Gut vorbereitet für «die Zeit danach»
27.11.2025 AadorfPensionierung bedeutet Freiheit – aber auch Unsicherheit. Was kommt auf mich zu? Wie plane ich richtig? Und wie bleibe ich im neuen Lebensabschnitt erfüllt und gut abgesichert? An einem Informationsabend zeigte die Raiffeisenbank, wie sich dieser Schritt gut vorbereiten und mit ...
Pensionierung bedeutet Freiheit – aber auch Unsicherheit. Was kommt auf mich zu? Wie plane ich richtig? Und wie bleibe ich im neuen Lebensabschnitt erfüllt und gut abgesichert? An einem Informationsabend zeigte die Raiffeisenbank, wie sich dieser Schritt gut vorbereiten und mit Zuversicht gestalten lässt.
Pensionierung – der heikle Übergang: Mit diesem Schwerpunkt lud die Raiffeisenbank zu einem Informationsabend in den Gemeindesaal ein, der ein Thema aufgriff, das viele beschäftigt, und der den Anwesenden Orientierung für einen gut vorbereiteten Schritt in die neue Lebensphase bot. Nach der Begrüssung durch Bankleiter Patrick Müller führte Susanne Ulrich, Fachfrau im Bereich Laufbahncoachings und Pensionierungsseminare, gemeinsam mit dem Raiffeisen Finanz- und Vorsorgeexperten Donato Blasucci durch den Anlass.
«Unser Leben lässt sich von der Geburt bis zum Tod in vier Phasen aufteilen,» eröffnete Ulrich die Präsentation. Der Fokus lag auf der «Agilen Phase» zwischen 60 und 80 und streifte die «Fragile Phase» über 80 Jahre. Mit 60 liegen vor den meisten von uns noch 25 Jahre, wir befinden uns in der beststrukturierten Phase. Wir sind eingebettet in den Beruf, in ein stabiles Beziehungsnetzwerk und haben im Idealfall Gesundheit, Finanzen und Ziele im Griff. Fünf Jahre später, wenn die ordentliche Pensionierung näher rückt, gerät vieles aus dem Gleichgewicht. Der Ruhestand bringt grosse Veränderungen und Unsicherheiten mit sich. Was vorher ineinandergriff wie Puzzleteile, droht plötzlich auseinanderzufallen, es droht Chaos.
Fünf mögliche Pensionierungsmodelle
Die Referentin erklärte, wie vielfältig die Wege in die Pensionierung sein können – und warum es sich lohnt, frühzeitig darüber nachzudenken. Sie stellte fünf unterschiedliche Modelle vor. Die klassische «Tischkantenpensionierung» bedeutet den abrupten Wechsel vom Berufsleben in den Ruhestand, in der Regel mit 65 Jahren. Etwas sanfter gestaltet ist die sogenannte «Bogenkarriere», bei der der Übergang stufenweise erfolgt. Wer bereits ab 58 teilweise kürzertreten möchte, kann dies mit einer Teilpensionierung tun, bei der Arbeit und Freizeit jeweils zur Hälfte aufgeteilt werden. Komplexere Varianten ermöglichen einen Teilausstieg nach einem «Timeout» und einen anschliessenden langsamen Wiedereinstieg in ein Teilpensum.
Schliesslich gibt es die Möglichkeit, auch nach Erreichen des Pensionsalters flexibel weiterzuarbeiten – beispielsweise tageweise oder in einem anderen Tätigkeitsbereich als Selbständigerwerbender. Welcher Weg für wen geeignet ist, hängt nicht nur von den persönlichen Wünschen ab, sondern von Faktoren wie Arbeitgeber, persönliche finanzielle Situation und der Position, die jemand innehat.
Abwarten oder noch einmal anpacken?
Blasucci, bei der Raiffeisenbank seit über zehn Jahren verantwortlich für den Bereich Vorsorge, erklärte kurz das wohl allen bekannte 3-Säulen-System der Schweiz: AHV, Pensionskasse und private Vorsorge (Säule 3a). Er zeigte anhand einer Grafik, dass die beiden gesetzlichen Säulen oft nur rund 60 Prozent des letzten Lohnes abdecken, sodass eine Vorsorgelücke von 20 bis 40 Prozent zum gewohnten Einkommen entsteht. Ein sorgfältig erstelltes Budget mit einer Situationsanalyse, den zu erwartenden Steuern nach der Pension und allfälligen Anschaffungen/Investitionen sei unabdingbar für eine gute Planung für die Zeit nach dem Berufsleben.
