«Ich bin ein totaler Familienmensch»
23.10.2025 ElggAm 1. November tritt der Kinderliedermacher Andrew Bond in Elgg auf. Der bekannte Musiker hat ursprünglich Theologie studiert und als Musik- und Religionslehrer gearbeitet. Ein Gespräch über Glauben, Familienwerte und Familienmodelle.
Herr Bond, Sie haben ...
Am 1. November tritt der Kinderliedermacher Andrew Bond in Elgg auf. Der bekannte Musiker hat ursprünglich Theologie studiert und als Musik- und Religionslehrer gearbeitet. Ein Gespräch über Glauben, Familienwerte und Familienmodelle.
Herr Bond, Sie haben ursprünglich Theologie studiert, später als Musik- und Religionslehrer gearbeitet. Soll und muss Religion in Familien einen Platz haben?
Das ist natürlich ein sehr persönliches Thema, das jede Familie für sich entscheiden muss. Für mich ist der Glaube ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, weshalb ich nicht nur sonntags für ihn Zeit finde oder ihn bloss in ethischen Diskussionen berücksichtige. Er gehört also aus meiner Sicht auf jeden Fall zum Familienleben, zum Alltag und zum Grosswerden von Kindern dazu. Denn Kinder lernen am meisten durchs Nachahmen und die Sozialisierung, und das passiert vor allem im Familienkreis.
Ist es für Sie ein Kompliment, wenn auch nicht religiöse Menschen Ihre Lieder singen?
Sicher. Aber ich weiss nicht einmal, wo ich mich persönlich auf der religiösen Skala verorten würde. Meine Einstellung dazu spielt aber auch keine so grosse Rolle. Wenn ich durch meine Lieder andere Menschen auf irgendeine Art und Weise berühren kann, dann macht mich das glücklich – ob durch religiöse Lieder, Sommerlieder oder Bauernhof-Lieder.
Wie definieren Sie für sich den Begriff Familie, eher strikt oder weit gefasst?
Ich selbst bin ein totaler Familienmensch und habe immer gesagt: Wenn ich Vater bin, möchte ich auch Vater sein. Das bedeutet für mich, da zu sein, Zeit zu haben und dafür auf andere Dinge im Leben zu verzichten. Darin bin ich eher traditionell eingestellt. Doch ich kenne ganz viele Menschen mit anderen Familienmodellen und auch solche, die gar keine Kinder haben und trotzdem ein erfülltes Leben führen. Ich glaube, wir dürfen nicht an zu fixen Vorstellungen festhalten.
Sie unterstützen also auch unkonventionelle Formen wie Patchwork- oder Regenbogenfamilien?
Absolut. Ich bin nicht der Massstab und bewerte auch nicht die Lebensformen anderer Menschen. Ich sehe, dass in allen Modellen, die ich kenne, genauso Chancen wie Probleme liegen. Es gibt glückliche und unglückliche Menschen, das lässt sich aber nicht durch die Form bestimmen. Ich kenne Eltern aus traditionellen oder sehr religiösen Familien, die wenig Zeit für ihre Kinder haben und genauso Alleinerziehende, die viel mehr für ihre Kinder da sind. Je länger ich Vater bin, desto offener bin ich geworden. Durch die eigenen Kinder kommt man mit ganz anderen Lebenswelten in Berührung.
Welche Werte sind Ihnen im Familienleben besonders wichtig?
Ehrlichkeit, Authentizität und die Fähigkeit, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Dankbarkeit für die Privilegien, die wir geniessen, weil wir nach unseren Vorstellungen leben können. Dass ich mit meiner Frau nach über dreissig Jahren immer noch verheiratet bin und die Kinder gross und mittlerweile selbständig im Leben stehen, ist ein grosses Glück. Und es ist wichtig, Zeit zu haben und Ruhe im System.
Was bedeutet das genau?
