Elgger Tambouren nehmen Kurs auf die Zukunft
29.10.2024 ElggNach über vier Jahren Planung beginnt nun der Endspurt beim Bau des neuen Vereinshauses der Elgger Tambouren. «Zu Weihnachten haben wir ein Dach über dem Kopf», versprach der Bauleiter am symbolischen Spatenstich.
Sonniges T-Shirt-Wetter am ...
Nach über vier Jahren Planung beginnt nun der Endspurt beim Bau des neuen Vereinshauses der Elgger Tambouren. «Zu Weihnachten haben wir ein Dach über dem Kopf», versprach der Bauleiter am symbolischen Spatenstich.
Sonniges T-Shirt-Wetter am Sonntagmittag, als sich immer mehr Rothemden und interessiertes Publikum zwischen der alten Vereinsbaracke des Tambourenvereins Elgg und der frisch ausgehobenen Baugrube für das neue Club- und Probehaus versammelten. Gleich zwei gute Omen also für die letzte Phase des ambitionierten Projekts: Petrus meint es offensichtlich gut, und der Bauunternehmer fand bereits letzte Woche Zeit, den Aushub für das neue Gebäude auszuführen. Dabei war der Spatenstich doch erst für den Sonntag geplant – und wurde so zu einem symbolischen Akt.
Vertontes Wechselbad der Gefühle
Zum Start der fröhlichen Feier spielten natürlich die Tambouren, Pfeiferinnen und Pfeifer des Vereins auf. Unter anderem eine neue Komposition mit dem Titel «Rubi John», eine Hommage an den Vereinspräsidenten André Rubitschon, der seit über vier Jahren das ambitionierte Projekt vorantreibt. Das Stück, mit leisen, fast traurigen langsamen Trommelwirbeln und donnernden, euphorischen Paukenschlägen, soll dessen Wechselbad der Gefühle in dieser langen Zeit verdeutlichen, wie der musikalische Leiter des Tambourenvereins, Philipp Fuchs, vorab erläuterte.
In seiner kurzen Ansprache fasste der strahlende Präsident dann zusammen, wie alles zu diesem sonnigen Sonntag geführt hatte. Er beschrieb den baufälligen Zustand des aktuellen, über 50-jährigen und viel zu kleinen Vereinsheims, eigentlich eher eine Baracke. Er erläuterte, weshalb man es am selben Ort nicht neu hätte aufbauen können. Er schilderte, wie die Gemeinde Elgg das Land zwischen dem alten Vereinshäuschen und der Elibag im Baurecht anbot. Er fasste die vielen Schritte der Planung und Finanzierung zusammen. «Es war ein grosser Krampf», schloss er seinen Rückblick auf die letzten vier Jahre.
Nun aber soll es zügig vorwärts gehen. «Schon diese Woche beginnt die Bauunternehmung mit den Kanalisationsund Fundamentarbeiten», versprach Rubitschon. «Da hinten», zeigte er auf einen kleinen Berg unter grünen Blachen, «sind die vorfabrizierten Teile des Holzbaus. Ist der Unterbau parat, wird das neue Vereinshaus innerhalb weniger Wochen stehen.» Und Giorgio Tommasini, früher selbst Pfeifer und jetzt unentgeltlicher Bauleiter des Projekts, versprach: «Zu Weihnachten haben wir ein Dach über dem Kopf.»
Doppelt so viel Proberaum – für alle in Elgg
Und nicht nur das, wie ein Blick auf das ausgestellte Modell und die Pläne des Neubaus zeigt. Es gibt auch viel mehr Platz. Der aus Holz aus Elgger Wäldern erstellte Bau wird neben zwei Übungsräumen in derselben Grösse wie die beiden im alten Vereinshaus einen dritten Probesaal bieten, der noch einmal so viel Grundfläche hat.
«Damit wird unsere Vereinstätigkeit viel einfacher», betonte der musikalische Leiter Philipp Fuchs. Derzeit müsse man die Proben in mehreren Gebäuden in Elgg abhalten, weil zum Teil bis zu sieben Gruppen am selben Abend üben. «Der grosse Aufwand, um Instrumente und Material zwischen diesen verschiedenen Probeorten zu verschieben, entfällt», freut er sich. Und auch die Akustik im neuen Gebäude dürfte «um Welten besser sein, als im alten Häuschen».
Davon sollen aber nicht nur die Trommler und Pfeiferinnen des Tambourenvereins profitieren, sagt Präsident Rubitschon. «Meine Vision ist, dass das neue Vereinshaus ein Ort für alle Musikanten und Musikvereine in Elgg wird», erläutert er auf Anfrage. In Elgg herrsche grundsätzlich ein Mangel an Übungsräumen, daher sei geplant, die neuen Probesäle im Tambourenheim zu vermieten.
Viel Geld von Spendern und der Gemeinde
Die Öffnung und Vermietung des Vereinshauses für Dritte hat aber auch finanzielle Gründe. Es hilft dem kleinen Verein, den Betrieb und die hohen Baukosten von rund 600’000 Franken zu stemmen. Unterstützt wird er dabei von vielen Sponsoren und Gönnern, die weit über 120’000 Franken für den schmucken Neubau gespendet haben.
Auch die Gemeinde Elgg war grosszügig mit ihren Tambouren. Vor fast genau einem Jahr hat die Gemeindeversammlung auf Antrag des Gemeinderats einen einmaligen Investitionsbeitrag von 250’000 Franken für das Projekt gesprochen – zusätzlich zum unentgeltlichen Baurecht für das Bauareal des Vereinshauses der Tambouren und Pfeifer. Sie werden es der Bevölkerung in den nächsten Jahren mit Trommelwirbeln und Piccoloklängen zurückzahlen.
MARKUS KOCH
Fast 75 Jahre Elgger Tambouren
Der Tambourenverein Elgg (TaVE) ist nicht der grösste Verein in Elgg, aber ein traditionsreicher. Er wurde 1951 unter der Führung des Winterthurer Tambours Bruno Meier gegründet und kümmert sich seither um die Ausbildung der Äschli-Tambouren und -Pfeifer. Zuvor waren dies vor allem auswärtige Trommler.
Aktuell zählt der TaVE 28 aktive Mitglieder, 15 Trommler, ein Dutzend Pfeiferinnen und Pfeifer sowie einen Fähnrich. Sie spielen gemischte Stücke, die von Pfeifern und Tambouren gemeinsam intoniert werden, anspruchsvolle Piccolo-Kompositionen, reine Trommelmärsche sowie moderne Rhythmusstücke. Zudem werden im Verein rund vierzig Kinder und Jugendliche unterrichtet, welche das Instrument erlernen und im Dorf präsentieren. Moralische und finanzielle Unterstützung erfährt der TaVE dazu von 140 Passivmitgliedern in und rund um Elgg.