Im Zentrum der Arbeit stehen Menschlichkeit und Kompetenz
29.04.2025 AadorfDie Spitex Aadorf blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Die Digitalisierung wurde weiter vorangetrieben, die Diskussion über eine Fusion ist vom Tisch und am Ende resultierte gar ein kleiner Gewinn.
Begrüsst wurden die Gäste der 32. ...
Die Spitex Aadorf blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Die Digitalisierung wurde weiter vorangetrieben, die Diskussion über eine Fusion ist vom Tisch und am Ende resultierte gar ein kleiner Gewinn.
Begrüsst wurden die Gäste der 32. Mitgliederversammlung erst von lüpfiger Ländlermusik der «urchigen Tannezäpfler», bevor Präsident Christian Blattner den Anlass offiziell eröffnete und in seinem Bericht auf einige Eckpunkte des letzten Jahres zurückblickte. Im Fokus seiner zwei Präsidialjahre habe die Digitalisierung gestanden, die so weit vorangetrieben worden sei, dass die Spitex Aadorf ein Vorzeigemodell sei. Die Diskussion um die Fusion mehrerer Thurgauer Spitex-Organisationen sei beendet. Anstelle eines Zusammenschlusses habe man eine engere Kooperation vereinbart. So sollen etwa Fahrzeuge, Bekleidung und weitere Infrastruktur gemeinsam beschafft werden, um von besseren Konditionen profitieren zu können.
Als grosse Herausforderung nannte Blattner die Umsetzung der 2021 an der Urne angenommenen Pflegeinitiative, die zum Ziel hat, die Ausbildung von Pflegefachpersonal zu fördern. Der Kanton setzt seit 2024 auf ein Bonus-Malus-System: Gesundheitsbetriebe erhalten für jeden Praktikumsplatz wöchentlich zwischen 400 und 550 Franken. Wer jedoch keine Ausbildungsplätze anbietet, muss mit bis zu 3600 Franken Strafe pro Woche rechnen. «Da wir keine Diplomausbildung anbieten können, müssten wir mit 86‘400 Franken Strafe rechnen. Derzeit laufen Gespräche zwischen Branchenverbänden und der Regierung, um eine tragbare Lösung zu finden.» Nach diesem düsteren Szenario wandte sich der Präsident erfreulicheren Ereignissen der letzten Monate zu, etwa der erhaltenen Spende der Kabelnetzgenossenschaft Aadorf (AGLA) über 10‘000 Franken oder verschiedener durchgeführter Anlässe. Er verdankte die Leistungen sämtlicher Mitarbeitenden, seiner Vorstandskollegen, der Betriebsleitung, der Aadorfer Behörde sowie allen Mitgliedern, denn: «Ohne Sie alle wäre die Arbeit der Spitex nicht möglich!»
Der Jahresbericht wurde schliesslich, wie zuvor das Protokoll der letztjährigen Versammlung, einstimmig von den 61 Stimmberechtigten angenommen.
Spitex als sehr guter Arbeitgeber
Dem Jahresbericht des Präsidenten folgte jener des Betriebsleiters Fridolin Borer. Die Spitex sei stets bestrebt, die Qualität ihrer Pflegeleistungen zu verbessern und auch immer auf der Suche nach qualifiziertem Personal. Neu habe man einen monatlichen Qualitätszirkel eingeführt. Dort würden Ziele definiert, Massnahmen geplant, aktuelle Fälle und allgemeine Herausforderungen besprochen sowie anstehende Neuerungen und weitere Themen diskutiert.
Aus einer, durch eine externe Firma durchgeführte Mitarbeiterbefragung, habe ein Score von 70 resultiert, was einem «überragend» entspreche. «Wir sind also ein sehr guter Arbeitgeber», erklärte der sichtlich zufriedene Betriebsleiter, bevor er einige eindrückliche Zahlen unter der Rubrik Statistik präsentierte: «2024 wurden 2257 Stunden mehr als im Vorjahr geleistet; total 14’584 Stunden oder 18 Prozent mehr als 2023. Von den 17 Mahlzeitendienstfahrerinnen und -fahrer wurden 5679 Mahlzeiten (81 mehr als 2023) an durchschnittlich 61 Personen verteilt. Dabei wurden 7490 Kilometer zurückgelegt.» Auch sein Bericht wurde ohne Einwände oder Gegenstimme mit Applaus genehmigt.
