Fit, Fun und Familie – Ein Erfahrungsbericht
01.07.2025 ElggWir vom Frauenturnverein (FTV) haben ein erfolgreiches Eidgenössisches Turnfest erlebt: Zwar ist unsere turnerische Note kein Highlight, aber wir haben gezeigt, dass wir fit, fun und Teil der Familie sind.
Am Wochenende verreisten 18 Frauen des FTV Elgg in eine ...
Wir vom Frauenturnverein (FTV) haben ein erfolgreiches Eidgenössisches Turnfest erlebt: Zwar ist unsere turnerische Note kein Highlight, aber wir haben gezeigt, dass wir fit, fun und Teil der Familie sind.
Am Wochenende verreisten 18 Frauen des FTV Elgg in eine andere Welt. Die andere Welt lag am Genfersee, dort wo sich sonst Lausanne befindet. Bereits die Zugfahrt um 5.34 ab Elgg fühlte sich an, als wären wir nicht auf Gleis 2, sondern auf Gleis 9 ¾ eingestiegen und beträten damit eine andere Dimension. Überall Gruppen mit uniformen T-Shirts: rot, grün, blau, rot, gelb, rot, blau, türkis. Nur nicht dem falschen Verein hinterherlaufen. Zum Glück sind alle angeschrieben: Düdingen, Dättingen, Dübendorf, Davos, Ennetmoos, Ennetbaden, Egnach, Zurzach, Zäziwil, Zuzwil, Märwil, Männedorf, Mönchaltorf, Melchtal, Melchnau,
Wo ist denn Melchnau? Aschi erklärt’s uns im Festzelt und betont, dass er sich mit 57 noch nicht alt genug fühlt fürs Hotel und darum im Camping logiert. Wer ist Aschi? Einer von 65’000 Turnerinnen und Turnern, so wie wir – und damit quasi ein Cousin, denn wer turnt, gehört zur Turnfamilie. Und in der Turnfamilie gibt es Platz für alle, vom Baby im Tragetuch des Aktivturners bis zu den Grosseltern, die sich gern bewegen.
Wir FTV-Frauen sind in der Turnfamilie bei der Mutterrolle zu verorten. Einige von uns sind tatsächlich Turn-Mütter und nutzen die Zeit nach dem Wettkampf, um unseren DTV am Stufenbarren und unseren TV beim Speerwurf zu bejubeln. Mütterlich geben wir uns aber auch mit dem fremden jungen Turner, der spät am Abend nicht mehr weiss, wo sein Campingplatz ist. Und mütterlich-freundschaftlich sind wir auch untereinander: «Komm in den Schatten», «Trink genug Wasser», «Hast du Sonnencreme eingestrichen?»
Und nun zum Sport:
«Fit und Fun» heisst die Disziplin, die wir geübt und gezeigt haben. «Fit und Fun» besteht aus verschiedenen Parcours, bei denen wir jeweils zwei Minuten «Vollgas» rennen, werfen, prellen und passen, mal zu viert mit Fussball und Stafetten-Stab, mal zu fünft mit Street-Rackets, mal zu sechst mit Rugby- und Tennisball und so weiter. «Fit und Fun» ist auch der treffende Begriff für unsere Endnote von 21.42 von möglichen 30 Punkten. Die Leistung könnte besser sein, aber wir sind fit und haben Fun.
Vier unserer fittesten Turnerinnen haben sich zusätzlich an den Weitwurf gewagt und gemeinsam die Note 7.71 von 10 erreicht. Handicap war in diesem Wettkampf nicht die Fitness, sondern der Gegenwind, der persönliche Bestleistungen verhindert hat.
Einen besonderen Einsatz leistete auch unsere Präsidentin Yvonne Fuchs. Sie war als Schiedsrichterin tätig und hat uns so die Teilnahme am Eidgenössischen Turnfest überhaupt ermöglicht. Ihr und Kathrin Bosshard sind wir alle sehr dankbar. Kathrin hat unsere Gruppe geleitet, gecoacht, liebevoll bemuttert und mit der nötigen Klarheit durch Lausanne geführt: «Elgg, Blau, Usstiige!»
Show, Schlaf und Schatten
Ein Highlight war am Freitagabend die Turnshow «Gymagine» (diese wurde aufgezeichnet und kann auf SRF Play nachgeschaut werden). Top-Turngruppen zeigten dort, was der menschliche Körper leisten kann, wenn man jung ist und fleissig trainiert. Eine Gruppe mit Menschen im Rollstuhl und eine «Open Age»- Gruppe zeigten, dass Bewegung auch dann toll ist, wenn nicht – oder nicht mehr – alles möglich ist.
Die beiden Nächte haben wir im Hotel verbracht. – Im Gegensatz zu den meisten anderen Turnvereinen ein grosser Luxus, denn wir hatten ein richtiges Bett, nicht Yogamatten in einer Turnhalle, eine richtige Dusche, nicht einen dünnen Wasserstrahl auf dem Camping, richtiges Frühstück, richtigen Kaffee. Manchmal ist man froh, Ü35 zu sein.
Für Samstag hatte Helga Blaser eine Wanderung geplant, wohlweislich am Schatten. Wir haben uns gefreut, dass die Aktiven von TV und DTV sowie zwei Mitglieder der Männerriege mit uns mitwanderten. Am Nachmittag und Abend genossen wir das Festgelände und den See und waren uns um 23 Uhr einig, dass wir jetzt gern ins Hotel gehen.
Rückkehr in die Realität
Am Sonntag stand die Abreise an. Das Familiengefühl hat sich in der kurzen Zeit etabliert und sich darin geäussert, dass man am Schluss eigentlich jedem anderen Verein noch «tschüss und machts gut» sagen wollen würde.
Die Landung in der Realität war zum Glück sanft und hat die aufkommende Wehmut gleich gestillt: Am Bahnhof Elgg wurden wir vier Turnvereine herzlich empfangen durch die Tambouren, andere Vereine und Menschen aus der Bevölkerung. Die Gemeinde spendierte einen Apéro und der Brunnen spendete Abkühlung. Das familiäre Gefühl haben wir, kaum verloren, gleich wieder gefunden – und auch unsere Rolle als Mamis, die stolz sind auf die Leistungen der Jungen und sich die wiederholte Frage zur Sonnencreme diszipliniert verkneifen.
LENA LEUENBERGER