Es wird kälter – auch in den Kirchen

  15.11.2022 Eulachtal

Auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene steckt man die Köpfe zusammen, um Lösungen zu suchen und Massnahmen zu treffen, welche einer Energiemangellage entgegenwirken sollen. Das gilt auch für die Evangelischreformierte Kirchgemeinde Eulachtal.

«Seit Menschengedenken herrschte im Winter in den Kirchenräumen beissende Kälte.» Das schrieb Lokalhistoriker Markus Schär am 13. Oktober in dieser Zeitung. Schliesslich hätten die Gottesdienstbesuchenden 1881 erstmals Zeugen und Nutzniessende eines Heizversuchs in der Kirche Elgg werden dürfen. Ab dann wurde es schrittweise wärmer in den Kirchen. So auch im Landstädtchen – von Petroleum über Holz und Kohle bis zur Elektrizität, als sich 1962 bei einer umfassenden Kirchenrestaurierung die Elektroheizung durchsetzte. Heute schreiben wir das Jahr 2022. Im Zuge der erwarteten Energiekrise beschloss die Bundesregierung Sparmassnahmen, die kurz- und mittelfristig zur Sicherung der Energieversorgung beitragen sollen. Inzwischen wird das Problem auf allen Stufen beraten. Auch die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz und infolge diejenige des Kantons Zürich haben Massnahmen beraten und Empfehlungen zur Entgegenwirkung einer möglichen Energiemangellage an die Kirchgemeinden ausgesprochen.

Die Energieträger der Kirchgemeinde

Nach den Empfehlungen des Kirchenrats, sich mit möglichen Szenarien für den kommenden Winter zu befassen, tat dies auch die Liegenschaftskommission der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Eulachtal. Seit der Zusammenlegung der Kirchgemeinden Elgg, Elsau und Schlatt nimmt sich Rolf Anderes dem Ressort Liegenschaften, insbesondere dessen Kommission an. Diese setzt sich nebst ihm aus den zwei verantwortlichen Sigristinnen Maria Cristina Ganz (Schlatt) und Dania Leuenberger (Elsau) sowie dem Elgger Sigrist Stephan Baumgartner zusammen. Zudem ist von der Kirchenpflege Martin Gisler (Ressort Finanzen) mit an Bord.
Der Zürcher Kirchenrat empfiehlt die Prüfung der Energiequellen und Planung von Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs: zum Beispiel die Umschaltung von Gas auf Öl. Die drei Kirchen im Eulachtal betrifft diese Umschaltempfehlung nicht, denn sie werden alle ausschliesslich elektrisch beheizt, wie Anderes auf Anfrage bestätigt. Er ergänzt: «Einzig das Pfarr- und Kirchgemeindehaus in Elsau werden noch bis und mit diesem Winter mit Heizöl betrieben. Danach ist je Gebäude eine Luft-Wasser-Wärmepumpe vorgesehen.» Mehr dazu würde man in der nächsten Kirchgemeindeversammlung am 4. Dezember in der Kirche Elgg erfahren. In Betracht gezogen werde zusätzlich eine Anbindung der Elgger Kirche an den Fernwärmeverbund.

Zwei Grad Absenkung – 15 Prozent Energieeinsparung

Nun steht der Winter vor der Tür und es wird kälter – auch in den Gotteshäusern der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Eulachtal. Der Kirchenrat empfiehlt nämlich die Absenkung der Temperaturen. Gemäss der in der hiesigen Kirchenpflege für die Kommunikation zuständigen Katharina Wachter, sollen die Kirchen um zwei Grad weniger beheizt werden. Rolf Anderes ergänzt, dass dieses Absenken einer Energieeinsparung von rund 15 Prozent entspreche. Damit könne man die Empfehlung des Bundes mit bestem Wissen und Gewissen umsetzen.
Was wohl die Kirchengängerinnen und -gänger dazu sagen? Der Vorsteher Liegenschaften empfiehlt schon mal – sollte jemand frösteln – den Wintermantel nicht auszuziehen und Wollsocken zu tragen. Gemäss einer aktuellen Studie, so berichtete Markus Schär vor Monatsfrist in seinem Beitrag, würden bei Raumtemperaturen von 19 Grad vor allem Frauen frösteln. In den Kirchen wäre das nicht mehr als eine Wunschtemperatur – vor allem künftig nach der Absenkung – weshalb es also primär für das weibliche Geschlecht empfehlenswert sein könnte, sich warm anzuziehen.

Prüfung und Umsetzung weiterer Massnahmen

Weitere Empfehlungen des Kirchenrats sind die Schliessung wenig genutzter Gebäudeteile, Verlegung von Gottesdiensten in Kirchgemeindehäuser, das Abschalten der Kirchen- und anderer Aussenbeleuchtungen (auch als signal an die Bevölkerung), Ausschalten ungenutzter Geräte (kein Stand-by) und die Kontrolle des Lüftungsverhaltens (Stoss- statt Dauerlüften). Die Eulachtaler Liegenschaftskommission habe sich auch mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Dazu Rolf Anderes: «Wir intensivieren beispielsweise in den Ersatz aller Halogen- und Fluoreszenz-Leuchtmitteln durch LED – in sämtlichen Gebäuden der Kirchgemeinde. Die Aussenbeleuchtung der Kirchen wird zudem bis auf Weiteres ausser Betrieb genommen.» Selbst der Bethlehem-Stern in Elgg werde dieses Jahr verkürzt, aber umso schöner zu bewundern sein, meint er.
So viel zu den kurzfristigen Massnahmen. Die Kirchgemeinde Eulachtal habe sich aber auch längerfristige Gedanken gemacht. Im technischen Bereich sei man an der Einbindung von Gebäudeleitsystemen. Das heisst Audioanlagen, Heizungs-, Licht- und Glockensteuerungen und die automatische Lüftung würden miteinander verbunden, somit der Betrieb erleichtert und damit Energiekosten reduziert. «Im baulichen Bereich sehen wir zudem grosses Potenzial in der Wärmedämmung, aber auch im Einbau von Photovoltaikanlagen, um eigenen ‹Kirchenstrom› zu erzeugen», so Anderes.

Nächste Herausforderung «nach» Corona

Was für Auswirkungen hätten aber temporäre Stromabschaltungen für Gemeindeglieder, Mitarbeitende sowie Infrastruktur? Die Kommission gehe in dieser Hinsicht von drei Szenarien aus: keine, planbare und unplanbare Abschaltungen. Bei Zweiterem könnte man Angebote reduzieren oder umstellen, die unplanbaren allerdings wären problematisch, gibt Rolf Anderes zu bedenken. Die Massnahmen dazu würden noch ausgearbeitet und gegebenenfalls umgesetzt.
Nach schwierigen Corona-Jahren bringt also die Energieknappheit eine nächste Herausforderung mit sich. «Ich hoffe und vertraue auf Gott, dass wir in absehbarer Zeit wieder in ruhigerem ‹Fahrwasser› unterwegs sein dürfen», meint der Kirchenpfleger abschliessend.

RENÉ FISCHER

 


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