Für die Integration von Menschen mit Handicap
14.05.2024 EulachtalPflege Eulachtal wurde zum zweiten Mal für den Arbeitgeberaward This-Priis nominiert. Auch wenn es diesmal nicht aufs Podest reichte, zeigt man sich zufrieden, es wieder in die Endausmarchung geschafft zu haben.
Menschen mit Handicap in den Arbeitsalltag zu ...
Pflege Eulachtal wurde zum zweiten Mal für den Arbeitgeberaward This-Priis nominiert. Auch wenn es diesmal nicht aufs Podest reichte, zeigt man sich zufrieden, es wieder in die Endausmarchung geschafft zu haben.
Menschen mit Handicap in den Arbeitsalltag zu integrieren, ist der Pflege Eulachtal ein wichtiges Anliegen. Sie war denn auch schon zum zweiten Mal für den Arbeitgeberaward This-Priis nominiert. Erneut aufs Podest gereicht hat es zwar nicht ganz. «Trotzdem war die Nominierung eine grosse Auszeichnung für unseren langjährigen Einsatz zur Integration von Menschen mit Handicap», freut sich Co-Chef Carsten Hejndorf.
Der This-Priis geht an Unternehmen, die sich für die Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren. Kürzlich verlieh die Sozialversicherungsanstalt (SVA) Zürich die Preise in einem feierlichen Rahmen. «Die Geschichten von Menschen und Betrieben, die ihr Herzblut wie wir in die Integration von Menschen mit Handicap stecken, waren für uns sehr inspirierend», sagt die leitende Heimärztin Simone Meyer. Und Personalerin Ursula Plaz sagt voller Stolz: «Wir waren ganz weit vorne, nämlich unter den ersten fünf von knapp 200 Bewerbern. Der Anlass machte ausgesprochen Spass und war eine grosse Wertschätzung unserer Arbeit. Wir machen mit dem gleichen Engagement wie bisher weiter mit unserer Arbeit. Die Nominierung stärkte bei uns im Betrieb das Bewusstsein nochmals und zeigt, wie wichtig dieses Engagement ist. Das fördert vor allem auch die Bereitschaft in allen Teams, es mitzutragen.»
Meyer unterstreicht: «Diese Anstellungen wirken für diese Menschen regelmässig positiv lebensverändernd. Durch die Arbeit wird oft wieder Selbstbewusstsein aufgebaut und Selbstbestimmung möglich. Zudem sind diese Anstellungen bei uns regelmässig von langjähriger Dauer. In der Regel arbeiten die Menschen mit Handicap jahrzehntelang bei uns, was diese Wirkung noch verstärkt.»
Ein Paradebeispiel für die Integrationserfolge
Von 360 Mitarbeitenden der Pflege Eulachtal haben fast zehn Prozent eine Beeinträchtigung. Eine der zahlreichen Integrationserfolge aus jüngster Zeit ist Nadja (Name geändert). Im vertrauensvollen Klima der Eulachtal-Häuser durchlebte sie eine erstaunliche Entwicklung. Nadja war noch vor vier Jahren hinter der Kasse einer Supermarktkette gesessen. Ein Hörsturz raubte der heute 41-Jährigen fast vollständig das Gehör, und als dann in der Coronazeit Masken und Plexiglasscheiben Kundschaft und Kasse trennten, war es auch mit dem Lippenlesen vorbei. Kündigung und Trennung vom Ehemann führten dazu, dass sie in ein tiefes Loch abstürzte. Nadja erhielt IV-Unterstützung und kam vor zwei Jahren in einen 50-Prozent-Arbeitsversuch zur Pflege Eulachtal.
Personalerin Ursula Plaz, eine geübte Netzwerkerin, kannte Nadjas Eingliederungsberaterin bei der SVA Zürich – und wie so oft einen Platz im Angebot. In diesem Fall: im Hausdienst der Hotellerie des Haupthauses in Elgg. Los ging es mit zwei Stunden pro Tag. Im Aufbautraining wurden es dann bis zu sechs Stunden. Seit einem Jahr nun schon ist Nadja mit 100 Prozent fest angestellt. Sie arbeitet acht Stunden am Tag in der Abteilung Wäscherei und Reinigung. Nach einer Weiterbildung und Spezialisierung stieg sie in die Leitungsebene auf und erstellt Einsatzpläne.
So kam auch Joao (Name geändert) mit Mitte 50 zur Pflege Eulachtal – wider jede Wahrscheinlichkeit: Der unerbittliche Arbeitsalltag in einem Frankfurter Pflegeheim hatte den Mann in einen Burnout getrieben, dazu kamen Alkohol und Drogen. Mit der Pflege wollte er nichts mehr zu tun haben. Konnte man so jemanden den Bewohnerinnen und Bewohnern zumuten? Doch Personalerin Ursula Plaz erkannte das Potenzial des Portugiesen. Dem Job-Coach der SVA Zürich versicherte sie: «Jemanden, der so lange in der Pflege gearbeitet hat, lassen wir nicht einfach ziehen.» Wie bei den zahlreichen Integrationsversuchen davor besprach man sich zunächst im Team. Und weil alle bereit waren, für Joao einzustehen, begann er als Pflegehelfer.
Nicht mehr einfach nur beschäftigt
Einmal im Monat traf man sich in der SVA Zürich, und nach einem halben Jahr schon beschlossen Job-Coach, Pflegeleitung und Joao: Es geht weiter. Seit einem Jahr ist er inzwischen tätig, immer noch begleitet von der IV-Stelle. «Es dauerte, bis er merkte, dass es hier ganz anders läuft als in Deutschland», sagt Ursula Plaz, «viel ruhiger, eben im Einklang mit den Bedürfnissen der Bewohnerinnen.» Joao konnte inzwischen seine SRK-Pflegerausbildung aus Deutschland anerkennen lassen und ist ein geschätzter Fachmitarbeiter im Team. Er habe sich «extrem gut integriert». Entscheidend sei sein eigener Wille gewesen – und das Vertrauen, das ihm das Team entgegenbrachte.
Wie schnell es gehen kann, dass man auch als verdienter Mitarbeitender plötzlich auf Hilfe angewiesen ist, erlebte auch der Betriebsleiter des Staub/Kaiser-Hauses, Mirsad Ramcilovic: Nach vielen Jahren im Dienst erlitt er bei einem Autounfall im November schwere Verletzungen. Im Januar erfolgte dann die langsame Wiedereingliederung zu 50 Prozent. Das Teamtreffen im fein möblierten Aufenthalts- und Essraum nutzte er kürzlich für eine spontane Dankesrede: «Mehr als die Hälfte der Belegschaft ist zu mir nach Hause gekommen. Die Geschäftsleitung hat nicht nur Blumen vorbeigebracht, sondern auch Essen. Ich habe euer Mitgefühl gespürt – das hat mich wieder aufgestellt.»
DANIELA SCHWEGLER
Arbeiten mit Handicap
Menschen mit Handicap in den Arbeitsalltag zu integrieren ist der Pflege Eulachtal ein wichtiges Anliegen. Jeder Mensch ist ein Farbtupfer auf dieser Welt mit seiner ganz eigenen Berufung. Haben auch sie ein gesundheitliches Handicap und möchten wieder im ersten Arbeitsmarkt arbeiten? Zögern Sie nicht, uns mit Ihrer Arbeitsanfrage zu kontaktieren. Gerne suchen wir zusammen mit Ihnen nach der besten Lösung! Kontakt:
Ursula Plaz
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