Es war die Musik, die den Abend machte
05.09.2023 HofstettenWeder uraltes traditionelles Appenzeller Liedgut noch Stücke aus dem Jazz oder Irland, Schottland und Ungarn – vor dem «Appenzeller Echo» ist nichts sicher. Das Trio bot am Samstagabend in der «Guhwilmühle» einen musikalischen Blumenstrauss und nahm das ...
Weder uraltes traditionelles Appenzeller Liedgut noch Stücke aus dem Jazz oder Irland, Schottland und Ungarn – vor dem «Appenzeller Echo» ist nichts sicher. Das Trio bot am Samstagabend in der «Guhwilmühle» einen musikalischen Blumenstrauss und nahm das Publikum auf eine Reise um die halbe Welt mit.
Für einmal fand ein Anlass der Kulturkommission Elgg nicht wie üblich im Werkgebäude statt, sondern am idyllischen oberen ende des Fahrenbachtobels in der «Guhwilmühle». Bevor die Musik im ehrwürdigen Saal, in dem schon manch einer am Maitanz oder einer Stubete das Tanzbein schwang, aufspielte, wurde draussen in der Gartenwirtschaft ein Abendmenü serviert. Nach dem Essen begaben sich die Gäste, wenn auch nicht in der erhofften Anzahl, auf einen humorvollen und musikalischen Ausflug, der weit über die Grenzen des Herkunftskantons der drei hinausging. Das Appenzeller Echo wurde im November 1997 von den Brüdern Josef und Benjamin Rempfler ins Leben gerufen. Zusammen mit Walter Neff spielen sie alte, überlieferte Streichmusiktitel in der traditionellen Besetzung Geige, Hackbrett, Bass mit Gesang und Jodel. Zur Abwechslung präsentieren sie mit dem Akkordeon auch neuere Appenzeller Musik und pflegen die vielen Stilrichtungen ihres Kantons. Dazu ergänzen sie ihr Repertoire mit Rhythmen wie Walzer, Mazurka, Schottisch, Polka, Swing, Tango, ungarischen Weisen bis hin zu keltischen und irischen Klängen.
Zwischen den Stücken erzählte Josef Rempfler, der mit seiner Geige oder dem Akkordeon auf der Bühne stand, entweder etwas über die Entstehung und Herkunft des nächsten Titels oder die Entwicklungsgeschichte der Streichmusik oder Instrumente. Bevor die Musik zum ersten Ton ansetzte, sorgte Bassist Walter Neff für etwas Verwirrung im Saal: Er verliess die Bühne, schritt gezielt in die Küche und schaltete den noch laufenden Radioapparat aus; er beseitigte sozusagen unliebsame Konkurrenz aus dem Nebenraum.
Gewitzt, schlau und liebenswert
In seinem ausgeprägten Innerrhoder Dialekt erzählte Rempfler nicht nur Wissenswertes zur dargebotenen Musik, sondern gab die eine oder andere Anekdote aus dem früheren Leben im Appenzellerland zum Besten. So wurde nicht nur gegen das grosse Zürich gestichelt, auch der Nachbar Ausserhoden bekam den einen oder anderen kleinen Seitenhieb. Die mit viel Mimik und Gestik ausgeschmückten Witze über Religion und Kirche, die Schlauheit und Gewitztheit der Einheimischen, liessen die Appenzeller noch etwas sympathischer und liebenswerter erscheinen, als sie gemeinhin eh schon wahrgenommen werden. Mit einem der ältesten noch bekannten Schweizer Volkslieder, dem «Guggisberglied», das 1741 erstmals erwähnt wurde, sorgte das Trio für kollektive Hühnerhaut im Saal. Zwischen dem ersten und zweiten Teil des Konzerts wurde Dessert und Kaffee serviert. Eine Gelegenheit, die sich weder Wirt Ruedi Schaufelberger noch Hanspeter Herzog von der Kulturkommission nehmen liessen, ein paar Worte ans Publikum zu richten. Während Schaufelberger sich bei den Gästen für ihr Kommen bedankte, machte Herzog auf das nächste «Kuko-Highlight» vom 16. September aufmerksam.
Danach ging die Reise zuerst mit Talerschwingen und Jodel weiter, bevor mit «Rise me up» irische Klänge angestimmt wurden. Es folgte ein ursprünglich für schottische Dudelsäcke geschriebenes Stück sowie irische Volksmusik. Wer die Augen schloss, wähnte sich auf der grünen Insel, wer sie wieder öffnete, sah drei Appenzeller in traditioneller «Vollmontur» auf der Bühne stehen – ein wunderbarer Gegensatz für Augen und Ohren. Zum Schluss kehrte das Appenzeller Echo zurück in die Heimat und beschloss den Abend mit einer Hymne. Rempfler dazu zum Publikum: «Ihr müsst aber nicht aufstehen. Es ist nur die heimliche Hymne des Appenzellerlands.» Gemeint war eine der wohl bekanntesten Polkas der Schweizer Volksmusik: «Berewegge, Chäs ond Brot». Nach fast zwei Stunden verabschiedeten sich die virtuosen Musiker vom Publikum und gönnten sich ein wohlverdientes Quöllfrisch.
MARIANNE BURGENER
Vorschau
16. September um 20 Uhr «The Cast», die Rockstars der Oper im Werkgebäude, Elgg.