Heute ist man vernetzter denn je. Der mediale Fortschritt, gleichzeitig Fluch und Segen, soll verknüpfen, doch isoliert die Menschheit mehr und mehr. Der Mensch strebt nach sozialem Kontakt. Wie schön, dass es die Landfrauenvereinigung nicht nur für Bäuerinnen gibt.
Die Schweiz war eines der letzten europäischen Länder, die der weiblichen Bevölkerung 1971 das volle Bürgerrecht zugestand. Das oberste Gericht zwang 20 Jahre später auch den Kanton Appenzell Innerrhoden dazu. Diese Einführung gilt noch heute als bedeutendste Änderung der Bundesverfassung. Erst vor zwei Jahren jährte dieser politische Entscheid zum 50. Mal. Das Familienideal setzte sich bis zum Ende des 20. Jahrhunderts aus geschlechterspezifischen Rollen von Mann und Frau zusammen. Letztere soll hauptsächlich für die Erziehung der Kinder und den Haushalt dienen, während der Mann das Geld nach Hause bringt. Frauen aus allen Schichten organisierten deswegen verschiedenste Vereine und machten sich für mehr Rechte stark. Zum breiten Spektrum der Zusammenschlüsse gehörte auch der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband. Er wurde ursprünglich ins Leben gerufen, um Frauen aus ländlicheren Regionen zu vernetzen und bestärken. Die Vereinigung des Bezirks Winterthur wurde 1937 gegründet und besteht bis heute. In grösseren Gemeinden betreut eine Vertreterin um die 12 bis 20 Mitglieder. Doch dem Verein fehlt es an Ortsvertretungen.
Landliebe als einzige Voraussetzung
Die Präsidentin und Hagenbucher Ortsvertreterin Bettina Kappeler trat unbewusst bei. Eine Kollegin zahlte 2011 ungefragt ihren Mitgliederbeitrag von 25 Franken – Kappeler verliess den Verein bis heute nicht. Dass die Organisation keine Stadtkinder aufnimmt, ist ein grosser Mythos. Die 43-Jährige heisst alle willkommen: «Jeder darf beitreten.» Im Jahresprogramm der Landfrauenvereinigung gestalten Kaffeetreffen, Reisen, verschiedenste Kurse und Ausflüge den Stundenplan. Ob man gemütlich zusammen backt oder sich einfach nur für einen Austausch trifft, die Vereinigung ist absolut neutral und konfessionslos. Auch stille Mitglieder sind gerne gesehen. In diesem Bezirk vernetzt sind fast 1000 Mitglieder, also von Dällikon bis Turbenthal; 20 Gemeinden, Stadt Winterthur inklusive.
Manuela Meyer vertritt Hofstetten. Die 31-Jährige wuchs in der Nähe des schönen Schauenbergs im Weidhof auf und kann sich nicht mehr genau daran erinnern, wie lange sie schon dabei ist. Die junge Mutter schwärmt: «Es gibt immer spannende Kurse und Ausflüge. Wir bestreiten sogar zweimal pro Jahr die Woga und die Wintimäss mit einem Backstand. Und darin sind wir wirklich gut.»
Die Landfrauenvereine unterstützen auch die Ländliche Familienhilfe. Zu einem vergünstigten Tarif können Mitglieder der Landfrauenvereinigung Hilfe beanspruchen, sei es als Unterstützung im Haushalt oder in der Kinderbetreuung, also alles, was ein Mami auch macht. Der Bezirksverein ist zudem Teil der Frauenzentrale Winterthur, die sich für weniger sozialstarke Frauen einsetzt.
Die zwei engagierten Frauen hoffen, das Netzwerk auch in Zukunft weiter ausbauen zu können. Zu Zeiten des Medienüberflusses ist es wahrscheinlich wichtiger denn je, die Geselligkeit und ein Miteinander nicht aus den Augen zu verlieren. Falls auch Sie es mögen, mit neuen Menschen in Kontakt zu treten, scheuen Sie sich nicht, die Landfrauenvereinigung besser kennenzulernen. Es warten keine Verpflichtungen auf Sie. Und wie bereits erwähnt: von Landwirtschaft oder Viehhaltung brauchen Sie alles andere als eine Kennerin zu sein.
JULIA MANTEL
Weitere Infos unter: www.landfrauen-zh.ch