Hain-Schnirkelschnecke ist das Tier des Jahres 2025
11.01.2025 RegionDie Hain-Schnirkelschnecke ist eine jener unzähligen Arten, die unsere Böden fruchtbar und lebendig halten. Mit der kleinen «Bodenmacherin» wirbt Pro Natura 2025 für einen respektvollen Umgang mit der Biodiversität unter unseren Füssen.
...Die Hain-Schnirkelschnecke ist eine jener unzähligen Arten, die unsere Böden fruchtbar und lebendig halten. Mit der kleinen «Bodenmacherin» wirbt Pro Natura 2025 für einen respektvollen Umgang mit der Biodiversität unter unseren Füssen.
Weit verbreitet, aber wenig beachtet: Die Hain-Schnirkelschnecke, wissenschaftlicher Name Cepaea nemoralis, ist überall in der Schweiz zu Hause. Sie besiedelt unterschiedliche Lebensräume, von lichten Wäldern über vielfältiges Agrarland bis zu naturnahen Gärten. Höhere Lagen ab 900 Metern über Meer meidet sie. Die Art ist aktuell nicht bedroht.
Warum gerade diese Schnecke?
Trotzdem hat die Naturschutzorganisation Pro Natura diese auf den ersten Blick so gewöhnliche Spezies aus der grossen Welt der Fauna zum Tier des Jahres 2025 gekürt. Warum eigentlich? Pro Natura erklärt:
Die Hain-Schnirkelschnecke nimmt über ihre raue Raspelzunge tote oder welke Pflanzenteile, Pilze, Moose und gelegentlich Aas auf. Sie ist Teil jener enormen Vielfalt an Lebewesen, die organisches Material abbauen und dem Boden zuführen.
Damit ist sie eine «Bodenmacherin» – und die Biodiversität im Boden sichert die Grundlage, auf der wir buchstäblich alle stehen.
Wo der Boden durch Versiegelung, schwere Maschinen oder Pestizideinsatz geschädigt wird, leiden viele Tierarten – auch die Hain-Schnirkelschnecke. Die Wahl dieser Spezies zum Tier des Jahres 2025 ist also Pro Naturas Ruf, dem Bodenleben mehr Sorge zu tragen.
Nicht verwechseln mit der Garten-Schnirkelschnecke
Hain-Schnirkelschnecken gehören mit einem Häuschen-Durchmesser von rund 2,5 Zentimetern zu den grösseren einheimischen Schneckenarten. Ihr schmuckes, rechtsgedrehtes Häuschen trägt bis zu fünf dunkle Bänder und variiert in seiner Farbe von cremig-weiss bis pastellrot.
Als Unterscheidungsmerkmale zur sehr ähnlichen Garten-Schnirkelschnecke eignen sich die Färbung von Gehäusemund und Gehäusenabel. Diese sind bei der Hain-Schnirkelschnecke stets dunkel gefärbt. Das Schneckenhaus ist nicht nur der Rückzugsort der Schnecke bei Trockenheit oder Kälte. Das Kalkgehäuse enthält auch Herz, Leber, Lunge, Magen und Niere des Tieres.
Aussergewöhnliches Liebesspiel
Zur Paarungszeit im Frühling oder Herbst bieten die Hain-Schnirkelschnecken ein erstaunliches Schauspiel. Bevor die zwittrigen Tiere Samenpakete austauschen, liebkosen sie einander stundenlang – inklusive Stimulation mit einem Liebespfeil aus Kalk.
Später legen sie einige Dutzend Eier in eine selbst gegrabene Erdhöhle. Die winzigen Jungschnecken schlüpfen nach drei Wochen und sind bereits mit einem Schneckenhaus im Miniformat ausgestattet. Die Hain-Schnirkelschnecke wird mit drei Jahren geschlechtsreif. Sie kann in der Natur etwa sechs Jahre alt werden.
Die Hain-Schnirkelschnecke bewegt sich auf ihrem muskulösen Fuss vorwärts, immer auf dem selbst produzierten Schleimteppich gleitend. Sie kann selbst Messerschneiden unbeschadet überkriechen. Eine Hain-Schnirkelschnecke legt etwa 3,5 Meter pro Stunde zurück. Schnecken können je nach Bedarf Schleim in unterschiedlichen Zusammensetzungen produzieren: als «Reiseteppich», bei der Paarung, als Abwehrmittel oder bei Verletzungen.
Vielfalt in der Schneckenwelt
254 Schneckenarten sind bisher in der Schweiz nachgewiesen worden. Schnecken besiedeln praktisch alle Lebensräume der Schweiz – vom Grundwasser über Seen und Flüsse, Wälder und Wiesen bis hinauf ins Hochgebirge. Die Gletscher-Glasschnecke lebt sogar im ewigen Eis.
Rund 40 Prozent der Schneckenarten der Schweiz sind bedroht. Die Rote Liste der Mollusken der Schweiz (Schnecken und Muscheln) wird aktuell überarbeitet. 2026 werden wir wissen, wie es um die Schneckenwelt der Schweiz steht. Und vielleicht hilft die Promo-Tour der Hain-Schnirkelschnecken in diesem Jahr, Schutzanstrengungen für alle Kriech- und Bodentiere zu verstärken.
(MITG/RED)
Und die Pflanze des Jahres ist: das Allium
Gewählt wird zu Beginn jedes Jahres auch die Gartenpflanze des Jahres, und zwar von JardinSuisse, dem Unternehmerverband der Schweizer Gärtnereien. Dieses Jahr wird ein Gewächs in den Fokus gestellt, das sowohl bezüglich Form als auch Farbe und Geruch in jedem Garten heraussticht: das Allium, auf Deutsch auch Zierlauch genannt.
Ab Mai ziehen die pflegeleichten Zierlauch-Gewächse mit ihren kugelrunden Blüten alle Blicke auf sich. Sie sind nicht nur pflegeleicht und trockenheitsverträglich, sondern bieten auch Insekten wertvolle Nahrung. In gemischten Beeten sorgen sie für Natürlichkeit und Charme.
Bei den Zierlauch-Arten fallen besonders diejenigen mit grossen, runden Blütenständen auf. Etwas weniger auffällig sind die zierlicheren Allium-Gewächse, die aber nicht minder attraktiv und vielseitig in Gärten und auf Terrassen einsetzbar sind.
Auch in der Floristik sind die Blütenstände aufgrund ihrer Ausstrahlung und guten Haltbarkeit sehr beliebt. Gerne werden sie genutzt, um Gestecke, Sträusse und Hochzeitsdekorationen zu fertigen, die eine zeitlose und aussergewöhnliche Wirkung erzielen.