Gibt es «Elgger Leoparden»?
16.03.2023 Elgg, HofstettenDie Schweizer Armeebestände interessieren derzeit die ganze Welt. Die Panzerhalle auf dem Chatzenacker ist dem Logistikcenter Hinwil unterstellt und wäre fast ein Nachbar der Kläranlage geworden. Wo Militärfahrzeuge gelagert werden sollen, war man sich zunächst ...
Die Schweizer Armeebestände interessieren derzeit die ganze Welt. Die Panzerhalle auf dem Chatzenacker ist dem Logistikcenter Hinwil unterstellt und wäre fast ein Nachbar der Kläranlage geworden. Wo Militärfahrzeuge gelagert werden sollen, war man sich zunächst uneinig. Was beheimatet die Elgger LBA?
Die fünf Armeelogistikcenter (ALC) in Othmarsingen, Hinwil, Thun, Monteceneri und Grolley sorgen dafür, dass Truppen des Schweizer Militärs sowohl in der Ausbildung wie im Einsatz die notwendigen logistischen Leistungen erhalten. Ein ALC stellt also Ausbildungsmaterial bereit, nimmt dieses zurück und hält es instand. Diesen Logistikzentren sind zahlreiche Aussenstellen, Vorortlager sowie unterirdische Anlagen zugeteilt.
Zum Standort Hinwil, der auch luftwaffentechnisch fungiert, gehört die LBA (Logistikbasis der Armee, ehemals AMP für Armeemotorfahrzeugpark) Elgg auf dem Chatzenackerareal. Der Lagerplatz im Flecken sei wichtig, um die Auftragserfüllung zu gewährleisten. Welche Truppengattungen auf die Elgger Panzerhalle zurückgreifen, bleibt streng geheim. Laut Armeesprecher Stefan Hofer, eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, befinden sich einsatzbereite Fahrzeuge auf dem Areal. Aus Sicherheitsgründen bleibt der Öffentlichkeit jedoch vorenthalten, was genau sich hinter den geschützten Wänden verbirgt.
Die unterirdischen Vorstellungen der SVP
Zweimal berichtete die Sendung «DRS aktuell» in den 80ern über das Projekt Panzerhalle Elgg. Schon länger hatten sich der ehemalige Gemeindepräsident und seine Räte mit dem EMD-Vorhaben (eidgenössisches Militärdepartement) arrangiert. Doch der Plan des Bundes blieb zunächst umstritten. Hauptinitiant des vorgeschlagenen Alternativprojekts war der Bauer und SVP-Kantonsrat Edwin Weilenmann. In einer Sitzung schlug er nicht nur als Politiker, sondern auch als besorgter Hofstetter Alarm: «Es wäre unsinnig, wenn die Armee genau das zerstört, für das sie eigentlich zu schützen bestimmt ist. Wenn wir uns in Notzeiten nicht ernähren können, sind wir erpressbar.» Weilenmann kritisierte damit den gewählten Standort des angestrebten Armeestützpunktes auf dem Chatzenacker, unmittelbar neben der Gemüsegärtnerei Wettstein. 50’000 Quadratmeter Land soll für die geplanten Panzerhallen herhalten. Aus einer Botschaft über militärische Bauten und Landerwerb vom 3. März 1986 geht hervor: «Zusätzliche Einstellfläche muss geschaffen werden. In diesem Zusammenhang wurde mit dem Bundesbeschluss vom 2. Oktober 1984 über militärische Bauten und Landerwerb der Bau von Einstellhallen für Rad- und Raupenfahrzeuge in Elgg bewilligt.» Bald sollten fünf Hektaren Kulturland aus Elgg herhalten. Das Problem: Unter dem Acker des 30 Millionen Franken schweren Bauvorhabens fliesst Grundwasser. Gegner argumentierten mit dem Raumplanungsgesetz: «Bund, Kantone und Gemeinden sorgen dafür, dass der Boden haushälterisch genutzt wird. Sie achten dabei auf die natürlichen Gegebenheiten sowie auch auf Bedürfnisse der Bevölkerung und Wirtschaft. Sie berücksichtigen die räumlichen Auswirkungen auf ihre Tätigkeit.» Das SVP-Gegenprojekt schlug einen unterirdischen Standort neben den Gleisen, nähe der Kläranlage bei der Hauptstrasse vor. Somit würde kein Feld flöten gehen und Panzer wären im Untergrund besser geschützt. Die Kosten und Aufwände, um einen gesamten Hügel umzugraben, waren dem Bund allerdings zu hoch. Die Erstellung des heutigen Standorts dauerte vier Jahre, von 1986 bis 1990, und gilt bis heute als aktive Aussenstelle.
JULIA MANTEL