Ex-Elektra-Reise mit der Furka-Dampfbahn
12.07.2022 EttenhausenNach zweimaliger coronabedingter Verzögerung fand kürzlich die letzte Ex-Elektra-Reise statt. Diesmal verschlug es 123 Reisefreudige in das Furka-Gebiet und auf den Vierwaldstättersee.
Ein auf die ehemalige Genossenschaft Elektra Ettenhausen zurückgehender Fonds erlaubt es, an die Kosten der normalerweise alle zwei Jahre stattfindenden Reise einen erheblichen Anteil beizusteuern. Und das wird rege genutzt. So ist frühmorgens schon halb Ettenhausen unterwegs. Drei Cars stehen auf dem Schulhausparkplatz bereit, um die 123 Reisefreudigen in das geografische Zentrum der Schweiz zu bringen. Die Fahrt führt an diesem wunderschönen, sonnigen Tag zuerst durch das Zürcher Oberland nach Rapperswil. Zum Greifen nah scheinen die Berge – Gewitter am Vortag haben die Luft so richtig reingewaschen.
Beim ersten Halt in Biberbrugg gibt es im Restaurant Post einen wohlverdienten Kaffee mit Gipfeli. Anschliessend führt die Reise über den Sattel nach Brunnen, der Axenstrasse entlang ins Urnerland und die manchmal fast bizarr anmutende Schöllenenschlucht hinauf an Andermatt vorbei nach Realp. Schon beim Aussteigen hört man entfernt ein Schnauben und Zischen. Kurze Zeit später dann auch die Ursache: Eine über 100-jährige Dampflokomotive wartet gemütlich vor sich hin puffend, geduldig auf die grosse Reisegruppe. Daran angehängt vier schmucke, alte Bahnwagen. Neben den Geleisen spielt ein Drehorgelduett. Irgendwo kreisen ein paar Bergdohlen. Eine zutiefst idyllische Stimmung herrscht am Dampfbahnhof Realp.
Rauchschwaden und Dampffetzen
Pünktlich startet der Dampfzug mit den fröhlichen Passagieren auf der alten Furka-Bahnstrecke. Diese führt über Brücken, durch Tunnels, vorbei an üppig blühenden Alpweiden, reissenden Bergbächen, Wasserfällen, Felswänden und vereinzelten Schneefeldern hinauf zum höchsten Punkt der früheren Furka-Bahn. Die Strecke ist steil, das Rattern der Zahnradbahn unüberhörbar. Gleich vor dem Tunneleingang stoppt der Dampfzug: Die Lokomotive braucht auch hier wieder neues Wasser. Die Reisegruppe stärkt sich in der Zwischenzeit mit einem erfrischenden Apéro. Einzelne kommen kaum dazu, diesen zu geniessen – zu interessant und speziell sind die sich anbietenden Fotomotive und Eindrücke.
Schnaubend geht es dann weiter. Vorerst werden aber schnell alle Fenster und Türen geschlossen. Die Fahrt geht durch den fast zwei Kilometer langen alten Furka-Scheiteltunnel. Rauchschwaden und Dampffetzen fliegen an den Wagenfenstern vorbei. Auf der Südseite der alten Furka-Bahnrampe fährt der Zug wiederum mit Zahnradunterstützung recht steil hinunter nach Gletsch. Für eine kurze Zeit kann ein Blick in das steinige Tal des ehemaligen Rhonegletschers geworfen werden. Dieser selbst ist nicht mehr sichtbar. Er hat sich in den letzten Jahrzehnten um Hunderte Meter in die Bergwelt zurückgezogen.
Ein Abenteuer – ob mit Bahn, Car oder Schiff
Nach Gletsch führt die Strecke an der tosenden Rotte (so heisst die Rhone im Oberwallis) vorbei, über viele Brücken, durch einen Kehrtunnel und schliesslich den Bergwald hinunter nach Oberwald. Neben den Geleisen ist eine ausgeklügelte Sprinkleranlage installiert. Diese soll verhindern, dass durch Funken der Dampflokomotive der Schutzwald oberhalb Oberwald Feuer fängt. Nach einem kleinen Spaziergang der nun friedlich fliessenden Rotte entlang wartet im Hotel Furka ein leckeres Mittagessen auf die Reisegruppe. Bald erfüllen fröhliche und intensive Gespräche die mehreren Abteilungen der heimeligen Gaststube. Gestärkt und mit vielen neuen Eindrücken geht die Fahrt nun über den Furkapass. Die Cars sind gross, die Strasse schmal. Manchmal scheint es, dass nicht alle Verkehrsteilnehmer an Passfahrten gewöhnt sind. Ein paar abenteuerlich anmutende Manöver der sehr erfahrenen Chauffeure sind notwendig, damit an schmalen Stellen sicher gekreuzt werden kann. Ab Realp wird die Fahrt wieder zügiger und führt nun über Andermatt nach Göschenen und weiter nach Flüelen am Südende des Vierwaldstättersees.
Ein Schiff fährt die grosse Gruppe mit ein paar Zwischenhalten via Bauen und Rütli nach Brunnen. Bei wunderschönem Sonnenschein werden die meisten Frisuren durch den erfrischenden Fahrtwind dann doch etwas durcheinandergebracht. Ein paar Gehminuten von der Schiffsanlegestelle entfernt warten die drei Cars, welche die gutgelaunte und um viele schöne Eindrücke bereicherte Reisegruppe sicher zurück in die Ostschweiz bringen.
BRUNO SCHMID