Höherer Betriebsertrag, Mehraufwand, kleiner Gewinn
Roland Haas, Vizepräsident und zuständig für die Finanzen, stellte anschliessend die Jahresrechnung vor, die mit einem Überschuss von 1882 Franken abschloss – dies gegenüber einem Vorjahresverlust von über 86’000 Franken. Dieser Verlust gründet auf den getätigten Investitionen in die Digitalisierung. Der Betriebsertrag sei mittlerweile bei 1,076 Millionen angelangt, den Beitrag der Gemeinde Aadorf nicht mitgerechnet, so Haas. Die Zunahme resultiere aus den geleisteten Mehrstunden und den gestiegenen Mahlzeitenlieferungen. Verantwortlich für den Betriebsertrag seien die Grundpflege, die Untersuchungs- und Behandlungspflege sowie der Gemeindebeitrag. Allerdings sei dieser im Vergleich mit anderen Thurgauer Gemeinden mit ungefähr 50 Franken pro Einwohner eher tief, auch wenn er voraussichtlich bald etwas ansteige. «Die Spitex Aadorf ist schlank und kompakt strukturiert und ist eigenständig. Sie hat nicht zur einer grossen Organisation fusioniert.»
Auf der Aufwandseite verzeichnet die Spitex ebenfalls höhere Zahlen: Personalkosten aufgrund neuer fixer und temporärer Kräfte, Lohnanpassungen, Mehrkosten für geleistete Stunden und Mahlzeiteneinkauf.
Nach dem Verlesen des Revisorenberichts wurde die Rechnung den Stimmberechtigten zur Annahme empfohlen. Dem Anliegen wurde ohne Gegenstimme entsprochen.
Kompetenz, Engagement und viel Herz
Unter Traktandum sechs und sieben wurden Vorstand und Präsident mit Applaus einstimmig für eine weitere Amtszeit bestätigt. Im ähnlichen Schnellzugstempo wurden die Mitgliederbeiträge unverändert gutgeheissen. Hier wies Blattner ausdrücklich darauf hin, dass man den Schritt in die Moderne vollzogen habe: «Man kann die Beiträge neuerdings auch per Twint überweisen.»
Es schien, als hätten alle auf den letzten Punkt gewartet: Verschiedenes, Fragen und Ehrungen. Honorina Schmidt, die Personalverantwortliche der Spitex Aadorf, dankte allen Pflegefachkräften mit den Worten: «Sie arbeiten leise, aber mit spürbarer Wirkung, oft weit über das rein Berufliche hinaus. Ihr Engagement, ihre Kompetenz und ihre Menschlichkeit tragen entscheidend dazu bei, dass wir gemeinsam stark sind.» Zwei ihrer Kolleginnen wurde an diesem Abend eine besondere Ehrung zuteil: Anne Hoop, seit Januar diplomierte Wundexpertin SAfW, seit fünf Jahren im Dienst der Spitex Aadorf. Sie arbeite sehr lösungsorientiert, habe immer ein offenes Ohr für alle und werde von allen sehr geschätzt.
Als nächstes wurde Helena Büchi, seit 15 Jahren Pflegefachfrau bei der Spitex, nach vorne gerufen. «Sie arbeitet mit Herz und Hingabe in der Pflege. Sie trägt die Klienten und Patientinnen und das Team gleichermassen. Ihre Nähe zu Menschen und den Bedürfnissen anderer, ihre Verlässlichkeit und Sozialkompetenz machen sie zu einer tragenden Säule des ganzen Betriebs.» Während sie sprach, näherte sich eine Patientin im Rollstuhl der Jubilarin mit dem Wunsch, ein paar persönliche Worte an ihre Pflegerin Helena Büchi zu richten: «Hätte ich gewusst, dass Sie heute geehrt werden, hätte ich Ihnen ebenfalls Blumen überreicht. Sie pflegen und begleiten mich seit nunmehr 15 Jahren – dafür möchte ich Ihnen ganz herzlich danken.» Die Stimme versagte der dankbaren Patientin, aber sie hatte alles gesagt, was es in diesem Moment zu sagen gab. Langanhaltender Applaus zeigte, wie recht sie hatte und wie wichtig eine Organisation wie die Spitex für das Wohlergehen kranker oder pflegebedürftiger Menschen ist.
MARIANNE BURGENER