Besonders die letzten Berufsjahre spielen eine entscheidende Rolle. «Was möchte ich in dieser Zeit noch erreichen? Will ich die Wochen zählen oder noch einmal etwas Neues anpacken?» fragte Susanne Ulrich, die an diesem Punkt wieder übernahm. Die Erfahrung älterer Mitarbeitender könne zudem jüngeren zugutekommen – eine Win-win-Situation für alle. Für die nachberufliche Zukunft riet die Expertin, früh über Aktivitäten und Engagements nachzudenken: Senioren-Universität, freiwillige Arbeit, Enkelbetreuung, Weiterbildungen, Teilzeitjobs oder Reisen – alles, was Freude bereitet, Engagement ermöglicht oder Sinn stiftet. Immerhin stehe ein Drittel mehr Zeit pro Tag zur Verfügung, die es auszufüllen gelte.
Bei alledem dürfe die finanzielle Absicherung nicht vergessen werden, mahnte Blasucci: «Sind die Finanzen geregelt? Liegt ein Vorsorgeauftrag vor, ein Testament, eine Patientenverfügung? Soll das Haus verkauft werden?» Er betonte, dass diese Punkte nicht nur Ruhe verschaffen, sondern auch die Gestaltungsspielräume im Ruhestand erheblich erweitern.
Mehr als die Hälfte hat nichts geregelt
Auch Ehe- und Erbrecht sowie die selbstbestimmte Vorsorge waren ein wichtiger Punkt der Veranstaltung. Jährlich werden in der Schweiz rund 97 Milliarden Franken vererbt; allerdings hat mehr als die Hälfte der Senioren ihren Nachlass (noch) nicht geregelt. Der Finanzexperte beantwortete zentrale Fragen: Wie lassen sich die gesetzlichen Grundlagen im Erbrecht gestalten? Kann ich meinen Ehe- oder Konkubinatspartner absichern? Soll die Liegenschaft an die Nachkommen übertragen oder verkauft werden? Schenkung oder Erbvorbezug – welche Möglichkeiten bestehen?
Bei der selbstbestimmten Vorsorge geht es darum, Entscheidungen für verschiedene Lebenssituationen zu treffen: bei voller Urteilsfähigkeit, im Falle der Urteilsunfähigkeit und für den Todesfall. Für jede Situation gibt es entsprechende Regelungen, die Sicherheit und Klarheit schaffen: Über Vollmachten, die Art der Kontobeziehung, Vorsorgeauftrag und Patientenverfügung bis zum Testament und einem Erb- und/oder Ehevertrag. Die Werkzeuge für eine selbstbestimme Vorsorge sind zahlreich vorhanden – aber man muss sie nutzen! «Für eine Beratung und das Erstellen der entsprechenden Dokumente stehen unsere Spezialisten und Spezialistinnen Ihnen gerne unterstützend zur Seite,» erklärte Blasucci die Leistungen der Bank.
Abschliessend erläuterte er, wie die Finanz- und Pensionsberatung bei der Raiffeisenbank abläuft: Im ersten Gespräch werden die individuellen Bedürfnisse definiert, danach werden die nötigen Unterlagen eingereicht. Im zweiten Gespräch folgen konkrete Massnahmen, danach begleitet das Institut die Kundinnen und Kunden durch die gesamte Pensionierungsphase.
Die Zutaten für ein glückliches Alter
Zum Abschluss hob Susanne Ulrich die Faktoren hervor, die ein glückliches Alter ausmachen: regelmässige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, Zeit für sinnvolle Tätigkeiten, soziale Kontakte und gepflegte Beziehungen. Vor allem aber riet er, viel zu reden und ebenso viel zu lachen – auch über sich selbst. Mit diesem positiven Ausblick liessen die über 160 Gäste den Abend in entspannter Atmosphäre ausklingen und tauschten sich beim Apéro noch angeregt aus.
MARIANNE BURGENER

