Gemeinsam an der frischen Luft spazieren
26.07.2025 AadorfSeit März letzten Jahres bietet der Einwohner-Verein Aadorf jede Woche einen gemeinschaftlichen Abendspaziergang an. Eine zufriedene kleine Gruppe genoss am letzten Dienstag Bewegung und Austausch im Wald.
Gemeinschaft und frische Luft tun gut und fördern die ...
Seit März letzten Jahres bietet der Einwohner-Verein Aadorf jede Woche einen gemeinschaftlichen Abendspaziergang an. Eine zufriedene kleine Gruppe genoss am letzten Dienstag Bewegung und Austausch im Wald.
Gemeinschaft und frische Luft tun gut und fördern die Gesundheit. Dank dieser Erkenntnis hat Raphael Golder letztes Jahr die Abendspaziergänge des Einwohner-Vereins Aadorf ins Leben gerufen. Seither ist jeden Dienstag eine Gruppe unter seiner Leitung zusammen unterwegs. Eine Dreiviertelstunde dauert der Rundgang, die Teilnehmenden können die Route selbst wählen. Man trifft sich um 19.30 Uhr an der Rietstrasse bei der Aula des Schulhauses Löhracker. Eine Anmeldung ist nicht nötig, auch die Mitgliedschaft im Verein wird nicht vorausgesetzt.
Bei jedem Wetter unterwegs
Am vergangenen Dienstagabend führt Vereinspräsident Stefan Bannwart die Gruppe an, da Raphael Golder in den Ferien weilt. Auch Bannwart ist gerne draussen unterwegs und weiss, wie gross der persönliche Gewinn ist, den man daraus ziehen kann. Gerade erst ist er von einem Velotrip von Aadorf bis ans Nordkap zurückgekehrt, der zweieinhalb Monate dauerte. Er hätte viel darüber zu erzählen, doch das würde diesen Rahmen sprengen. «Wir sind bei jedem Wetter unterwegs, kein einziges Mal wurde der Spaziergang bisher ausgelassen», auch Feiertage seien kein Hinderungsgrund, sagt er.
An diesem Abend finden sich vier Teilnehmerinnen am Treffpunkt ein, eine ist zum ersten Mal dabei. Die anderen sind «alte Hasen». Pünktlich macht sich die kleine Wandergruppe auf den Weg in Richtung Wald. Eine Strecke, die am neuen Wasserreservoir vorbeiführt, wurde gewünscht. Ein kurzes Stück führt der Weg hier steil hinauf. «Wer nicht will, muss nicht», sagt Stefan Bannwart. Zum Konzept der Spaziergänge gehört, dass das Tempo den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer angepasst wird. Heute stehen Gemütlichkeit und Plaudern im Vordergrund. Man erfährt, wenn man will, kleine Geschichten aus dem Leben der anderen, tauscht sich über aktuelles Geschehen aus oder geniesst schlicht stilles nebeneinander Hergehen.
Mehr Teilnehmende erwünscht
Dass heute jemand von der «Elgger-Aadorfer-Zeitung» mitmarschiert, freut die Gruppe. «Ein wenig Werbung können wir schon gebrauchen», räumt Stefan Bannwart ein. So attraktiv das Angebot auch sei, unverbindlich, kostenlos, in der Nähe und nachweislich gut für die Gesundheit – genutzt werde es noch eher spärlich. «Das finde ich sehr schade, sagt eine Teilnehmerin der ersten Stunde. Die Neuzuzügerin wiederum erklärt: «Ich war sofort begeistert, als ich den Aushang gesehen habe, und dachte, das ist genau das Richtige für mich.» «Einmal war ich als einzige da, wir sind aber trotzdem losgegangen», erzählt eine andere Spaziergängerin.
Die Frage, warum das Interesse nicht grösser ist, ist nicht einfach zu beantworten. «Viele gehen lieber allein oder mit dem Hund.» «Es gibt ein Überangebot», wird unter anderem vermutet. Stefan Bannwart: «Drei bis sechs Teilnehmende sind es jeweils, manchmal auch mit Kindern oder Hund. Man spürt die Veränderung in der Gesellschaft.» Das merke man nicht nur bei den Abendspaziergängen, sondern allgemein im Vereinsleben. Als er Raphael Golder gefragt habe, ob er trotz der geringen Resonanz das Angebot weiterführen wolle, habe dieser nicht gezögert, dies zu tun, sagt der Vereinspräsident. Golder sei ohnehin unterwegs, weil er nach der Arbeit den «Kopf freibekommen» wolle, so die Begründung.
Attraktiver Wald
Ist denn der Wald, dessen Vorzüge von der Waldspielgruppe bis zum Kurs in Waldbaden zurzeit eine Renaissance erlebt, nicht gerade wegen diesen Veränderungen attraktiv? Gemeinschaftliche Gemächlichkeit als Rezept gegen die Übel Lärm, Dichtestress, und Einsamkeit? Die Diskussion darüber geht kurz weiter. Dann greifen andere Themen oder einfach die Ruhe. Auf dem Rückweg bewundern einige der Gruppe die reifenden Früchte an Obstbäumen, bevor es durch ein Einfamilienhausquartier in Richtung Schulhaus geht. Pünktlich sind wir wieder zurück. Die Zeit ist die einzige festgelegte Grösse des kleinen, aber feinen Outdoor-Abenteuers in Aadorf. Nach kurzem Abschied gehen alle wieder ihres Wegs. Bis zum nächsten Dienstag.
BETTINA STICHER