Gibt es bald «Äschlimeitli und Äschlibuebe»?
03.02.2024 ElggDie fünf Freundinnen Florina, Luzia, Johanna, Lavinia und Lina sind Elggerinnen mit ganzem Herzen. Und darum haben die Mädchen auch einen grossen Wunsch: Teil der Äschlikompanie zu sein. Engagiert und sympathisch stehen die Primarschülerinnen für ihr Anliegen ...
Die fünf Freundinnen Florina, Luzia, Johanna, Lavinia und Lina sind Elggerinnen mit ganzem Herzen. Und darum haben die Mädchen auch einen grossen Wunsch: Teil der Äschlikompanie zu sein. Engagiert und sympathisch stehen die Primarschülerinnen für ihr Anliegen ein.
Ihre Idee ist etwas mehr als ein Jahr alt. «Wir haben an einem Samstag zusammen gespielt – und am Nachmittag gingen unsere Brüder an die Äschliübung. Da merkten wir, dass wir da auch gerne dabei wären und finden es schade, nicht mitmachen zu können», erinnern sich Florina und Luzia zurück. Sie sind die zwei Initiantinnen, fanden aber schnell Unterstützung bei anderen Primarschülerinnen – und -schülern. Denn noch am gleichen Samstag wurde ein Brief verfasst und Unterschriftenlisten vorbereitet. Mit diesen sammelten die Mädchen in der Folgewoche eifrig und erfolgreich welche in der Schule: Weit über 100 Kinder setzten ihren Namen unter die Petition, die auch den Mädchen den Zugang zum Äschli, dem einzigartigen Elgger Traditionsbrauch, ermöglichen soll.
Dem Hauptmann zu treuen Händen
«Viele Buben sagten uns, dass sie es voll okay finden oder sogar cool, wenn auch wir Mädchen in der Äschlikompanie dabei sein könnten – und einigen ist es auch einfach egal, es stört sie nicht.» Das mittlerweile fünfköpfige «Initiativkomitee», bestehend aus Luzia, Florina, Lina, Johanna und Lavinia, übergab den Brief samt Unterschriften eine Woche später an der nächsten Übung dem damaligen Hauptmann Kimi Mäschli. Er versicherte den Mädchen, dass er das wichtige Kuvert dem Äschlivorstand übergeben werde.
So war es denn auch und kurz darauf wurden Luzia und Florina von Aschermittwochsgesellschaft-Präsident Toni Rebsamen und Vizepräsident Sascha Kägi zu einem Austausch ins Restaurant Obertor eingeladen. Dort erläuterten die zwei Mädchen in Begleitung je eines Elternteils ihr Anliegen. Die zwei Vorstandsvertreter nahmen den Wunsch mit an die letztjährige Generalversammlung (GV), die wie immer am Äschlinachmittag stattfand. Der Präsident informierte die Anwesenden, die das Ansinnen zur Kenntnis nahmen, Reaktionen blieben jedoch aus.
Auch Mädchen können rangeln
Bei der Frage nach dem Warum kommen die Mädchen ganz aus sich heraus. Es ist spürbar, dass sie sich intensiv Gedanken machten: «Wir möchten auch Teil dieser Tradition sein – nicht nur als Begleitung für den Ball oder beim Mädchenschiessen, sondern richtig, genauso wie die Buben.» Oder auch: «Die Frauen machten in den Kriegen doch auch etwas. sie haben in Abwesenheit der Männer die Dörfer ‹geschmissen› und bewacht, zu den Kindern, Tieren und Feldern geschaut. Sie machten alles, was sie sonst auch tun und dazu noch das, was die Männer machen.»
Wie stellen sie sich ihre Teilnahme denn genau vor – und wird das nicht zu kompliziert? «Wir wollen einfach so mitmachen wie die Buben: die gleichen Uniformen und auch sonst alles gleich. Es ist uns nicht wichtig, dass man sieht, dass wir Mädchen sind. Wir wollen keine Sonderbehandlungen, sind keine Tussis. Und Mädchen, die am Äschli mitmachen, wissen ja, was sie erwartet. Also dass man draussen ist, laufen muss, vielleicht im Regen, es kalt ist, man bei den Übungen dreckig wird.»
Bei Aussagen Erwachsener, dass «Buben dann nicht mehr Buben sein könnten», winken sie ab. «Wieso das denn? In der Schule oder in der Pfadi sind wir ja auch zusammen. Dort müssen sich die Jungs auch nicht verstellen, sondern können sich selbst sein.» Das Argument, dass Buben im Äschli halt gerne rangeln würden, lassen sie ebenfalls nicht gelten und sagen ganz trocken: «Wir Mädchen können im Fall auch sehr gut rangeln.» Und: «Es sind vor allem Erwachsene, die dagegen sind. Die haben zum Teil nicht verstanden, dass jetzt eine neue Zeit ist und wir nicht mehr die Generation Mädchen/Buben sind, wir machen mehr zusammen.»
Angehende Kanonierinnen?
Nach den letzten Sommerferien fand ein zweiter Austausch mit der Äschligesellschaft statt, mittlerweile mit allen fünf Primarschülerinnen sowie zwei Mamis. Nun ging es um die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Denn bereits beim ersten Treffen erklärten Kägi und Rebsamen den Mädchen, dass eine Änderung der Statuten Voraussetzung sei für die Teilnahme von Mädchen am Äschli und dafür sei ein Antrag eines Vereinsmitglieds an die GV nötig.
Dies ist nun mittlerweile geklärt und in Vorbereitung; zwei Mütter werden an der kommenden Versammlung als Neumitglieder in den Verein aufgenommen und, falls es auch nächstes Jahr noch der Wunsch ihrer Töchter ist, den entsprechenden Antrag stellen. Somit könnten die Mädchen, wenn alles glatt läuft, frühestens für den Äschli 2026 in die Uniformen schlüpfen.
Einerseits etwas enttäuscht, noch so lange warten zu müssen, tröstet sie andererseits der Gedanke an den grossen Umzug 2025, an dem sie «ganz sicher» teilnehmen werden. Und auch, bei welcher Charge sie 2026 dabei sein werden haben sie sich schon überlegt: bei den Kanonieren. Weil sie die am coolsten finden? Doch die Mädchen schütteln lachend die Köpfe und informieren die naive Autorin ganz abgeklärt: «Nein, aber das sind die mit den grössten Uniformen – und in zwei Jahren sind wir bereits in der Oberstufe.»
STEPHANIE HUGENTOBLER