin kein Bürotyp.»
BETTINA STICHER

