Der kleine Spatz Fips mit grossem Entdeckergeist flattert jeden Morgen durch die Gärten eines Wohnquartiers am Rande von Aadorf. Dort inspiziert er neugierig die vielen Hecken, stibitzt Brösmeli von den Terrassen und ruft lautstark nach seinen Freunden. Mit ihnen zusammen fliegt er am ...
Der kleine Spatz Fips mit grossem Entdeckergeist flattert jeden Morgen durch die Gärten eines Wohnquartiers am Rande von Aadorf. Dort inspiziert er neugierig die vielen Hecken, stibitzt Brösmeli von den Terrassen und ruft lautstark nach seinen Freunden. Mit ihnen zusammen fliegt er am liebsten waghalsige Bögen zwischen Sträuchern hindurch. Das ganze am liebsten so schnell wie möglich. So, wie es sich für einen kleinen Spatz wie Fips eben gehört.
Doch dann an einem milden Frühlingsmorgen passiert es: Fips kracht mit voller Wucht gegen eine Fensterscheibe.
Ein dumpfer Aufprall, dann Stille. Er liegt regungslos am Boden. Seine kleinen Freunde verstehen die Welt nicht mehr und für sie beginnt das grosse Bangen. Keiner von ihnen hatte die Gefahr kommen sehen und niemand konnte Fips warnen.
Solche Momente passieren leider viel zu oft. In der Schweiz sterben jedes Jahr Millionen von Vögeln durch Kollisionen mit Glas. Der Grund dafür ist, dass sie Fensterscheiben nicht als Hindernis erkennen. Glas spiegelt Himmel und Bäume oder kann wie freier Flugraum wirken.
Gefährlich sind besonders grosse Fensterflächen, Wintergärten, Wartehäuschen oder gläserne Durchgänge. Auch nachts ziehen Lichter Vögel an, vor allem während der Zugzeiten im Frühling und Herbst.
Glücklicherweise gibt es einfache Möglichkeiten, die Gefahr für unsere gefiederten Freunde zu verringern. So helfen Aufkleber oder Muster auf der Aussenseite von Fenstern. Wichtig dabei ist: Sie müssen dicht und kontrastreich genug sein. Ein einzelner Silhouetten-Greifvogel reicht nicht. Besser wirken regelmässige Punkte oder Streifen mit wenigen Zentimetern Abstand. Transparente Folien (zum Beispiel UV-Folien) haben praktisch keine Wirkung. Hingegen zeigen aussen angebrachte Objekte wie alte CDs, Alubänder oder Windspiele einen deutlichen Erfolg. Innen können Vorhänge angebracht werden.
Wer Futterhäuschen aufstellt, sollte sie entweder sehr nah an die Scheibe rücken (weniger als ein Meter) oder weit entfernt platzieren (mehr als fünf Meter), damit Vögel nicht mit voller Geschwindigkeit auf das Glas prallen können.
Und Fips?
Nach ein paar Minuten voller Ungewissheit beginnt er einen seiner Flügel zaghaft zu bewegen. Er rappelt sich hoch, taumelt, flattert und fliegt davon. Angeschlagen, aber lebendig. Seine Freunde können endlich aufatmen! Noch am selben Nachmittag sitzt er wieder im Holunderbusch und kann sich langsam erholen. Er hatte grosses Glück.
Die Besitzerin des Hauses klebt am Tag darauf Streifen auf die Fensterscheiben. Damit rettet sie Leben. Einfach, dezent, kostengünstig aber wirksam. Vögel wie Fips können dank ihr künftig ein bisschen sicherer durchs Quartier fliegen.
MARCO BRUNNER, NATUR- UND VOGELSCHUTZVEREIN AADORF
Weiterführende Informationen: www.vogelwarte.ch