Komödie ohne Happy End
26.03.2024 HagenbuchDie Theatergäng Hagenbuch hat abgeliefert. Die Komödie Ladysitter ist unterhaltsam und lustig, aber ohne Happy End. Oder ist vielleicht für Hauptfigur Maximilian die geplatzte Hochzeit doch ein Glück?
Schon bei der Ankunft in Hagenbuch wird klar, dass ...
Die Theatergäng Hagenbuch hat abgeliefert. Die Komödie Ladysitter ist unterhaltsam und lustig, aber ohne Happy End. Oder ist vielleicht für Hauptfigur Maximilian die geplatzte Hochzeit doch ein Glück?
Schon bei der Ankunft in Hagenbuch wird klar, dass das Ensemble vor vollem Haus spielen wird. Die Parkplatzeinweiser haben alle Hände voll zu tun. Und so ist die Mehrzweckhalle im Schulhaus auch ziemlich voll, bereits am Freitag sind nur vereinzelt Plätze leer geblieben. Der Vorhang öffnet sich mit ein wenig Verspätung. Maximilian Odermatt, gespielt von Ruedi Michel und seine Freundin und langjährige Coiffeuse Linda (Ladina Luginbühl) geben den Auftakt in den schwungvollen Abend. In den ersten Szenen ist noch ein wenig die Nervosität zu spüren, aber die Schauspieler finden sich schnell zurecht und mit ein klein wenig Hilfe der Souffleuse Elisabeth Fröhlich legt sich das Lampenfieber bald.
Grossvater Archie – ein Bankräuber
Maximilian, der Junggeselle, bereitet sich auf seinen Polterabend vor. In seiner Wohnung herrscht ein Kommen und Gehen. Nachbarinnen, langjährige Freundinnen, der Grossvater Archie (Fritz Wiesendanger) und Teilzeit-Hauswart Vögi geben sich die Klinke in die Hand. Für Archie hat Maximilian ein Wohlfühl-Programm arrangiert. Coiffeuse Linda soll sich um ihn kümmern und ihm einen neuen Haarschnitt verpassen. Schliesslich ist Archie gerade erst aus dem Gefängnis gekommen, wo er 13 lange Jahre für einen Bankraub verbüsst hat. Dumm nur, dass sich Maximilians Wohnung gegenüber einer Bankfiliale befindet. Archies professionelles Interesse ist sofort geweckt. So recht zur Planung kommt er aber nicht, nachdem Maximilian zu seinem Polterabend aufgebrochen ist, entsteht schnell ein Durcheinander.
Nachbarin Charlotte von Castelberg trifft ein, und Archie glaubt Coiffeuse Linda vor sich zu haben. Ester Winkler spielt die auch als Senioren-Barbie in der Nachbarschaft bekannte, überdrehte und liebestolle von Castelberg mit Hingabe. Archie hat alle Hände voll zu tun um ihre Avancen abzuwehren. Maximilians beste Freundin Betty beobachtet dies mit Interesse, bevor sie herausfindet, dass Maximilian heiraten wird. Diese Information wirft sie etwas aus der Bahn, so dass sie beginnt ihren Kummer mit Champagner hinunter zu spülen. Daniela Luginbühl spielt die Betty so natürlich, dass man sofort Sympathie mit dieser Figur verspürt.
Kein Happy End für den Bräutigam?
Ladina Luginbühl hingegen läuft zur Höchstform auf, als ihre Coiffeuse Linda betrunken ist. Kichernd wird aus ihr eine Partyqueen, die erst recht Chaos verursacht. Als Maximilian von seinem Polterabend zurückkehrt, liegt Betty nackt auf dem Sofa, von Castelberg in seinem Schlafzimmer im Bett und Linda schläft im Gästezimmer ihren Rausch aus. Als Maximilians Verlobte Maja (Jeannine Winkler) und Archies Ehefrau Agatha (Rösi Häusler) eintreffen und die Szene erfassen, gibt es für Maximilian kein Happy End. Die sehr katholische Maja sagt kurzerhand die Hochzeit ab. Wenn es nach Archie geht, ist das allerdings eher ein Glücksfall; seiner Aussage nach gibt es nur sechs Sakramente, keine sieben, schliesslich seien Ehe und Busse ja das Gleiche. Und auch bei der Sache mit der Bank scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Das Publikum hat an diesem Abend viel zu lachen. Respekt vor der Leistung der Laien-Schauspieler, es erfordert Mut sich vor so vielen Menschen zu präsentieren. Sie haben mit ihrer Spielfreude das Publikum gefesselt. Besonders erwähnenswert ist Ester Winkler, die mit jedem Akt besser geworden ist. Auch wenn ihre Figur keine Sympathieträgerin des Stückes ist, hat sie eine grossartige Bühnenpräsenz und überzeugt als von Castelberg restlos. Wenn man noch nach einem Kritikpunkt an diesem Abend suchen wollte, dann höchstens, dass die beiden Pausen zwischen den Akten fast ein wenig lang waren.
Am Ende richtet die Theatergäng noch einen Aufruf an die Gäste: Es fehle an Mitgliedern, wer Zeit und Lust auf Theater habe, solle sich melden. Besonders ein Techniker werde noch dringend gesucht. Auch die Tombola ist ein voller Erfolg, alle Lösli werden am Freitag verkauft. In den Pausen wird geredet und nach der Vorstellung machen die Hagenbucher und ihre Gäste keine Anstalten, zeitig gehen zu wollen. Das Kuchenbuffet ist zu diesem Zeitpunkt schon längst leer gefuttert.
MELANIE HENNE-ISSING