Fahrdienst weiterhin in kommunaler Hand

  06.10.2022 Elgg

Die Gemeinde Elgg wehrte sich gegen Bestrebungen, den Rotkreuz-Fahrdienst kantonal koordinieren zu lassen. Dank einer Lösung mit Pflege Eulachtal behält man ihn nun in eigener Hand. Neu heisst das Angebot für Elgg und Hagenbuch «Freiwilliger Fahrdienst Elgg».

Der Rotkreuz-Fahrdienst steht Älteren, Kranken oder Menschen mit Beeinträchtigungen zur Verfügung, welchen es nicht möglich ist, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen oder auf eine Begleitperson angewiesen sind. Auch für Elgg und Hagenbuch gibt es dieses beliebte Angebot. Es laufen aber Bestrebungen, dass der Dienst künftig zentralistisch aus Zürich mit einer App koordiniert werden soll. Das hingegen passt der Abteilung Soziales in Elgg gar nicht, wie deren Vorsteher Roger Gerber sagt. «Die Gemeinde versuchte deshalb frühzeitig zu sondieren, was kommunal möglich wäre. Auch Fahrerinnen und Gäste äusserten sich in die Richtung, dass sie den Fahrdienst lieber lokal organisiert hätten. Man kennt sich hier halt, was sich mit einer ‹Zürcher› Lösung geändert hätte», so der Gemeinderat. Die Sache sei aber dann wegen Corona etwas in Vergessenheit geraten.
Bis jetzt. Susanne Wanner, die den Rotkreuz-Fahrdienst für Elggerinnen und Hagenbucher fast sechs Jahre lang koordinierte, meldete an, dass sie per Ende September aufhören möchte. Da kam die Gemeinde wieder auf den Plan und man suchte nach einer lokalen Lösung, die nun dank Pflege Eulachtal zustande kam. Seit dem 1. Oktober läuft die Koordination des neu «Freiwilliger Fahrdienst Elgg» benannten Services über eine eigene Handynummer (s. Box Seite 2) im Pflegezentrum Eulachtal (PZE). Ändern würde sich ausser dem Namen nicht viel, wie Roger Gerber sagt: «Angepasst werden die Handynummer und Quittungsblöcke. Die Organisation der Fahrten läuft übers PZE, die Versicherung über die Gemeinde. Die Betreuung der Fahrer samt jährlichem Essen übernimmt weiterhin Regula von Wartburg. Und dann haben wir noch die E-Mailadresse des Sozialamts, wohin man sich mit einem Anliegen wenden kann.»

Susanne Wanner übergibt die Einsatzleitung

Am 30. September fand die Übergabe ans Sekretariat des PZE statt. Susanne Wanner zeigte sich erleichtert, denn der Fahrdienst wird immer mehr genutzt, was für sie zwischenzeitlich doch etwas zu viel Aufwand mit sich brachte: «Vor zehn Jahren waren es noch 500 Fahrten, im letzten deren 1060.» Der Dienst ist also ein immer grösseres Bedürfnis und gebe der Einsatzleiterin sehr viel, wie sie sagt. Schöne Gespräche und Kontakte seien daraus entstanden. «Soziale Dienste machte ich schon immer gerne. Man bekommt was zurück, denn die Wertschätzung ist gross. Es gibt mir am Ende des Tages ein gutes Gefühl», so Wanner, die weiterhin als Fahrerin zur Verfügung steht. Insgesamt seien es aktuell mit ihr deren 13, die ihre Fahrdienste auch unter der Leitung des PZE anbieten. Die Koordination und Einsatzleitung wird jetzt von den zwei Sekretariatsmitarbeiterinnen Daniela Kägi und Rosmarie Seematter vorgenommen. Die beiden wissen zwar noch nicht im Detail, was da auf sie zukommen wird, aber Kägi sagt stellvertretend: «Ich finde es spannend. Wir haben im Haus auch einen Fahrdienst für unsere Bewohnenden. Es dürfte mit dem neuen Angebot ähnlich laufen.» Die beiden erledigen das natürlich nebst ihrem üblichen Tagesgeschäft und man werde nun zuerst mal schauen müssen, wie das Ganze anläuft. Mit einem Schmunzeln wendet sie sich an die künftigen Fahrgäste: «Sind Sie gnädig mit uns zu Beginn.» Das ist doch zu hoffen, bis sich die ganzen Abläufe etwas eingespielt haben.

Sinnvolle Ergänzung zu anderen Angeboten

Susanne Wanner konzentriert sich ab sofort ausschliesslich aufs Fahren und Begleiten. Was sie in der ganzen Zeit immer wieder aufs Neue beeindruckte, sei, wie positiv die meisten Patienten trotz teils schweren Schicksalen im Leben stehen. Sie sagt: «Ungeachtet aller Gebrechen höre ich oft, wie glücklich sie sind, dass sie im hohen Alter noch da sein dürfen. Diese Freude und positive Lebenseinstellung machen mich froh und geben mir viel.» Und ganz wichtig: «Alle Fahrerinnen machen den freiwilligen Dienst mit Leib und Seele.»
Maria Hofer-Fausch, Direktorin Pflege Eulachtal, zeigt sich zufrieden, dass der neue Freiwillige Fahrdienst Elgg vom PZE geführt wird. Sie sehe in der Koordination eine sinnvolle Ergänzung zu den anderen Angeboten wie Mahlzeitendienst, Spitex, integrierte Tagesbetreuung, zentrale Auskunftsstelle Pflege und stationäre Betreuung. Ein Fahrdienst für ländliche Gemeinden wie Elgg oder Hagenbuch sei zudem wertvoll. Nun bleibe zu hoffen, dass er weiterhin gerne in Anspruch genommen werde und die vielen Fahrer treu bleiben. Klar ist: «Wir freuen uns, einen Beitrag für Mobilität im Alter sowie für ein lebenswertes Elgg leisten zu können.»
Es dürfte als positiv zu bewerten sein, dass die Gemeinde die Hoheit über diesen Dienst behalten will. Dies habe auch gute Gründe, wie Roger Gerber erklärt: «So kann die Gemeinde unkompliziert darüber entscheiden, falls der Fahrdienst zusätzlich noch für etwas anderes gebraucht werden könnte. Wenn wir ein lebenswertes Elgg möchten, ist ein solcher Dienst, der auch breiter genutzt werden könnte, sehr wohl dem Zweck dienlich. Beispielsweise eben dazu, den Leuten die Mobilität zu wahren.»

RENÉ FISCHER


Freiwilliger Fahrdienst Elgg

Sind Sie in Ihrer Mobilität eingeschränkt, wohnen in Elgg oder Hagenbuch und brauchen eine Fahrgelegenheit zum Arzt, zur Therapie oder Kur? Dann melden Sie sich mindestens drei Tage im Voraus beim Freiwilligen Fahrdienst Elgg, der den Rotkreuz-Fahrdienst abgelöst hat. Sie erreichen ihn über den Empfang des Pflegezentrums Elgg von Montag bis Freitag zwischen 8.30 und 12 sowie 13.30 und 16 Uhr unter 076 494 21 52. Möchten Sie sich als freiwillige Fahrerin oder freiwilliger Fahrer engagieren? Dann freut man sich auf Ihre Kontaktaufnahme unter:
sozialamt@elgg.ch


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote