Im Alter 13 von der eigenen Zeitung geträumt
08.11.2025ANLASS IST DER TOD DES ERSTEN VERLEGERS, REDAKTORS UND TEXTERS VOR 100 JAHREN ALEXANDER BÜCHE
Zum Tod des ersten Verlegers, Redaktors, Setzers und Druckers der Elgger Zeitung Alexander Büche im Oktober vor 100 Jahren.
Der während seiner ...
ANLASS IST DER TOD DES ERSTEN VERLEGERS, REDAKTORS UND TEXTERS VOR 100 JAHREN ALEXANDER BÜCHE
Zum Tod des ersten Verlegers, Redaktors, Setzers und Druckers der Elgger Zeitung Alexander Büche im Oktober vor 100 Jahren.
Der während seiner ganzen Berufszeit vor dem Setzkasten manuell die beweglichen Lettern für den Druck der Todesanzeigen im Flecken Elgg fügte, verzichtete auf seine eigene. Das erstaunt. Zum Glück verfasste posthum eine unbekannte Person im Oktober 1925 einen Nachruf für das «Winterthurer Volksblatt».
Alexander Büche, der Vorläufer des hierzulande stets auf kleinem Feuer brennenden Zeitungswesens, hat viel bewegt, die Öffentlichkeit Jahrzehnte lang mit Neuigkeiten versehen und ist trotz viel Gegenwind bei der Stange geblieben. Er schrieb regionale Mediengeschichte und hatte seinem von ihm herausgegebenen und gedruckten «Elgger Wochenblatt» ab Juni 1847 den neuen Namen «Allgemeiner Anzeiger aus dem Bezirk Winterthur» gegeben. Ab 1868 trug die Zeitung den für lange Zeit prägenden Titel «Winterthurer Volksblatt».
Gerne ergänzen wir den folgenden Nachruf auf die verdienstvolle Person und den Rückblick auf sein lokal-regionales Wirken, dem eine lebendig gebliebene publizistisch-kulturelle Institution erwuchs, mit ein paar Angaben aus dem Jahre 1920, dem Jahr der Eidgenössischen Volkszählung.
Nachruf auf den Mitbegründer des «Winterthurer Volksblattes»
«Als wir uns noch vor kurzer Zeit mit unserem ältesten Gemeindebürger, Alexander Büche, alt Verleger, unterhielten, da ahnten wir noch nicht, dass er bald von dieser Welt, die er nur mehr schlecht verstehen konnte, Abschied nehmen würde. Wenn auch seine Lebenskraft in den Greisenjahren geschwächt war, so wurde uns das hohe Alter durch die grosse geistige Regsamkeit kaum bewusst, und waren wir immer der Meinung, dass wir unserem alten Berufsvorfahren, auch für den hundertsten Geburtstag, den Glückwunsch überbringen könnten.
Am 11. November 1829 geboren, trat er im 13. Lebensjahre bei Buchdrucker Jakob Keller von Hagenbuch, an der Obergasse in Elgg, in die Lehre ein. Schon nach einem Jahr mussten seine Eltern die Druckerei um 800 Gulden kaufen. Diese bestand aus sechs Schriften und einer hölzernen Handpresse. Mit dem einfachen Material hatte der Verstorbene, damals noch nicht konfirmiert, den «Elgger Anzeiger» gegründet und unter Mitwirkung von Dr. (med.) Herzer herausgegeben.
Die Unvollkommenheit einer hölzernen Presse veranlasste ihn, eine englische sog. Stanhope-Presse anzuschaffen, mit der er bis in die 60er-Jahre druckte, so gut es ging. Im Jahre 1865 trat eine moderne grosse Schnellpresse von Marinoni in Paris an deren Stelle. Mit diesen Maschinen druckte er je und je die Elgger Zeitung, die einige Male Format und Namen wechselte. Aber immer verstand es der lebhafte Verleger, der meistens die Zeitung auch selbst redigierte, das Blatt mit seinen demokratischen Ideen interessant zu gestalten.
