Lehre und Leistungssport unter einen Hut bringen
18.10.2025 ElggDie ELIBAG betreut zum ersten Mal einen jugendlichen Leistungssportler als Lehrling – und zieht eine positive Bilanz. Der Schreinerlehrling Dario Thür spielt im Nachwuchskader von Pfadi Winterthur Handball und wird von Swiss Olympic gefördert.
Dario Thür ist Lehrling ...
Die ELIBAG betreut zum ersten Mal einen jugendlichen Leistungssportler als Lehrling – und zieht eine positive Bilanz. Der Schreinerlehrling Dario Thür spielt im Nachwuchskader von Pfadi Winterthur Handball und wird von Swiss Olympic gefördert.
Dario Thür ist Lehrling Schreiner EFZ im 2. Lehrjahr bei der Elibag Elgger Innenausbau AG. Gleichzeitig spielt er Handball im Juniorenkader bei Pfadi Winterthur. Für das grosse Engagement im Sport besitzt er eine Talentkarte der Swiss Olympic. «Dafür braucht es einen gewissen Leistungsnachweis, den man einmal im Jahr bei einem Test erbringen kann. Die Besten werden dann genommen», erklärt der 17-Jährige.
Der sportbegeisterte Jugendliche spielt schon seit zwölf Jahren Handball. «Ich war schon im Chindsgi-Handballteam.» Dafür motiviert worden sei er durch seine Mutter, ebenfalls eine Handballerin, sagt er.
Talentkarte von Swiss Olympic seit der Sekundarschule
Die Talentkarte von Swiss Olympic hatte Dario Thür bereits in der Sekundarschule, welche er in der Sportschule Winterthur absolvierte. Vor der U19-Elite, der er seit diesem Frühling angehört, hat er bei der U17- und der U15-Elite gespielt. Der Winterthurer trainiert sechs Mal die Woche, jeweils am Abend nach der Arbeit oder der Schule. Zwei Mal, am Donnerstag und am Freitag, findet zusätzlich zur Hallen- eine Athletik-Trainingseinheit. statt. Die Trainings sind jeweils von 19 bis 20.30 Uhr, manchmal auch am Donnerstagmorgen von 7.30 bis 9 Uhr. Am Wochenende geht es an die Matches, manchmal auch unter der Woche. Am Mittwochabend hat der Juniorhandballer frei. Am Montag besucht er die Berufsschule in Winterthur. Der Berufsschultag variiert je nach Lehrjahr.
Organisation als grösste Herausforderung für den Lehrbetrieb
Für seinen Lehrbetrieb ist es die erste Erfahrung mit einem Lehrling mit der Zusatzvereinbarung Leistungssportler von Swiss Olympic. «Wir haben bisher sehr gute Erfahrungen mit ihm gemacht», sagt Thomas Fries, Verwaltungsratspräsident und Geschäftsleiter der Elibag. «Wenn ein junger Mensch sich schon neben der Schule so intensiv für den Sport engagiert, ist der Ehrgeiz und der Wille vorhanden, vorwärtszukommen.» Das gelte auch für den Beruf, ist er überzeugt. Bei seinem Lehrling auf jeden Fall sei dies der Fall. Dario Thür sei zudem nicht häufiger abwesend als einer, der die Berufsmittelschule (BMS) besuche.
Die grösste Herausforderung für den Betrieb ist gemäss Fries die Koordination und Organisation der Arbeitszeit. Es komme vor, dass ein Match oder ein Training unter der Woche kurzfristig stattfinde. Doch in der heutigen Zeit mit Teilzeitarbeit und BMS sei die Einteilung der Arbeit ohnehin anspruchsvoller geworden und man habe sich darauf eingestellt, so Fries. Dazu kämen noch Ferien- und Krankheitsabwesenheiten und bei den Lehrlingen neben der Berufsschule die überbetrieblichen Kurse (ÜKs). «Die Organisation ist insgesamt aufwändiger geworden», sagt er. Für die sportbedingte Abwesenheit von Dario Thür hat man im Unternehmen laut Fries eine spezielle Zeitart eingerichtet. Bisher habe er die maximale Zeit für den Sport noch nicht ausgeschöpft.
Firmen, in welchen die jungen Nachwuchstalente ihre Lehre machen, bekommen von der Swiss Olympic ideelle Unterstützung in Form eines Labels und eines Dankeschöns.
Zukunft noch ungewiss
Zu Beginn im ersten Lehrjahr sei es streng gewesen, sagt der Handballer und Schreinerlehrling. Inzwischen habe er sich an den ausgefüllten Tagesplan gewöhnt. In der Schule ist Dario Thür zudem vom Sport dispensiert, was ihm zusätzliche Zeit für Hausaufgaben verschaffe. «Da ich in Winterthur wohne und auch hier zur Schule gehe, kann ich dadurch über Mittag nach Hause gehen», sagt er. Auch mit den ÜKs, die in Ohringen stattfinden und dem Lehrbetrieb in Elgg habe er Glück, weil er keine weiten Arbeits- und Schulwege in Kauf nehmen müsse. Für die Berufswahl sei dies aber nicht ausschlaggebend gewesen. «Den Schreinerberuf habe ich gewählt, weil ich in meiner Freizeit schon früher gerne mit Holz gearbeitet habe».
Für seine berufliche Zukunft möchte Dario Thür vorerst die Lehre mit einer möglichst guten Note abschliessen, was anschliessend passiert, dafür sei er noch recht offen. Im Handball will er gute letzte Juniorensaisons spielen und danach auf hohem Niveau weiterspielen, vielleicht sogar als Profi, wie er erklärt.
BETTINA STICHER
Swiss Olympic
Swiss Olympic ist der Dachverband des Schweizer Sports und das Nationale Olympische Komitee der Schweiz.
Eine Swiss Olympic Talent Card können Athletinnen und Athleten von nationalen Mitgliedsverbänden erhalten, die über ein Nachwuchsförderkonzept verfügen. Die Karte zeigt Gemeinden, Kantonen, Schulen und weiteren Partnern auf, welche Nachwuchstalente in Verbandsförderprogrammen erfasst sind und gezielt gefördert werden sollen. Sie sind eine Anerkennung der Förderungswürdigkeit im Hinblick auf eine erfolgreiche Elite-Karriere eins Sporttalentes, das Mitglied eines nationalen oder regionalen Nachwuchskaders ist.