Faszinierende Jäger in der der Nacht
02.09.2025 TänikonAm Freitagabend führte Fledermaus-Experte Thomas Haller beim Tänikoner Weiher in die Welt der faszinierenden Tiere ein. 15 Personen nahmen an der Fledermausexkursion des Natur- und Vogelschutzvereins Aadorf teil.
Thomas Haller gab am Treffpunkt beim Kloster Tänikon ...
Am Freitagabend führte Fledermaus-Experte Thomas Haller beim Tänikoner Weiher in die Welt der faszinierenden Tiere ein. 15 Personen nahmen an der Fledermausexkursion des Natur- und Vogelschutzvereins Aadorf teil.
Thomas Haller gab am Treffpunkt beim Kloster Tänikon zunächst spannend und anschaulich eine kurze Einführung in die Fledermauskunde. Er erklärte, welche Arten es in der Schweiz gibt, wie sie leben und welchen positiven Einfluss sie unter anderem als Schädlingsbekämpfer auf das Ökosystem haben.
Das Wetter spielte zwischen zwei Regengüssen perfekt mit. So konnte man am vergangenen Freitagabend nicht nur viel Wissenswertes erfahren, sondern auf dem Rundgang in der Gegend des Tänikoner Weihers und der Lützelmurg zwischen Tänikon und Guntershausen die faszinierenden Tiere beobachten und dank eines Batscanners – ein Ultraschall-Umsetzungsgerät für Fledermausrufe –, können sie auch hören.
Jagd findet in der Nacht statt
15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung des Natur- und Vogelschutzvereins Aadorf gefolgt, darunter auch Eltern mit Kindern.
Nach einem kurzen Spaziergang in der Dämmerung sah man beim Eingang zum Wald die ersten Fledermäuse auf der Suche nach Nahrung zwischen den Baumwipfeln herumfliegen und hörte ihre Rufe. Und später, am Wasser, sah man die wendigen Tiere wie Schatten nahe über der Oberfläche dahingleiten. In der Schweiz gibt es laut dem Fledermaus-Experten 31 verschiedene Fledermausarten. Erwähnung fanden auf der Exkursion zum Beispiel Zwerg-, Wasser-, Mücken-, Fransen-, Bulldogg-, Rauhaut-, Bart-, Langohrfledermäuse sowie die Mausohren. Weiter erfuhren die Teilnehmenden, dass jede Art andere Jagdgewohnheiten und Lebensräume hat. Und dass die Fledermäuse für ihre Orientierung im Raum und für die Jagd das Echo ihrer Ultraschallrufe nutzen, die sich je nach Art in einer anderen Frequenz bewegen.
Optisch unterscheiden könne man sie auch am Aussehen, zum Beispiel an den Flügeln: «Alle Arten sind auf ein anderes Leben spezialisiert», so Haller. Der Experte informierte die Exkursionsgruppe auch darüber, dass es sich bei den Fledermäusen um Säugetiere handelt. «Sie beginnen ihre Jagd in der Dämmerung und jagen nachtsüber, je nach Art Insekten oder auch Käfer, in der Luft, auf dem Boden oder nahe über dem Wasser», erklärte er weiter. Für die Weibchen sei die anspruchsvollste Zeit während der Aufzucht, weil sie neben der Futtersuche immer wieder in ihr Quartier zurückkehren müssen, um die Jungen zu säugen. Dies etwa sechs Wochen lang, die ganze Nacht hindurch. Faszinierend sei es auch, die Tiere zu beobachten, wie sie von den Eltern fliegen und jagen lernen.
Fledermäuse können 30 Jahre alt werden
Interessant zu erfahren war, dass Fledermäuse bis zu 30 Jahre alt werden können. «Dafür gebären sie pro Weibchen in der Regel nur ein Junges pro Jahr», so Haller. Die Paarung findet im Herbst statt, die Befruchtung der Eizelle erst im Frühling. Im Winter halten sie Winterschlaf. Im Sommer bilden die Weibchen sogenannte Wochenstuben. Die Tragzeit ist je nach Art sehr unterschiedlich. Dies waren weitere Informationen, die man auf der Exkursion erhielt. Fledermäuse sehen laut dem Experten nicht so schlecht, wie man meinen könnte. Ihr wichtigstes Kommunikationsmittel sei aber der Ultraschall.
Ein Kind wollte wissen, ob Fledermäuse gut fliegen können. «Sie können hervorragend fliegen», so die Antwort. Zum Teil vollbrächten sie dabei sogar richtige Kunststücke. «Einige Fledermäuse können wie ein Helikopter in der Luft stehenbleiben», sagte Haller. Das Tempo, mit dem sie sich fortbewegen, ist gemäss dem Experten unterschiedlich. Bei unseren heimischen Arten liege es zwischen 20 oder 50 Kilometer pro Stunde. In Südamerika gebe es aber auch eine Art, die mit 160 Kilometern pro Stunde unterwegs sei.
Bei Regen Probleme mit Temperaturregulierung
Zwischen den Beobachtungen zeigte Thomas Haller Bilder von Fledermausarten und am Schluss der Exkursion, die wegen des drohenden Regens etwas kürzer dauerte als vorgesehen, beantwortete er weitere Fragen und verteilte Prospekte. Der Regen wurde auch zum Thema. Die Fledermäuse könnten im Regen mit den nassen Flügen nicht gut fliegen und somit auch nicht jagen. Sie bekämen Probleme mit der Temperaturregulierung und gingen in Deckung. Ein paar Tage könnten sie dabei je nach Konstitution überleben, beantwortete Haller eine weitere Frage. Das Fliegen ist für die Tiere gemäss dem Experten sehr intensiv und zum Teil vergleichbar mit der Leistung eines Marathonläufers. Ihre Körpertemperatur könne sich dann bis auf etwa 40 Grad erhitzen.
BETTINA STICHER