Kinder und Geld – eine Herausforderung für Eltern
16.11.2024 AadorfAm Mittwochabend versammelten sich zwei Dutzend Eltern im Gemeindesaal Aadorf, um zu erfahren, wie Kinder und Jugendliche mit Geld umgehen – und wie man sie dabei unterstützen kann.
Die Raiffeisenbank Aadorf lud zum Elternanlass, und das Interesse der Anwesenden war ...
Am Mittwochabend versammelten sich zwei Dutzend Eltern im Gemeindesaal Aadorf, um zu erfahren, wie Kinder und Jugendliche mit Geld umgehen – und wie man sie dabei unterstützen kann.
Die Raiffeisenbank Aadorf lud zum Elternanlass, und das Interesse der Anwesenden war gross. Man spürte die Verunsicherung und den Wunsch, praktische Anregungen in Bezug auf den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Geld zu erhalten – und wie man sie dabei unterstützen kann.
Sarah Ettlin, Teamleiterin Privatkunden, begrüsste die Interessierten und übergab an die erste Referentin, Sabrina Wachter. «Es gibt verschiedene Wege, wie Kinder lernen, mit Geld umzugehen», merkte die Sozialberaterin von Jugendlohn.ch an. «Wichtig ist, dass Eltern ihnen vorleben, wie es geht.» Je älter die Kinder würden, desto mehr Verantwortung sollten sie übernehmen in Bezug auf ihren Jugendlohn, empfiehlt sie den Eltern.
Selbstständigkeit mit Jugendlohn
Erfreulich findet sie die Entwicklung, dass man heute mehr über Geld mit Kindern spricht. Wichtig dabei sei, dass sie altersgerecht einbezogen werden. Zudem müssten Kinder auch lernen zu warten und für einen Wunsch zu sparen: «Eltern sollten da konsequent bleiben und nicht einspringen, wenn das Taschengeld einmal nicht ausreicht», rät die Sozialberaterin.
Sie empfiehlt, dass Kinder bis etwa zehn Jahre wöchentlich ein Taschengeld erhalten. Danach könne, je nach Umgang mit dem Geld, den Jugendlichen der «Lohn» auch monatlich ausbezahlt werden. «Es sollte geregelt sein, was sie selbst kaufen müssen und wofür der Lohn bestimmt ist. Das können Handykosten, Kleider, Coiffeurbesuche und Ähnliches sein. Wichtig ist, dass man als Eltern begleitend zur Seite steht und auch eine beratende Funktion einnimmt», rät Wachter. Der «Jugendlohn» sei gut, weil die Kinder durch dessen Verwaltung Selbstvertrauen gewinnen: «So gehen sie sorgfältiger mit ihren Ausgaben um und machen einen Schritt in die Selbstständigkeit.»
Warnung vor Schuldenfalle
Wertvolle Tipps für Eltern zum Thema Konto und Bankkarten für Jugendliche gab danach Pascal Furrer, Kundenberater bei der Raiffeisenbank Wiesendangen: «Bereits ab zwölf Jahren können sie ein eigenes Sparkonto mit einer Debitkarte eröffnen. Auch später im Jugendalter profitieren sie von den Angeboten der Raiffeisenbank.» Bezüglich E-Banking und Debitkarten können verschiedene Einstellungen vorgenommen werden, beispielsweise die Sperrung von Glücksspielen, damit die Jugendlichen nicht in eine Schuldenfalle geraten.
André dos Santos, Suchtberater von Perspektive Thurgau, äusserte sich zum Thema Suchtverhalten und Konsumdruck. «Wenn man etwas erreicht, das einen glücklich macht, stösst der Körper Dopamin aus. Dieses Glücksgefühl weckt das Bedürfnis nach mehr. So kann man süchtig werden, sei es nach Glücksspiel, Social Media, Alkohol und vielem mehr.» Seit das neue Geldspielgesetz Online-Casinos erlaubt, steige auch die Zahl der Spielsüchtigen. Betroffen seien insbesondere junge Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren.
Influencer als Vorbilder
Anja Lapcevic informierte als Geschäftsführerin des Conscious Influence Hub über den Einfluss von Influencern. «Social Media ist eigentlich eine Konkurrenz zu Ihnen als Eltern. Je älter Ihre Kinder werden, desto mehr verlieren Sie an Vorbildfunktion.» 90 Prozent der jungen Leute benutzen täglich soziale Medien.
«Die Banken spielen auf Social Media eine immer wichtigere Rolle. Sie sind ein Kanal, um den jungen Leuten Wissen zu vermitteln», erläutert Lapcevic. Wichtig für Eltern sei zu wissen, auf welchen sozialen Medien ihre Kinder unterwegs seien: «Nehmen Sie Ihre Kinder ernst, fragen Sie, welche Influencer sie als Vorbild sehen. Begleiten Sie Ihre Kinder auf Social Media und reden Sie mit ihnen darüber», rät sie und fragt in die Runde: «Sind Sie Vorbilder? Leben Sie Ihren Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit Social Media vor?»
Zum Schluss nutzten die interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Danach ging es bei einem Apéro riche weiter mit Gesprächen über Jugendliche und deren Umgang mit Geld und Finanzen.
BRIGITTE KUNZ-KÄGI