Kunst für Solidarität und zur Linderung der Not

  21.06.2022 Aadorf

Unter der Prämisse «Kunst für den Frieden» fand am Wochenende die in dieser Zeitung bereits angekündigte Ausstellung regionaler Kunstschaffender im Hänkiturm statt. Das Gute vorweg: Die Beteiligten bezeichnen den Anlass trotz des heissen Wetters am Ende der zwei Tage als Erfolg, was eine gute Nachricht für die Notleidenden ist.

Des einen Freud, des andern Leid – so lässt sich der etwas harzige Start in den zweiten Ausstellungstag gut beschreiben. Angesichts der heissen Temperaturen zog es am Samstag viele eher ins Gartenrestaurant und Freibad anstatt ins Dachgeschoss des Hänkiturms. Ein Umstand, den die anwesenden Künstler zu spüren bekamen; umso herzlicher wurden Besuchende empfangen und bewirtet. Wie von der Hauptverantwortlichen, der ukrainischen Mandala-Malerin Galya Stauffacher, zu erfahren war, herrschte am Eröffnungsabend am Freitag glücklicherweise einiges mehr an Betriebsamkeit und erste Kunstverkäufe konnten als Spende verbucht werden. Unter anderem verzauberte die Frauenfelder Pianistin Martina Frank die Gäste mit Stücken von Felix Mendelssohn.
Konkret fliesst der Erlös in die tägliche Zubereitung von 700 Mahlzeiten in einer Restaurantküche von Kiew. Die fertig verpackten Gerichte werden von Privaten in die Vororte gebracht, wo Zurückgebliebene in den Trümmern ihrer Häuser ohne Strom, Wasser und Gas hausen. Das eindrückliche Projekt wurde denn auch in einer kurzen Ansprache noch einmal vorgestellt und zur Veranschaulichung waren auf einer Pinwand Fotografien aufgehängt, die das herrschende Elend ins Bewusstsein des Betrachters rückten.
An einer anderen Wand waren Bilder junger Geflüchteter ausgestellt, die im Rahmen eines Workshops entstanden sind. Beeindruckende Zeichnungen, die vom Krieg und der Sehnsucht nach Frieden und dem fernen Zuhause erzählen. Im grossen Raum verteilt, waren nebst den sakral und geometrisch anmutenden Bildern der in Guntershausen wohnhaften Stauffacher, auch Werke von Björn Bless, Künstler und Musiker, Handwerkslehrer Fabian Zwicker mit seinen Bronzegussfiguren, Esther Toedtli, Bildhauerin, Colette Pautois, Malerin, sowie Armin Meier mit Skulpturen und Radierungen. Die meisten dieses Künstlerkollektivs haben ihre Ateliers im Hänkiturm oder nahen Sulzerhof. Eine weitere Gemeinsamkeit, ist der Wille, mit Kunst etwas zu bewegen oder verändern. Ein wichtiger Anfang zu diesem Ansinnen wurde mit der Ausstellung «Kunst für den Frieden» gemacht.

Zwischen zwei Welten

Einen Einblick in die ukrainische Seele bot die musikalische Darbietung: Julija und Valentina, zwei junge Schwestern, am Flügel begleitet durch Landsfrau Masha, sangen stimmengewaltige Lieder, die trotz der drückenden Hitze im Turm Hühnerhaut entstehen liessen. Das letzte Lied, das mit Unterstützung von Polina, einer weiteren Geflüchteten, gesungen wurde, wirkte beinahe schon kampfeslustig und fast ein wenig trotzig, wie ein Hoffnungsschimmer für das verletzte Volk. Wie wohltuend die liebevoll zubereiteten Häppchen und die kühlenden Getränke, vorbereitet und serviert durch die Mutter der beiden Mädchen, die in ihrer Heimat ein Restaurant betreibt und froh über die Ablenkung sein dürfte.
Eine eindrückliche Ausstellung – und lobenswert, haben sich für das Anliegen von Galya Stauffacher gleich mehrere Kunstschaffende begeistern lassen. Für einmal hat zwar Sonnenschein einer Veranstaltung etwas einen Strich durch die Rechnung gemacht – sonst ist es meist andersrum. Trotzdem fliesst ein beachtlicher Betrag in ein Projekt, das dort hilft, wo Hilfe dieser Tage so nötig gebraucht wird. Wer die Ausstellung verpasst hat, kann sich an einen der Künstler oder an Stauffacher (www.galya-art.ch) wenden und mit dem Kauf eines Werkes nicht nur Schönes, sondern auch Gutes tun: «Die Aktion läuft solange der Krieg dauert», bekräftigt die Organisatorin.

MARIANNE BURGENER


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