Fast komplett aus gutem Elgger Holz geschnitzt
11.06.2024 ElggIm Wald sagen sich längst nicht nur Fuchs und Hase Gute Nacht. Zusätzlich zu seiner Schutz- und Nutzaufgabe übt der Forst je länger je mehr eine Wohlfahrtsfunktion aus. Wer was darf und was nicht und vor allem wo, war nebst der offiziellen Eröffnung des ...
Im Wald sagen sich längst nicht nur Fuchs und Hase Gute Nacht. Zusätzlich zu seiner Schutz- und Nutzaufgabe übt der Forst je länger je mehr eine Wohlfahrtsfunktion aus. Wer was darf und was nicht und vor allem wo, war nebst der offiziellen Eröffnung des Vitaparcours das zentrale Thema des diesjährigen Waldumgangs.
Zum alljährlichen Umgang, heuer unter dem Motto «Freizeitarena Wald», fanden sich am Samstagnachmittag gegen 100 Personen auf dem Parkplatz beim «Schwümbi» ein. Vom grossen Aufmarsch gerührt zeigte sich denn auch Betriebsleiter Chrigel Schaerer in seiner Eröffnungsrede: «Es ist schön, dass trotz des unsicheren Wetters so viele hier sind. Ich bin mir bewusst, dass die Eröffnung des neuen Vitaparcours Rumisberg ein zentraler Grund ist, trotzdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Sicht der Förster auf die verschiedenen Ansprüche im Wald aufzuzeigen; immerhin entstehen daraus auch ab und zu Probleme. In der Schweiz gilt ein freies Betretungsrecht im Wald, egal, in wessen Besitz er ist. Dieses Recht erfordert gleichzeitig entsprechendes Verhalten und Respekt.»
Revierförster Roman Brazerol, zuständig für die südlicheren Gebiete inklusive Schlatt und Hofstetten, nahm den Faden seines Vorredners auf und erklärte, wo und warum es unter den diversen Waldnutzern vermehrt zu Konflikten komme, und was dagegen unternommen werde: «Gleich zwei grosse Projekte haben wir dieses Jahr realisieren dürfen, um die Gruppen zu trennen. Im Frühling konnten wir den Biketrail eröffnen und heute können wir den Vitaparcours offiziell den Sportlerinnen und Sportlern übergeben. Mit dieser Lenkung hoffen wir, die verschiedenen Interessen aneinander vorbeizubringen.» Die beiden Betriebsleiter bedankten sich bei ihren Mitarbeitenden, ohne die weder die vielen Aufgaben im Forst noch jene des samstäglichen Anlasses zu bewältigen wären.
12 von 15 Geräten aus Elgger Holz gefertigt
Bevor sich die bunt gemischte Schar auf den etwa zweistündigen Rundgang auf den Pfaden des Rumisberg-Parcours machte, wurde dieser mit einer Ansprache und Handsäge im wahrsten Sinne des Wortes durch Gemeinderätin Stephanie Hugentobler feierlich eröffnet. Eigentlich habe sie geplant gehabt, als Vorturnerin sämtliche Posten persönlich vorzuführen, aber leider habe sie sich bei einem Sturz einen Bruch im Ellbogen zugezogen. «Dieser Unfall bringt uns nun leider um dieses exklusive Vergnügen.» Sie blickte zurück auf die Anfänge ihrer Amtszeit, als das Baugesuch für den Parcours gerade publiziert wurde. Nun, zwei Jahre später, dürfe sie mit der Strecke bereits die zweite wichtige Attraktion im Elgger Wald einweihen.
«Besonderer Dank gilt bei beiden Projekten den Mitarbeitenden des Forstbetriebes, die mit viel Herzblut und grossem Engagement für die gelungene Umsetzung gesorgt haben.» Speziell am neuen Vitaparcours sei, dass von 15 Posten nur gerade deren drei eingekauft seien – bei allen anderen seien die Sportgeräte aus Elgger Holz gefertigt. Mit der Verdankung weiterer Mithelfenden schloss sie ihre bisweilen erheiternde Rede und griff zur Handsäge, um die Latte zu zersägen, die den Erwartungsvollen den Weg zur sportlichen Ertüchtigung versperrte.
Aufwertung des Waldlehrpfads in Neu-Elgg
Spaziergänger, die eher gemächlich unterwegs sind und bis anhin in diesem Gebiet die Informationstafeln bei verschiedenen Bäumen und Sträuchern studiert haben, finden diese künftig beim Waldlehrpfad in Neu-Elgg. Dieser wird aufgewertet, um den Wegfall zu kompensieren.
Zum Abschluss fanden sich alle beim Forstbetrieb zu Wurst und Getränken wieder ein. Artig wartete Petrus, bis jeder und jede einen Platz unter dem schützenden Dach gefunden hatte, bevor er seine Schleusen öffnete, was dem gemütlichen Zusammensein keinen Abbruch tat. Ganz der Tradition verpflichtet, konnte ein Wettbewerb ausgefüllt werden. Als erster Preis winkte ein Christbaum nach Wahl. Gemäss Chrigel Schaerer könne man um einen solchen schliesslich nicht früh genug besorgt sein.
Die Neulinge unter den Umgängern mussten sich ihre Wurst allerdings zuerst verdienen: Sie hatten, ganz dem Thema Vitaparcours verpflichtet, eine gemeinsame Turnübung vorzuzeigen – eine Aufgabe, die sie mit Bravour meisterten. Kaum verwunderlich, waren die meisten der Neulinge doch Angehörige des Frauenturnvereins.
Zumindest unter den Teilnehmenden entsprach das Sprichwort Michelangelos, «Frieden findet man nur in den Wäldern», der Wahrheit. Ebenso die Tatsache, dass die Gemeinde Elgg grosse Anstrengungen unternimmt, um möglichst allen gerecht zu werden, damit auch künftig aus der Freizeitarena Wald keine Kampfarena wird.
MARIANNE BURGENER