Seine Mitteilungen und Kommentare, die er stets mit einer persönlichen Note wiedergab, wurden immer gerne gelesen und brachten ihm aber auch manche Gegnerschaft. Die Mitbürger, welche den aufrechten Mann schätzten, ordneten ihn in verschiedene Behörden ab.
Im Jahre 1872 liess er sich verleiten, mit seinem Freunde Altweg von St. Gallen, in Elgg eine Stickerei mit 20 Maschinen zu erstellen. Aber schon nach zehn Jahren war es mit diesem Geschäfte aus, und er verlor dabei sein Vermögen und seine Selbständigkeit. Alexander Büche arbeitete dann noch bis 1917 bei dem Geschäftsnachfolger, seinem Sohne Heinrich. Aber auch noch ein paar Jahre später sah man ihn fast täglich in der Druckerei, die ihm sehr ans Herz gewachsen war.
Hier beobachtete er gerne seine Nachfolger bei der Arbeit und korrigierte für die Zeitung noch manchen Druckbogen, solange es das Augenlicht noch irgendwie erlaubte. Mit seinem Hinschiede hat unsere Gegend einen der populärsten Männer verloren, dem wir ein gutes Andenken bewahren.»
Die Büches und die Eidgenössische Volkszählung
Am 1. Dezember 1920 fand eine Eidgenössische Volkszählung statt. Schon am 10. Dezember erfahren die Lesenden des Lokalblattes die neuesten Zahlen zu Elgg: das Total der Haushaltungen, die Anzahl Personen, der Wohnungen und der ältesten Einwohner:
«Total der Haushaltungen 447, Personen, wohnhafte 1840. Wohnungen 446 mit 1954 Zimmern. Hiervon sind Eigentümerwohnungen 202, gemietete Wohnungen 244.
Ältester Bürger: Alexander Büche, Buchdrucker, geb. 1829.
Ältestes Ehepaar: Alexander Büche, Buchdrucker, 91 Jahre, und dessen Ehefrau Elisabetha Büche, 85 Jahre alt.»
Elisabetha Büche ist im Familienregister der Gemeinde Elgg mit ihrem Geburtsdatum am 30. April 1835 und Todesdatum in Uetikon am 9. Mai 1928 vermerkt.
Als älteste Bürgerin von Elgg erwähnt die Volkszählung Witwe Magdalena Mantel-Oehninger, geb. 1830. Im Heimatmuseum Elgg wird eine Fotografie von ihr aufbewahrt. Auf der Rückseite der Fotografie steht: Frau Magdalena Mantel. Die 100-Jährige wird im Jahre 1930, auf ihrem Besuch in Elgg, beim Läuten der Glocken, durch den Flecken gefahren.
Alexander und Elisabethas Büches fünf Kinder
Das am 31. Mai 1858 getraute Paar Alexander und Elisabetha Büche erhält gemäss dem erwähnten Familienregister fünf Kinder:
1. Heinrich Büche, geboren 20. Februar 1859, geht am 16. April 1877 als Schriftsetzer nach Winterthur, wird später Gemeinderat in Elgg. Ab 1. November 1885 führte er den Verlag und die Druckerei «Winterthurer Volksblatt» seines Vaters beim Torweiher weiter. Er verkauft den Betrieb am 1. Januar 1923 an Willy Büchi (1901–1980).
2. Alexander Büche, geboren 7. August 1860, zieht 1884 nach Algier und stirbt am 12. August 1924 in Boué, Algier.
3. Elise Büche, geboren am 12. August 1862, stirbt am 19. Januar 1926. Ihr wird am 26. April 1879 in Elgg ein Heimatschein ins Welschland ausgestellt und sie reist am 4. Mai 1879 nach Chamblon-Yverdon. Im Jahre 1884 ist sie wieder zu Hause.
4. Jakob Büche wird am 13. Januar 1864 geboren. Er zieht am 11. April 1881 nach Diessenhofen als Geometer, ist nach 14 Tagen wieder in Elgg, verreist am 3. Juli 1881 nach «Therweil», Baselland, und tritt im Oktober 1881 als Schlosserlehrling in Winterthur ein.
MARKUS SCHÄR


