«Etwas enttäuscht, aber trotzdem überwiegt die Freude»
22.05.2025 Elgg, HagenbuchAm 18. Mai wurde in Elgg nicht nur über die Dreifachturnhalle abgestimmt, sondern auch über die Senkung der Gewinnsteuer für Unternehmen. Die kantonale Vorlage wurde abgelehnt, auch in Elgg und Hagenbuch (siehe Box). Valentin Schnyder vom Handwerker- und Gewerbeverein Elgg (HGV) ...
Am 18. Mai wurde in Elgg nicht nur über die Dreifachturnhalle abgestimmt, sondern auch über die Senkung der Gewinnsteuer für Unternehmen. Die kantonale Vorlage wurde abgelehnt, auch in Elgg und Hagenbuch (siehe Box). Valentin Schnyder vom Handwerker- und Gewerbeverein Elgg (HGV) erklärt die möglichen Gründe und warum ihn der Abstimmungssonntag dennoch positiv stimmt.
Hat Sie der Ausgang der Abstimmung überrascht?
Valentin Schnyder: Nein, überrascht nicht. Es war mir klar, dass aus der Sicht vieler Stimmberechtigten ein vermeintlicher Abbau von Steuern, gerade bei Grosskonzernen, nicht gerade zuvorderst auf der Wunschliste steht.
Sind Sie vom Ergebnis enttäuscht?
Ja, ich bin etwas enttäuscht. Jedoch spült die riesige Freude über das Ja zur neuen Dreifachturnhalle in Elgg diese Enttäuschung wieder weg. Da zahlt man gerade etwas lieber Steuern, wenn man weiss, dass damit so sinnvolle und wichtige Investitionen getätigt werden.
Eine Minderheit des Zürcher Kantonsrats lehnte die Änderung ab. Die Stadt Zürich hat sich auch dagegen ausgesprochen. Ferner wurde das Volksreferendum ergriffen. War diese Gegenwehr verständlich?
Ja, das ist sicherlich verständlich, denn wenn man sich nicht vertieft mit der Materie befasst und selbst nicht davon betroffen ist, kann man zu einem Nein tendieren. Es ist aber schade, denn es wäre wichtig, dass die KMU-Betriebe ihre Gewinne möglichst im Betrieb halten können. Nur so sind diese resistent gegen schlechte Zeiten, ausgelöst unter anderem durch Pandemien oder Wirtschaftsrückgänge. Aus meiner Sicht hat man da eine sehr gute Chance verpasst, unsere Betriebe zu stärken. Dies kommt auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie am Ende auch den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern zugute.
War die Vorlage auch Thema im Handwerker- und Gewerbeverein Elgg?
Der HGV befasst sich politisch nur mit kommunalen Themen. Deshalb war die Änderung im Steuergesetz nicht ein offiziell traktandiertes Thema. Jedoch sicherlich eines, welches unsere Mitglieder bei spontanen Treffen untereinander diskutiert haben. Da die HGV-Mitglieder aus allen möglichen politischen Parteien stammen, sind solche kantonalen Abstimmungsschlachten nicht Bestandteil unseres primär nach Lösungen suchenden Vereines.
Inwiefern hätte diese Steuersenkung die Betriebe in Elgg oder auch Hagenbuch betroffen?
Die Steuersenkung hätte den KMU-Betrieben geholfen, mehr vom Gewinn im Betrieb halten zu können, da weniger Geld als Steuern abgeflossen wäre. Das stärkt die Betriebe. Wenn dieses Geld dann als Dividende aus dem Eigenkapital entfernt wird, dann bekommt die Allgemeinheit trotzdem einen schönen Steuerbetrag. Aber wie gesagt, bei den allermeisten Gewerbetreibenden überwiegt die Freude, dass die Elggerinnen und Elgger jetzt endlich eine angemessene Turnhalle bekommen. Das stärkt den Standort Elgg unheimlich. Und das kommt den Gewerbetreibenden aus Elgg schlussendlich auch wieder zugute. Am meisten stärkt und freut es die Betriebe sowieso, wenn möglichst viele Einheimische vor Ort einkaufen und das örtliche Gewerbe bei ihren Bauvorhaben aussuchen. Zusammen sind wir am stärksten, denn wir geben die Investitionen als Steuern wieder zurück.
Valentin Schnyder ist Inhaber der Spenglerei Schnyder AG und im Vorstand des HGV Elgg.
INTERVIEW VON SARAH STUTTE
Abstimmungsvorlage und Resultate
Die Zürcher Regierung wollte die Gewinnsteuern für Unternehmen im ganzen Kanton senken, weil diese heute die zweithöchsten in der ganzen Schweiz sind. In allen anderen Kantonen liegen die Ansätze deutlich tiefer. Bereits vor einigen Jahren lancierte Finanzdirektor Ernst Stocker die «Steuervorlage 2017», um Unternehmen davon abzuhalten, in günstigere Kantone abzuwandern. Der erste Teil dieser Vorlage, eine Senkung des Gewinnsteuersatzes von acht auf sieben Prozent, wurde 2019 vom Zürcher Stimmvolk angenommen. Nun ging es um eine weitere Senkung von sieben auf sechs Prozent, die der Zürcher Kantons- und Regierungsrat vorschlug. Damit sollte der Wirtschaftsstandort Zürich zusätzlich gestärkt und für Unternehmen steuerlich attraktiver werden, weil Arbeitsplätze in Zürich erhalten blieben und Steuererträge langfristig gesichert werden könnten. Die Gegnerinnen und Gegner der Vorlage sahen das anders und führten aus, dass die Steuersenkung zu Mindereinnahmen führe, die letztendlich das Volk tragen müsse. Zudem würden ihrer Meinung nach von dieser Senkung hauptsächlich Grossunternehmen profitieren und nicht die Kleinbetriebe. Überdies hätte die Bevölkerung erst vor sechs Jahren eine Senkung der Gewinnsteuern unterstützt. Der Grossteil des Stimmvolks im Kanton Zürich sah dies ähnlich und lehnte die Steuervorlage am Abstimmungssonntag mit 54,5 Prozent ab (zu 45,5 Prozent Ja-Anteil). In Hagenbuch zählte das Abstimmungsresultat 152 Nein-Stimmen gegen 117 Ja-Stimmen. Die Stimmbeteiligung lag bei 33,42 Prozent. In Elgg stimmten 51,58 Prozent über die Steuervorlage ab, 902 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger lehnten diese ab, 776 sprachen sich dafür aus.

