Griselda Schaufelberger ist die älteste Aadorferin

  10.09.2022 Aadorf

Gute Gesundheit, positives Denken und eine grosse Portion Humor und Gelassenheit sind unter anderem der Grund, dass die viel Lebensfreude ausstrahlende Griselda Schaufelberger kürzlich im Kreise ihrer Familie in der Heidelberg-Hütte ihren 100. Geburtstag feiern durfte.

Betagte Menschen, die von sich behaupten können, sie seien zufrieden und glücklich, strahlen Wärme und Kraft aus. Das bestätigte sich in der Begegnung mit Griselda Schaufelberger, die am 13. August bei guter Gesundheit ihren 100. Geburtstag feiern konnte. Über den Besuch des Aadorfer Gemeindepräsidenten Matthias Küng habe sie sich sehr gefreut, lächelt die lebensfrohe Jubilarin. Zusammen mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln, die aus «aller Herren Länder» angereist kamen, stieg am Tag danach in der Heidelberg-Hütte ein wunderschönes Fest. Den Ort des Geschehens habe die Mutter selbst ausgewählt, ebenso das thailändische Essen, berichtet die Tochter, die mit ihrem Mann aus Neuseeland angereist kam. Es habe auch keine Schlechtwetter-Option für die rund 50-köpfige Geburtstagsgesellschaft gegeben. «Ich habe immer schönes Wetter am Geburtstag», lächelt die agile Jubilarin überzeugend. Geburtstage haben seit je her einen grossen Stellenwert in der Familie. «Wir haben immer gefeiert, ob in Arosa, auf dem Stanserhorn, im Jura oder im Alpsteingebiet», erzählt die 100-Jährige mit leuchtenden Augen. Die Mutter wisse noch ganz genau was sie wolle, meinen die zwei beim Gespräch anwesenden Töchter Corina und Theres lachend.

Vielversprechender Terminkalender

Als ich mich mit der immer noch sehr unternehmungslustigen Rentnerin zu einem Gespräch verabreden wollte, liess der volle Terminkalender ein Treffen erst eine gute Woche nach ihrem Geburtstag zu. Ihre vielen Hobbys und bevorstehende Anlässe füllen den langen Kalender an der Wand. Turnstunden im Aaheim, Singen, Tagesausflüge und sonstige Unternehmungen mit tochter Gisela gehören unter anderem dazu. Aber dann war es so weit: Adrett gekleidet und dezent geschminkt empfing uns die schön frisierte Jubilarin in ihrer gemütlichen Alterswohnung im Aaheim. Dort wohnt sie dank unterstützender Hilfe der Eins-A-Spitex und ihrer Tochter Gisela noch selbständig und allein. «Ich koche noch selbst, Einkäufe erledige ich mit dem Rollator in der Migros», meint sie stolz. Auch ihren kleinen grünbepflanzten Balkon mit herrlichem Ausblick in die Natur hege und pflege sie noch selbst.

«Manchmal musste ich Alarm auslösen»

Aufgewachsen ist die 1922 geborene Griselda Schaufelberger im bündnerischen Ilanz. «Mein Vater hatte eine Buchdruckerei, meine Mutter eine Papeterie. In den grossen Ferien half ich in der Werkstatt der Druckerei mit. Mein Berufswunsch Buchdrucker wurde abgewunken, das sei kein Beruf für ein Mädchen», erinnert sie sich zurück. So machte sie dann eine Verkaufslehre in Zürich. An ein Ereignis erinnert sie sich noch gut. Der Chauffeur des Giroladens, einer Zweigstelle der heutigen Migros, hätte ihr kurz vor seinem plötzlichen Krankenhaus-Aufenthalt auf die Schnelle das Autofahren beigebracht. «Nur den Rückwärts-Gang hat er mir nicht erklärt», lacht sie. So habe sie dann ohne Fahrausweis seine Einkaufstouren im Güterbahnhof übernommen. Später ging es dann für ein Jahr nach Genf. Sie hätte nur gute Erinnerungen an diese Zeit, berichtet sie mit ausdrucksvollen Augen. «Als junge Frau trat ich dem Frauen-Hilfsdienst-Luftschutz bei. Im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges kam dann das Aufgebot. Es ist mir nichts anders übriggeblieben, als einzurücken», sagt sie rückblickend. Im Bunker sei sie für den Nachrichtendienst und das Telefon zuständig gewesen. Manchmal habe sie auch Alarm auslösen müssen, erzählt sie. «In meinem langen Leben habe ich die ganze Entwicklung der Technik miterlebt, von der Waschmaschine über den TV bis zum Tablet, welches ich heute oft benutze. Nicht zuletzt auch, um mit meiner Familie in Neuseeland oder Österreich zu skypen», lächelt sie.

Wissbegierig und neugierig bleiben

Offen und ehrlich berichtet Griselda Schaufelberger aus ihrem langen Leben. Sie sei zweimal verheiratet gewesen und habe sieben Kinder grossgezogen, offenbart sie. «Mit meinem ersten Mann zog ich 1956 nach Sirnach, 1972 folgte dann die Trennung», erzählt sie. Seit der Heirat mit ihrem zweiten Mann im Jahr 1976 lebt sie nun in Aadorf. «1990 verstarb mein Mann», sagt sie. «Früher studierte ich Reiseunterlagen, nach seinem Tod setzte ich diese mit Reisen nach Afrika bis zum Nordpol, von China bis Neuseeland in die Tat um», erinnert sie sich. Wenn Griselda Schaufelberger von ihren sieben Kindern, zwölf Enkeln und zehn Urenkeln spricht, leuchten ihre Augen. Auf ihr hohes Alter angesprochen, meint die gutgelaunte Jubilarin an einem spritzigen «Hugo» nippend, man müsse neugierig, wissbegierig und offen bleiben, so habe sie mit 82 Jahren noch einen Englisch-Kurs begonnen und bis vor rund sieben Jahren sei sie noch mit dem Velo in der Gegend herumgefahren. Jetzt gehöre das wöchentliche Krafttraining mit der Physiotherapeutin für sie zum Alltag. «Man muss das Leben geniessen und im Hier und Jetzt leben», philosophiert die sympathische Thurgauerin, der man ihr hohes Alter niemals geben würde.

Seit drei Jahren älteste Einwohnerin von Aadorf

Grosse Pläne habe sie nicht mehr, jedoch kaufe sie sich gerne einmal etwas Schönes, wie eine neue Bluse zum Beispiel. Es sei nie zu spät dafür, lacht sie schelmisch. Mit ihrem Lebensmotto: «Zufrieden sein, mit dem, was man hat und nicht immer noch mehr wollen», sei sie bisher gut gefahren, meint sie. So geniesst Griselda Schaufelberger heute das Zusammensein mit ihrer Familie und die gemeinsamen Ausflüge mit ihrer im Toggenburg lebenden Tochter Gisela. Mit dieser nahm sie auch am Pfarrei-Ausflug in die Tamina-Schlucht Anfang September teil.
Die «Elgger/Aadorfer Zeitung» wünscht der sympathischen und rüstigen Jubilarin weiterhin gute Gesundheit und viel Freude in all dem, was sie tut und unternimmt.

CHRISTINA AVANZINI


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