Huldrych Zwingli an die Schwyzer Landsgemeinde

  17.05.2022 Tänikon

Für die Landsgemeinde in Schwyz vom 18. Mai 1522 war das Reislaufen traktandiert. Huldrych Zwingli, von Einsiedeln nach Zürich berufen, interveniert schriftlich: «Ein göttlich vermanung an die ersamen, wysen, eerenvesten, eltisten Eydgnossen zu Schwytz, das sy sich vor frömden Herren hütind und entladind.» Kaum hat das Schreiben die Druckerpresse Christoph Froschauers in Zürich verlassen, wird es sogleich nach Schwyz gebracht. «Diese Dinge habe ich in drei Tagen in grösster Eile schreiben und drucken lassen müssen», vermerkt der Autor.
Seit der Glarner Zeit und seinen Erfahrungen als Feldprediger auf den norditalienischen Schlachtfeldern, kämpft er gegen das Söldnerwesen. Bereits ein Jahr zuvor versagte der Zürcher Rat einem erneuerten Soldbündnis mit Frankreich seine Zustimmung. NuN schreibt er an die einflussreichen Männer des Landes Schwyz und warnt vor den Gefahren des Solddienstes. Die Gelegenheit ist günstig. Die Eidgenossen hatten eben in französischen Diensten, in der Schlacht bei Bicocca am 27. April 1522 eine schwere Niederlage erlitten.
Aber vorerst setzt sich der Autor ins rechte Licht: «Eure ehrsame Weisheit könnte darüber erstaunt sein, wie ich zu dem kühnen Unterfangen komme, dass ich es zu unternehmen wage, ein ganzes Land belehren zu wollen. Das aber geschieht nicht aus Frechheit (...), sondern aus Sorge um die Schädigung durch fremde Herren. Meine grosse Liebe, die ich seit Kindsbeinen zu euch gehabt habe, zwingt mich dazu.» Es sei zu befürchten, dass fremde Herren, die uns mit Hellebarden nie haben überwinden können, uns mit weichem Gold überwinden werden, indem sie sagen: «Ihr starken Helden sollt nicht in eurem Land und Gebirge bleiben! Was Wollt ihr in diesem rauen Land? Dienet uns um reichen Sold.» Nun aber erwachse daraus Schande und Schaden. Letzteres jedoch hätte das Gemeinwesen zu tragen.
Man soll bedenken, was zu erdulden wäre, wenn fremde Söldner in unser Land einfielen? Krieg heisse nichts anderes als Gewalt. Aus dem Krieg in der Fremde würden «böse Sitten» heimgebracht. Die mitgebrachten Gaben der Herren riefen viel Neid hervor. Aggressionen und Solddienst im Ausland seien der Christen unwürdig, argumentiert Zwingli politisch und biblisch. «Darum, liebe Leute von Schwyz, ermahne ich euch, hütet euch vor dem Geld fremder Herren.»
Tatsächlich ist in Schwyz beschlossen worden, während 25 Jahren kein Soldbündnis mehr einzugehen. Aber bereits im August wird der Beschluss wieder rückgängig gemacht. Die wirtschaftlichen Interessen waren stärker gewichtet.

MARKUS SCHÄR


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