Kurz vor den Sommerferien ist bei uns immer sehr viel los in der Familie. Genauso gut kann jemand plötzlich krank werden. Als selbstständiger Kulturschaffender habe ich mir deshalb schon früh angewöhnt, Raum zu schaffen für alle Eventualitäten, die das Leben mit sich bringt. Die bewusste Entscheidung für meine Familie, was für mich auch meine Eltern impliziert, dass ich die nötige Zeit für sie habe und sie nicht nur die unvorhergesehenen Dinge die entscheidenden, die schöne und auch traurige Momente beinhalten.
Was sagen Sie zu Familien, die nicht mehr miteinander singen oder kommunizieren, in denen nur noch alle am Smartphone hängen?
Ich hoffe, sie sind glücklich damit, und wenn nicht, sollten sie sich vielleicht einmal Gedanken machen und ehrlich zueinander sein. An sich verteufele ich nen ich selbst für eine gewisse Zeit das Handy zur Hand nehme. Was aber nicht heisst, dass ich mit meinem Gegenüber nicht mehr kommunizieren will oder kann. Wichtig ist das Bewusstsein im Umgang damit.
Wie sehen Sie die Familie im 21. Jahrhundert?
Mich erstaunt, dass die Rollenverteilung von Frauen und Männern heute fast noch traditioneller ist als vor zwanzig Jahren. Einerseits der Wunsch der Eltern, sich selber noch zu verwirklichen, und alle ihren Ämtern, Hobbys und Interessen nachgehen wollen, fast grösser ist als früher. Andererseits wird aber das Kind über alles gestellt und das geht meiner Meinung nach nicht auf. Ich denke, es ist notwendig, Kindern zu sagen und auch zu zeigen, dass sie wichtig sind, und ihnen Zeit zu widmen, aber ihnen gleichzeitig auch zu vermitteln, dass sie nicht ausschliesslich im Zentrum stehen. Viele schieben ihre Schubkarre mit Leben vor sich her und laden immer mehr Neues auf, ohne sich von etwas anderem trennen zu wollen. Das ist aber essenziell, damit die eigene Stabilität weiterhin gegeben ist.
Was erwartet die Besuchenden an Ihrem Konzert in Elgg – es gibt ja sogar ein Zusatzkonzert wegen grosser Nachfrage?
Das freut mich natürlich. Es wird ein buntes, jahreszeitlich ausgerichtetes Lieder-Potpourri geben – verbunden mit der Einladung zum Mitsingen und Mitmachen.
SARAH STUTTE
Zwei Konzerte mit Andrew Bond
«Im März 2023 spielte Andrew Bond schon einmal ein Konzert plus ein Zusatzkonzert in Elgg. Weil dieser Auftritt wirklich toll war, vor allem auch die Art, wie er das Publikum von Klein bis Gross einbezogen hat, wollten wir ihn nochmals einladen. Damals waren beide Konzerte schnell ausverkauft. Das zeigte uns, dass dieser Anlass den Elggerinnen und Elggern gefällt», erklärt Sabina Raschle vom Familienverein Elgg. Da das erste Konzert am 1. November schon im September ausverkauft war, entschied sich der Familienverein dafür, ein Zusatzkonzert zu organisieren. «Wir wollten noch mehr Familien und Kindern die Chance geben, Andrew Bond live zu erleben. Für das zweite Konzert um 16.15 Uhr gibt es nun noch Tickets», so Sabina Raschle.
Andrew Bond, Samstag, 1. November 2025
14 Uhr (ausverkauft) und 16.15 Uhr (Zusatzkonzert)
Werkgebäude, Oberhofstrasse 6, 8353 Elgg
Dauer: ca. 1 Stunde
Türöffnung: für beide Konzerte jeweils 30 Minuten vor Beginn
Mitsing-Konzert für die ganze Familie
Vorverkauf: Online via Eventfrog , Link unter: www.familien-elgg.ch


