Das Musenkuss-Kabinett versetzte die Besucherinnen und Besucher am 21. Juni in die Goldenen Zwanzigerjahre zurück. Im Schulhaus Ritschberg sorgte das Trio rund um Sänger Samuel Zünd für einen unterhaltsamen, lauen Sommerabend.
Eine Dame im schwarzen Abendkleid und ein ...
Das Musenkuss-Kabinett versetzte die Besucherinnen und Besucher am 21. Juni in die Goldenen Zwanzigerjahre zurück. Im Schulhaus Ritschberg sorgte das Trio rund um Sänger Samuel Zünd für einen unterhaltsamen, lauen Sommerabend.
Eine Dame im schwarzen Abendkleid und ein Herr im Frack betreten die Bühne. Er setzt sich sogleich ans Klavier, sie setzt die Geige an. Die ersten Töne werden mehrere Male unterbrochen. Das Publikum ist erst irritiert und weiss dann Bescheid. Das spezielle Intro galt dem Sänger Samuel Zünd, der daraufhin, ebenfalls standesgemäss gekleidet, das Trio des Musenkuss-Kabinetts vervollständigte.
Im Stile der Comedian Harmonists oder Max Raabe ging es gleich unterhaltsam los. Der gebürtige St. Galler Samuel Zünd, der eine Schwäche für nostalgische Evergreens hat, lud mit dem Lied «Ich fahr mit meiner Klara in die Sahara», zu einer Reise in die musikalischen 20er-Jahre ein. Das Stück wurde vom damals erfolgreichsten Orchesterleiter Paul Godwin und seinen «Jazz-Symphonikern» 1927 auf Grammophon aufgenommen. Der Foxtrott mit Refraingesang war damals sehr beliebt. Genauso wie die exotischen Themen der Lieder über ferne Länder und Abenteuer. Ein tierischer Start ihres Programms «Samt & Seide» sei das, so Samuel Zünd, und tierisch ging es auch gleich weiter. Der Text zu «Ich möchte so gerne wissen, ob sich die Fische küssen» sorgte ebenfalls für einige Lacher im Publikum. Die einzelnen Lieder trug der Bariton nicht nur mit seiner aussergewöhnlichen Stimme vor, sondern auch mit viel kabarettistischer Mimik und Gestik. Dazwischen las er mit galantwürdevoller Stimme und angemessener Wortwahl einzelne Textpassagen vor.
Auf die Oper gepfiffen
Es gab aber nicht nur deutsche Jazz- und Swing-Schlager der Goldenen Zwanziger, sondern auch Anderssprachiges. Beispielsweise «La Mer» vom französischen Chansonnier Charles Trenet. Sogar anders interpretiertes war Teil des Programms: das «Flower Duett» aus der Oper Lakmé. Eine überraschende Darbietung, denn das Lied wurde von Violinistin Nina Ulli und Samuel Zünd nicht gesungen, sondern komplett gepfiffen. Und man muss ehrlicherweise zugeben, dass auf diese Weise noch niemand so schön klassische Musik wiedergegeben hat wie diese beiden. Ein bisschen frivol und nicht ganz jugendfrei wurde es bei Liedern wie «Ich hab’ das Fräul’n Helen baden seh’n», «Das Ladenmädel (Erst kamen die Blusen, die Kleider)» oder «Die Hosen der Jungfrau von Orléans», was Samuel Zünd und Pianist Edward Rushton in gekonnten Slapstickeinlagen unterstrichen. Dabei sassen sie plötzlich zu zweit am Klavier und spielten vierhändig oder jagten sich einmal um dasselbige herum. Auch Nina Ulli zeigte ihr komödiantisches Talent, als sie ein Solo spielte und Zünd so lange – da er nichts zu tun hatte – im Hintergrund eine Banane ass. Als Ulli vom Publikum mit viel Beifall bedacht wurde, stahl sie Zünd zusätzlich die Show, indem sie sich genau vor ihn stellte und sich mehrfach verbeugte.
Das Publikum fand die musikalischen Darbietungen allesamt sehr amüsant und bedankte sich für den kurzweiligen Abend mit tosendem Applaus, so dass das Musenkuss-Kabinett noch eine Zugabe spielte und die Elggerinnen und Elgger beschwingt in den Abend entliess.
SARAH STUTTE
www.musenkuss-kabinett.ch