Immer weniger Passagiere im Boot
23.05.2024 WittenwilBereits seit zwölf Jahren ist Bernadette «Börni» Ackermann vom Restaurant Sonne in Busswil Präsidentin von Gastro Thurgau. Gross war ihre Freude, dass gleich drei Ehrenmitglieder, allesamt Wirte-Legenden, an der 114. Generalversammlung im Restaurant Sternen in ...
Bereits seit zwölf Jahren ist Bernadette «Börni» Ackermann vom Restaurant Sonne in Busswil Präsidentin von Gastro Thurgau. Gross war ihre Freude, dass gleich drei Ehrenmitglieder, allesamt Wirte-Legenden, an der 114. Generalversammlung im Restaurant Sternen in Wittenwil teilnahmen.
Ausser dem kompletten Vorstand besuchte nur ein recht überschaubares Grüppchen die 114. Generalversammlung von Gastro Thurgau, obwohl nach intensiven Diskussionen an der letzten Frühjahrsversammlung der Entscheid fiel, die traditionelle Herbstversammlung für immer zu streichen. Hauptargument dazu war der seit Jahren relativ bescheidene Aufmarsch der Mitglieder. Spürbar war deshalb Präsidentin Börni Ackermanns stolz, dass sie nebst der legendären ehemaligen Wirtin Dorli Büchi («Sternen» Münchwilen und «Frohsinn» Anetswil) auch ihre beiden Amtsvorgänger Rino Carigiet («Bahnhöfli» Bettwiesen) und Ruedi Bartel («Krone» Balterswil) begrüssen durfte. Als Vertreter des kantonalen Verbandes war Vizepräsident Stefan Mühlemann im «Sternen» Wittenwil anwesend.
«Gemütliche ‹Beizli›, wie die unsrigen»
Nach dem Aufruf zu einer Gedenkminute für die im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder, begann die Präsidentin ihren Jahresbericht mit einem positiven Spruch: «Jede Minute, die du lachst, verlängert dein Leben um eine Stunde.»
Wenig zu lachen habe die Gastrobranche leider seit vielen Jahren: Fachkräftemangel, gestiegene Betriebskosten, verändertes Gästeverhalten, Nachfolgeprobleme und in der Folge immer weniger Betriebe. Glücklicherweise habe man an der delegiertenversammlung einen Ersatz für den so verdienstreichen Präsidenten Ruedi Bartel finden können. Marcel Siegwart sei als neuer Kantonalpräsident bestimmt eine gute Wahl. Zuerst aber müsse er sich einarbeiten. Bestimmt gebe es für ihn noch vieles dazuzulernen, um die grossen Fussstapfen seines Vorgängers auszufüllen beziehungsweise den hohen Erwartungen seitens der Mitglieder gerecht zu werden. In Bezug darauf zeigte sich Ackermann eher skeptisch: «Schauen wir, wie es weitergeht. Jeder von uns weiss es von sich selbst. Im Kopf hat man viel und gesagt und gedacht ist schnell. Die Umsetzung ist dann aber eine ganz andere Sache.»
Die Präsidentin bedauerte die vielen Betriebsschliessungen – altershalber, aus gesundheitlichen Gründen, wegen nicht verlängerten Pachtverträgen oder weil das Geld ausgegangen ist. «Unser Boot hat leider immer weniger Passagiere. Der Verlust ist für die gesamte Gesellschaft gross, wenn es immer weniger kleine und gemütliche ‹Beizli›, wie die unsrigen gibt. Solche, in denen man noch eins trinken, etwas essen, am Stammtisch Sprüche klopfen, jassen oder sogar rauchen kann. Orte halt, wo ‹mäs eifach chli schö ha chan›.»
Präsidentin und Vorstand wiedergewählt
Trotz düsterer Gesamtaussichten geht es bei Gastro Hinterthurgau mit Kontinuität und auch spürbarer Zuversicht weiter. Der gesamte Vorstand – mit Börni Ackermann als Präsidentin, Manuel Wirz als Vizepräsident, Bernhard Bieri, der sich um die finanziellen Belange kümmert, Aktuarin Evelyne Büchi und Beisitzerin Heidi Bärlocher – wurde mit grossem Applaus für weitere vier Jahre in den Vorstand gewählt. Die Jahresrechnung wies einen Verlust von gut 1700 Franken aus. Grund für das Minus: Der Vorstand hatte sämtliche Kosten inklusive Nachtessen der grosse Hinterthurgauer Gruppe an der Jahresreise ins Bagger-Museum übernommen.
Nachdem Ackermann noch die Daten der diesjährigen Gastroreise, des Wirtestamms und der kantonalen Delegiertenversammlung bekanntgab und es sich Ruedi Bartel nicht hatte nehmen lassen, der Präsidentin für zwölf Jahre erfolgreichen Wirkens einen bunten Blumenstrauss in die Hand und zwei dicke Küsse auf die Backe zu drücken, ging es zum gemütlichen Teil über. Eine kleine Weindegustation, dazwischen einige «süsse» Ratespiele und ein feines Essen aus der «Sternenküche» rundeten mit vielen guten Gesprächen und Erinnerungen an längst vergessen geglaubte Wirtegeschichten, das gemütliche und schöne Treffen ab.
PETER MESMER